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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Was wird aus dem Kino-Center?
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Die neue Betreiberin will die Filmpassage modernisieren – Rückblick auf eine bewegte Kinogeschichte
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Was tut sich in der Filmpassage? Einst war das Kino an der Johannisstraße das Boom-Haus unter den Osnabrücker Filmtheatern. Dann ging es mit dem Haus bergab. Mit Anja Thies tritt nun eine neue Betreiberin auf den Plan. Sie hat viel vor. Wir stellen ihre Ideen vor und erinnert an die ereignisreiche Chronik des 1990 eröffneten Kinocenters.

Es ist offensichtlich, dass die Filmpassage in der Johannisstraße 112–113 ihre besten Zeiten hinter sich hat. Das mit neun Sälen und 1646 Sitzplätzen noch immer größte Kinocenter Osnabrücks zählte in seiner Hochphase Mitte der 90er-Jahre mit 400 000 Besuchern jährlich zu den umsatzstärksten Häusern in ganz Deutschland. An Spitzenwochenenden wurden in der " Ufa-Filmpassage", wie das Kino lange hieß, bis zu 8000 Tickets verkauft. Das Geschäft boomte bis zum Herbst 2001, als Osnabrück mit der Eröffnung von " Cinema-Arthouse" und " Ufa-Palast" am Hauptbahnhof (jetzt " CineStar") eine rekordmäßige Großkino-Offensive erlebte.

Seit dieser Zeit gab es, auch infolge von oft undurchsichtigen Besitzer- und Betreiberwechseln, immer wieder Gerüchte über eine mögliche Schließung. Doch jetzt gibt es für den renovierungsbedürftigen Kinokomplex in der Neustadt eine Zukunft. Seit dem 1. Juni ist die gelernte Industriekauffrau Anja Thies (40) neue Betreiberin der Filmpassage. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Meinolf Thies ist Anja Thies geschäftsführende Gesellschafterin der in Mülheim an der Ruhr ansässigen " Consul thies GmbH" . Ihre Firma berät und betreibt mehrere Filmtheaterunternehmen in Nordrhein-Westfalen, darunter die " CinemaxX"- Häuser in Essen und Mülheim sowie das " Cineworld" in Lünen. Im Gespräch legt Thies Wert darauf, dass nicht die " Consul thies GmbH", sondern sie per sönlich die " Filmpassage.de GmbH" vom vormaligen Besitzer und Betreiber Martin Steinkamp erworben hat.

Der Osnabrücker Diplom-Kaufmann hatte die fast 5000 Quadratmeter große Immobilie erst zum 1. Februar 2010 übernommen. In seiner nur knapp zweieinhalbjährigen Regentschaft erlebte die ansonsten von vielen vertrauten Gesichtern geprägte Filmpassage turbulente Personalwechsel. Zu den Entlassenen zählt der ehemalige Theaterleiter Marco Steinkämper, der in verschiedenen Funktionen 21 Jahre markanter Mitarbeiter der Filmpassage und somit fast von Anfang an dabei war.

Die Zeit des Kino-Moguls

Im Februar 1990, dem Zeitpunkt des Baubeginns, war Bauherr Heinz Riech Europas größter Kinobetreiber. Zu dessen Ufa-Imperium zählten in Osnabrück auch viele Jahre der von ihm verschachtelte Rosenhof und das Universum. Der wegen seines wirtschaftlichen Erfolgs geachtete und wegen seines Geschäftsgebarens gefürchtete Filmtheaterkaufmann stand damals höchstpersönlich in der Baugrube auf dem ehemaligen Gelände des Autohauses Volvo Bücker, um die ersten beiden Kinos nach nur zwei Monaten fertigzustellen. Seine Ehefrau Wilma nähte eigenhändig die noch heute genutzten Bildwand-Vorhänge. Im September 1991 kamen die Säle 3 bis 7 Letzterer mit 382 Plätzen der größte Saal und die hauseigene Gastronomie " Pink Point" (jetzt Heimat der Musikkneipe " Big Buttinsky") hinzu.

Es sollten noch sechs weitere Jahre vergehen, bevor es am 17. April 1996 endlich zur offiziellen Eröffnungsfeier der jetzt auf neun Säle angewachsenen Ufa-Filmpassage kam. Zur Gala-Premiere des Films " Nur aus Liebe" waren auch die Hauptdarsteller Katja Riemann, Hannes Jaenicke und Heinz Hoenig angereist. Neben geschäftlichen Erfolgen gab es aber auch absurd anmutende Pannen. So wurde bei der Planung des achten Saals vom Architekten tatsächlich der Vorführraum vergessen. Kurzerhand wurde auf dem Kinodach ein provisorischer Container aufgesetzt, von dem aus die Film bilder durch eine Öffnung in der Decke über eine Spiegel-Umlenkung projiziert wurden.

Wie ein Familienstreit muteten im Sommer 2002 juristische Auseinandersetzungen um eine mögliche Räumung der Ufa-Passage an. Wegen Mietrückständen zogen Vermieter (" Olympic Filmtheater GmbH & Co. KG) und Mieter (Ufa Theater GmbH & Co. KG) vor das Landgericht, wobei aufgrund weitverzweigter Beteiligungsverhältnisse die Gesellschafter von Kläger und Beklagtem kurioserweise zum Teil identisch waren. Erst am 1. Februar 2010 endete in Osnabrück dann endgültig die Ära der Familie Riech und ihrer Ufa-Kette.

Fortan übernahm die in Osnabrück ansässige " Filmpassage.de GmbH" den Kinobetrieb unter leicht verändertem Namen und sorgte für Theater. Das kleine Kino 2 wurde für eine Spielzeit an das Theater Osnabrück vermietet, das den leicht umgebauten Saal als Ausweichort für das Jugendstück " Tschick" nutzte.

Die Passage wird digital

An derartigen Kooperationen interessiert zeigt sich jetzt auch die neue Betreiberin Anja Thies. Mit vertrautem Personal, schrittweiser Renovierung der Kinoausstattung und ausgewählten Filmen will sie neue Zielgruppen anlocken, insbesondere Studenten, Familien und die Generation 50plus. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll auch die bisher noch ausschließlich verwendete 35-mm-Filmprojektion durch kostenintensive Digitaltechnik umgerüstet werden. Anja Thies investiert in die Zukunft der " Filmpassage" und vertraut der überdurchschnittlichen Kinobegeisterung in Osnabrück.

Bildtexte:
Schließt sie? Wird sie renoviert? Das Rätselraten um die Filmpassage hat ein Ende: Die neue Betreiberin will digital aufrüsten.
Die Neue: Anja Thies betreibt die Filmpassage.
Das Foyer der Filmpassage atmet den Geist der 90er-Jahre.
So ging 1990 alles los: Auf dem Gelände eines Autohändlers errichtete der Kino-Mogul Riech sein Kino-Center - und legte selbst Hand an.
Blockbuster zum Neustart: Tom Cruise war auf der Leinwand Gast. Katja Riemann und Hannes Jaenicke kamen persönlich.
So sah das Gelände aus, auf dem 1990 die Ufa-Filmpassage errichtet wurde.
Vom Autohaus zum Kino-Center: die Filmpassage in der Aufbauphase 1990.
Erinnern Sie sich? So sah das Logo des Kinos einmal aus.

Fotos:
Michael Hehmann, PR, Gert Westdörp, Reinhard Westendorf, Archiv
Autor:
Reinhard Westendorf


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