User Online: 2 | Timeout: 00:19Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Schritt für Schritt
Zwischenüberschrift:
Nach der Kritik am Buschi-Gehege: Weiterer Sanierungsbedarf im Zoo Osnabrück
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Da muss erst jemand kommen und den Zeigefinger heben, bevor im Zoo Osnabrück etwas passiert. Diesen Eindruck konnte man nach dem Fall Buschi (wir berichteten Anfang der Woche) gewinnen. Er wirft auch die dringliche Frage auf: Wo gibt es außerdem Sanierungsbedarf? Der Zoo kennt seine Baustellen nur zu gut und will sie angehen Schritt für Schritt.

" Was wir aus tiergärtnerischer Sicht an Bedarf sehen, sieht der Besucher auch", sagt Zoo-Geschäftsführer Andreas Busemann. Bei einer Umfrage im Zuge einer Diplomarbeit einer Osnabrücker Studentin im Jahr 2008 wurden etwa tausend Besucher gefragt, welche Gehege ihrer Meinung nach verbessert werden müssten. Die häufigsten Antworten waren Bären, Affen, Tiger, Vögel und Eulen in absteigender Reihenfolge.

Der Zoo sah diese Baustellen ebenfalls. " Und das ist unser Glück. Wir haben keinen Entscheidungskonflikt zwischen Besuchern und Tieren." Der Zoo könne mit neuen Themenlandschaften wie Takamanda oder Kajanaland Tiere und Besucher zufriedenstellen.

Dass das klappt, beweisen die Besucherzahlen. " Im letzten Jahr haben wir zum ersten Mal die Millionen-Grenze geknackt", so Busemann. Mittlerweile führe der Zoo regelmäßig Besucherbefragungen durch. " Naturnahes Bauen kommt nicht aus der Mode", so Busemann. Bauten, die heute architektonisch auf dem neusten Stand seien, seien aber in einigen Jahren alt.

Im Zoo ist schon viel passiert, und auch in den kommenden Jahren hört der Wandel nicht auf. Die Bären Tips und Taps bewohnen ihr neues Gehege, und der neue Angkor-Wat-Affentempel für die Schweinsaffen ist kürzlich fertiggestellt worden. Thematisch daran anschließen soll die neue Tigeranlage. Sie wird sich verdreifachen. " Wir wollen die Besucher auf eine Reise durch den versunkenen Tempel schicken", so Busemann.

Auch die Haltung der Eulen und der anderen Vögel sei nicht zeitgemäß: " Beim neuen Eulengehege denke ich an eine Panorama-Optik. Die Besucher kommen durch eine alte verlassene Scheune, schauen nach draußen in die Natur und sehen die Eulen in ihrem natürlichen Umfeld. Der Vogelgarten soll im Zuge der Gestaltung der Nordamerika-Landschaft überarbeitet werden. " Je nachdem, wie es wirtschaftlich läuft, hoffen wir bald damit anfangen zu können", sagt der Geschäftsführer. Die Nordamerika-Landschaft soll sich vom Gebiet der Wölfe bis hin zum Streichelzoo erstrecken. " Auf diesem Areal leben im Moment noch Kamele im Buchenwald. Das tut denen zwar nicht weh, aber richtig ist das nicht", so Busemann.

Die Situation der Orang-Utans soll sich in den nächsten Tagen verbessern, indem sie mit den Gibbons zusammengelegt werden: " Die Orangs leben jetzt auf 36 Quadratmetern, das sind elf Quadratmeter über der vor etwa zehn Jahren festgelegten Haltungsnorm", so der Zoodirektor Prof. Michael Böer. Rechtlich ist somit also alles in Ordnung. " Doch wir bleiben da nicht stehen, und auch die Mindesthaltungsnorm wird sich in den nächsten Jahren vergrößern. Der Außenbereich von Buschi und Astrid wird sich verdreifachen, noch vor dem eigentlichen Umbau." Durch die Vergesellschaftung mit den Gibbons soll ihr Wohlbefinden gesteigert werden. Den Vorwurf, dass Buschi verhaltensauffällig sei, kann Böer allerdings nicht teilen: " Buschi sitzt in seinem Gehege und beobachtet Menschen. Deswegen kann der Eindruck entstehen, dass er apathisch sei." Die wissenschaftlichen Zoo-Mitarbeiter überlegten derzeit, wie sie ihn mit einem Tagesprogramm beschäftigen könnten.

