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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Inhalt:
Überschrift:
Seit 140 Jahren die feine Adresse.
Zwischenüberschrift:
Für viele ist es ein Glück, auf dem Westerberg zu leben.
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Das sind die Preise, von denen Makler träumen: Bis zu 700 Euro pro qm werden für die Top-Lagen auf dem Westerberg hingeblättert. Kein Wunder, dass in Immobilienanzeigen der Hinweis " Nähe Westerberg" gnadenlos ausgereizt wird. Dieser Stadtteil hat mehr Grünanlagen, mehr Bäume und mehr Wasserflächen als fast jeder andere. Und allen Klischees zum Trotz sind die Millionäre eine Minderheit.

Als Osnabrück in die Industrialisierung stolperte und die Stadtmauern niederriss, entstanden die großen Betriebe mit ihren qualmenden Schloten im Osten. Die feinere Gesellschaft zog es in die entgegengesetzte Himmelsrichtung, auf den Westerberg. Seit 140 Jahren gilt dieser Stadtteil in Osnabrück als beste Adresse. Und das lässt sich ablesen an den schicken Villen aus der Gründerzeit, an den hohen Mauern und an den Muttis, die ihre Kinder mit dem Geländewagen die 500 Meter zur Schule fahren.

Von Anfang an war der Westerberg aber nicht nur den Wohlhabenden vorbehalten. Das Musikantenviertel auf dessen Straßennamen Komponisten wie Mozart, Bach und Beethoven verewigt sind geht auf kleine Beamte zurück, die sich vor über 80 Jahren den Zins für ihr Eigenheim vom Munde absparten.

Auch am Corsicaskamp wurde in den 20er- und 30er-Jahren eine Siedlung der kleinen Leute aus dem Boden gestampft. Die Evangelischen Stiftungen stellten das Land zur Verfügung und legten bis zum letzten Federstrich die Spielregeln fest. So entstand ein Haus wie das andere, mit einem Vorgarten, der nicht verändert werden darf. Und im Grundbuch ist sogar festgeschrieben, " dass hier keine Schankwirtschaft, keine Bordelle und kein Gewerbe erlaubt sind", wie sich Heiko Schlatermund amüsiert, der in einem dieser denkmalgeschützten Häuser wohnt.

Dabei findet er es weitsichtig, dass dieses Ensemble mit so viel Grün und so viel Lebensqualität ausgestattet ist. Mag ja sein, dass die gute Nachbarschaft eine Folge davon ist. " Ob Beamte, Studenten, Migranten, jung oder kinderreich", der Corsicaskamp sei eine " verschworene Gemeinschaft", meint Heiko Schlatermund. " Die Leute sitzen gerne in den Vorgärten und reden miteinander". Das hätten die Älteren den Jüngeren abgeschaut.

Wer Leute vom Westerberg nach ihrer Zufriedenheit fragt, bekommt von allen Seiten beschrieben, wie vorteilhaft es doch sei, im Grünen zu leben und zugleich kurze Wege in die Stadt zu haben. Als großes Glück empfindet auch Carola Jacobi, dass sie mit ihrer Familie in einem Haus an der Gutenbergstraße wohnen kann, das auf ihre Urgroßeltern zurückgeht: " Wir leben hier richtig gerne!"

Wenn es um die weichen Standortfaktoren für den Westerberg geht, kommt häufig der Botanische Garten ins Spiel. Ein Glücksfall für Osnabrück, dass die Universität diesen Pflanzenpark im alten Steinbruch eingerichtet hat. Ein Privileg für alle, die in seiner Nähe wohnen.

Gerade weil es sich am Westerberg so gut leben lässt, gerät seine heile Welt immer wieder in Gefahr. In diesem Stadtteil gibt es mehr Kaufinteressenten als Immobilien. Mit der Folge, dass findige Geschäftsleute ohne Rücksicht auf geschützte Bäume und guten Stil exklusive Wohnprojekte aus der Taufe heben. Frank Henrichvark, Wort- und Buchhalter der Heger Laischaft und selbst Bewohner des Westerberges, bringt es auf den Punkt: " Ein Beispiel dafür, wie man das, was man schätzt, ruinieren kann."

Bildtexte:

Der Westerberg vor über 100 Jahren: Das Foto von der Windmühle ist wohl Ende des 19. Jahrhunderts entstanden.

Alles in Bewegung: Parkour-Sportler vor dem Biologie-Gebäude der Uni am Westerberg.

Noble Villen und viel Grün: der Westerberg von seiner schönsten Seite, hier an der Werderstraße.

Im Botanischen Garten entwickelt sich das Edelweiß üppiger als in den Alpen. Und das, obwohl der Westerberg nur 100 Meter über Normalnull liegt

Fotos:
Archiv/ Lindemann/ Hermann Pentermann
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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