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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Am Bramkamp halten die Leute zusammen
Zwischenüberschrift:
Einmal um den Pudding: Gute Nachbarschaft in verschachtelter Siedlung
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wer den Bramkamp hochfährt, erlebt auf dem Gipfel der Anhöhe eine Überraschung. Aus einer Siedlung von Einfamilienhäusern ragen drei Hochhäuser hervor. Auf die Nachbarschaft hat das aber keine Auswirkung. Die Atteraner leben einträchtig miteinander. Es ragt auch niemand aus der Gruppe heraus. Das will keiner. Dennoch ist die Siedlung am Bramkamp etwas Besonderes.

Im Sommer ist der Garten der Hillbrinks das Zentrum der Nachbarschaft. " Im Winter sehen wir uns manchmal wochenlang nicht", sagt Sascha Hillbrink. Der 38-Jährige lebt mit seiner Frau Katja (37), seinem Sohn Luis (9) und seiner Tochter Maya (6) seit wenigen Jahren am Bramkamp in Häusern, die es nur neunmal in Osnabrück und nur 240-mal in Deutschland geben soll, wie Usha Chandrasekhara berichtet.

Die 63-Jährige lebt seit 22 Jahren am Bramkamp. Von dem Vorbesitzer ihres Hauses hat sie gehört, dass die verschachtelte Bauweise der Domizile nur selten umgesetzt wurde. " Von außen sehen die Häuser klein aus. Von innen betrachtet, sind sie aber sehr groß und geräumig."

Von innen hat auch Tobias Schulz schon ein paar Häuser im Bramkamp gesehen. Der 39-Jährige steigt manchmal über Dächer oder offene Fenster in sie ein. Immer dann, wenn jemand seinen Schlüssel von innen stecken lassen hat oder die Tür zugefallen ist, wird Schulz zur " Katze". Doch anders als der Meisterdieb aus Alfred Hitchcocks Film " Über den Dächern von Nizza" stiehlt er keine Juwelen, sondern öffnet Türen.

Neben vermeintlichen Dieben leben im Bramkamp von Lehrern, Ärzten bis zu Malochern alle möglichen Schichten, sagen die Bramkämper. " Hier ist multikulti." Usha Chandrasekhara kommt aus Indien, der 52-jährige Valeri Kentz aus der Ukraine, und Christina Janz wurde vor 39 Jahren in Polen geboren. In der Nachbarschaft sind zudem weitere Nationalitäten vertreten. " Über die Kinder kommt man ins Gespräch", sagt Katja Hillbrink. Da auch viele Hundebesitzer am Bramkamp leben, ergibt sich ein weiteres gemeinsames Thema. Eine Grenze zwischen den Hoch- und den Einfamilienhäusern zieht keiner. " Das ist hier kein sozialer Brennpunkt", meint Sascha Hillbrink. " Meine Mutter wohnt da", sagt Christiane Janz, die mit ihrem 42-jährigen Mann Volker auf die andere Straßenseite gezogen ist. Die Hochhäuser seien zuerst da gewesen, erzählt Usha Chandrasekhara. " Das ist eine wilde Architektur hier", meint Sascha Hillbrink. Seine Frau Katja sagt achselzuckend: " In Atter durfte sich wohl jeder mal ausprobieren."

Ein besonderer Vorteil des Bramkamps sei seine ruhige Lage, meint Christina Janz. Dass sie und die anderen Anwohner sich dort wohlfühlen, ist kaum zu übersehen. Dennoch herrscht nicht immer eitel Sonnenschein. Es gibt kein Lebensmittelgeschäft und keinen Supermarkt in der Nähe. Die Schlecker-Filiale hat erst vor Kurzem dichtgemacht. Die Kinder können sich nicht mal eben schnell Schlickersachen kaufen, erzählt Christina Janz. Zum Einkaufen fahren die Bramkämper nach Eversburg oder Lotte. " Wir können nichts zu Fuß holen", sagt Katja Hillbrink. Doch, widerspricht Tobias Schulz schmunzelnd: " Bei mir gibt es immer Zucker und Mehl."

Als es einmal einen anderen Grund zur Unzufriedenheit gab, zeigte sich der Zusammenhalt der Nachbarschaft. Im Januar 2010 protestierten sie vor dem Rathaus in Eiseskälte in Bademänteln und Schwimmflügeln gegen die Schließung eines Schwimmbads in der Grundschule. " Das war ein gutes Gefühl, dass wir innerhalb weniger Tage so viele Leute zusammenbekommen haben", sagt Christina Janz. " Wenn was los ist, kann man sich auf die Atteraner verlassen", ergänzt Katja Hillbrink.

Auf die Atteraner können sich auch Mädchen in Malawi verlassen. Die Nachbarn aus dem Bramkamp sind Mitglieder des Vereins Magi, der 2010 in Atter gegründet wurde und Straßenkindern in dem afrikanischen Land ermöglicht, zur Schule zu gehen.

Bildtext:
Vor Freude in die Luft springen die Bewohner des Bramkamps. Sie finden ihre Siedlung fast perfekt.

Foto:
Hermann Pentermann
Autor:
Thomas Wübker


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