" Viele Änderungen waren auch vor meinem Amtsantritt schon konsequent durchdacht", so Böer weiter, " aber Erkenntnisse über Tiere mehren sich im Laufe der Jahre." Darauf müsse man reagieren. " Man kann schauen, wo man Tiere zusammenlegen, sie also vergesellschaften kann. Das optimiert auch das Erscheinungsbild."

Die berühmten Orang-Utans Buschi und Astrid sollen es im Alter schön haben: " Wenn wir den beiden in einem anderen Zoo ein besseres Leben bieten könnten, dann würden wir das auf jeden Fall tun und sie nicht aus Marketing-Gründen behalten", so der Geschäftsführer. " Alles, was uns bleibt, ist, ihnen einen schönen Alterswohnsitz zu schaffen, den wir aber auch über die Orang-Haltung hinaus nutzen können. Wir denken da an Hulmane, indische Tempelaffen."

Ziel des Zoos sei es zwar auch, die Besucher mitzunehmen, doch diese neigten häufig dazu, die Tiere und ihr Wohlbefinden zu vermenschlichen: " Wenn Buschi mit seiner Astrid in einem Baum schwingen kann, ist es ihm egal, ob über ihm Gitterstäbe langlaufen", sagt Böer. Diese würden jedoch das Bild der Besucher stören. Böer setzt auf gleiche Elemente im Besucher- und Tierreich. Busemann nennt das " Mittendrin statt nur dabei", er wolle keine künstlichen Grenzen schaffen.

Auf keinen Fall will er der Kommune zur Last fallen: " Wir wollen eigenwirtschaftlich arbeiten. Im Zweifel verzichten wir lieber auf Tierarten und halten die, die wir haben, richtig", sagt Busemann. Der Osnabrücker Zoo bezieht nur wenige Zuschüsse von der Stadt, 117 000 Euro netto pro Jahr. " Damit ist der Osnabrücker Zoo deutschlandweit neben dem Opelzoo Kronberg der mit den geringsten Zuschüssen".

Der benachbarte Allwetterzoo Münster erhält beispielsweise jährlich 4, 2 Millionen Euro laufenden Zuschuss und aktuell mehrere Millionen für den Umbau der Elefantenanlage. " Unsere Einnahmen bestehen zu 86 Prozent aus Besuchergeldern, 12 Prozent kommen von Sponsoren, und nur zwei Prozent kommen von der Kommune oder sind Spenden", so Busemann weiter. " Wir haben es geschafft, die heimische Wirtschaft hinter den Zoo zu stellen, mit 127 Firmen, die uns dauerhaft unterstützen."

Der Zoo müsse jetzt Schritt für Schritt vorgehen und zwischenzeitlich kein Geld verbrennen.

Bildtexte:
Die Außenanlage von Buschi und Astrid ist zu klein. Mehr Platz soll die Zusammenlegung mit den Gibbons bringen.
Das Tigerhaus ist rein optisch kein Hingucker. Im neuen Modell des Geheges soll auch das überarbeitet werden.
Diese Käfigkuppel nennen momentan die Luchse ihr Zuhause. Ein idealer Lebensraum für Raubkatzen sieht anders aus.
Die Wölfe bekommen im Zuge der Errichtung einer Nordamerika-Landschaft ein neues Gehege.
Auf eine Tempelanlage im Angkor-Wat-Stil dürfen sich die Tiger im Osnabrücker Zoo freuen.
Autor:
Kim Ulpts


Anfang der Liste Ende der Liste