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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Früher gab es hier noch einen Milchladen"
Zwischenüberschrift:
Paul Meimberg (SPD) im Stadtteil-Interview
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Er ist kein Urgestein, das am Westerberg aufgewachsen ist. Aber der Sozialpädagoge Paul Meimberg fühlt sich nach 24 Jahren im Stadtteil heimisch. Der SPD-Politiker vertritt das Viertel am Westerberg im Stadtrat.
Herr Meimberg, wie ist es eigentlich für einen SPD-Politiker, den Stadtteil der Privilegierten zu vertreten?
Mein Privileg und Glück ist, dass ich meine Frau getroffen habe. Sie ist am Westerberg geboren. Was mich selbst betrifft, habe ich mich immer für meine direkte Wohnumgebung interessiert und mich gekümmert.
Bekommen Sie eigentlich Kritik von Ihren Kollegen aus Schinkel, wenn Sie sich für den Westerberg einsetzen?
Wenn man sagt, dass man am Westerberg wohnt, gibt es oft Bemerkungen. Darauf zu reagieren ist nicht immer einfach. Natürlich gibt es hier in Bezug auf das Wohnen eine Großzügigkeit in der Bebauung, doch manches ändert sich. Die Verdichtung auf den Grundstücken nimmt zu. Man kann auch hier im Stadtteil sagen, aus zweigeschossigen Häusern werden viergeschossige Gebäude. Auch ehemals großzügige Gärten mutieren dann zu Garagenhöfen mit kleiner Rasenfläche. Es passiert auch schon mal, dass ein geschützter Baum verschwindet. Verkehrsprobleme und Parkprobleme gehen am Westerberg natürlich auch nicht vorbei.
Was zeichnet die Menschen vom Westerberg aus?
Hier wohnen alteingesessene Osnabrücker Familien. Das lässt sich ja auch an der Bebauung ablesen. Aber von jeher gibt es auch Mietshäuser. Das Bild im Viertel hat sich durch den Zuzug der Studenten sehr verändert. Man sieht überall junge Leute, zum Beispiel an der Uni und der Musikschule, der ehemaligen Frauenklinik an der Caprivistraße. Man kann bestimmt sagen, dass viele Menschen am Westerberg glücklich und zufrieden sind, ganz gleich, welcher Generation sie angehören.
Was war hier früher anders im Stadtteil?
Es gab früher einen Milchladen an der Lotter Straße, bis vor ein paar Jahren auch einen Kiosk. Auch an der Mozartstraße konnte man in einem Lebensmittelgeschäft einkaufen. Das ist schon lange vorbei.
In der Kaserne an der Caprivistraße mit den hohen Mauern und dem ausdrucksvollen Tor waren die britischen Streitkräfte stationiert. Als ich hier hinzog, hörte man morgens die Geräusche der Panzer. Danach wurde es Grenzdurchgangslager für Aussiedler, wo ich arbeitete, heute ist es Hochschule. Der Kindergarten an der Flohrstraße war ursprünglich eine Grundschule. Und natürlich gab es das Stadtkrankenhaus am Finkenhügel noch nicht. Früher waren hier im Viertel nur wenig Studenten anzutreffen. Heute kann man sagen, dass die Hochschule ein zentraler Punkt am Westerberg ist.
In unserer Straße, der Johann-Sebastian-Bach-Straße, wohnten vor 20 Jahren überwiegend ältere Menschen. Inzwischen hat sich das Bild grundlegend geändert. Hier wohnen inzwischen Familien mit kleinen Kindern, Studenten, eigentlich Menschen aller Couleur.
Wo gehen Sie denn gerne hin, um Menschen zu treffen?
Überwiegend gehe ich im Nahbereich einkaufen. Das betrifft z. B. den Bäcker, den Lebensmittelmarkt, den Fleischer, den Optiker und die Apotheke. Da treffe ich die Menschen, aber auch in der Nachbarschaft und beim Spaziergang mit dem Hund. Ins Bürgerforum gehe ich regelmäßig, um zu hören, was die Leute so bewegt. Und gerne bin ich am Büdchen, sowohl zum Boulespielen als auch um ein Bier zu trinken. Da ich gerne und viel Fahrrad fahre, kann ich jederzeit anhalten, um ein Gespräch zu führen.

Gibt es hier etwas, das auf Sie zurückgeht?
An der Caprivistraße sind ja neue Fahrradwege entstanden, die dann in die Lotter Straße einmünden. Am Lieneschweg ist vor Kurzem die Aufstellfläche aufmarkiert worden, die Radfahrern mehr Sicherheit geben soll. Ich habe mich dafür eingesetzt, es wurde in den Stadtentwicklungsausschuss eingebracht, und die Verwaltung hat das schnell umgesetzt.
Ich mache mich stark für einen Fußgängerüberweg über die Gluckstraße, für die vielen Kinder, die jetzt in den ehemaligen Britensiedlungen wohnen und zur Heinrich-Schüren-Schule gehen.
Wir brauchen aber auch eine Lösung für die Gluckstraße und die Mozartstraße, die stark vom Durchgangsverkehr beeinträchtigt sind. Ich finde, dass die Entlastungsstraße kommen muss als Konsequenz aus den Veränderungen an der Hochschule. Natürlich macht man sich mit einer solchen Forderung nicht immer Freunde, aber deswegen haben SPD und Grüne vereinbart, dass es eine Bürgerbefragung geben soll. Wenn die Umgehungsstraße gebaut wird, muss es natürlich eine gute Lösung zur Überquerung geben für die Fußgänger, die Fahrradfahrer und Jogger.
Starkmachen möchte ich mich auch für eine Verbesserung des ÖPNV. Dabei müssen die Senioren einbezogen werden und die Studenten. Ich finde, dass die Linie 21 über den Westerberg schon ein Meilenstein war. Daran müssen wir jetzt anknüpfen.
Was muss sich Ihrer Meinung nach am Westerberg ändern?
Der Stadtteil muss im lebendigen Wandel bleiben. Ich wünsche mir, dass die Angebote in den Kindertagesstätten für die unter Dreijährigen verbessert und die Wartelisten verkürzt werden. Der grüne Finger, der über den Westerberg geht und für gute Luft sorgt, muss auf jeden Fall bleiben.

Bildtext:
Die rote Markierung macht Radlern das Leben leichter. Ratsherr Paul Meimberg hat sich für die Aufstellspur am Lieneschweg eingesetzt.

Foto:
Gert Westdörp
Autor:
rll
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