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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Spannend, was am Güterbahnhof passiert"
Zwischenüberschrift:
Interview mit SPD-Ratsfrau Christel Wachtel: VW soll eine Kinderkrippe einrichten
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. SPD-Ratsfrau Christel Wachtel stört sich an den vielen Spielhallen an der Hannoverschen Straße. Sie weiß aber auch um die eingeschränkten Regelungsmöglichkeiten der Stadt. Die Entwicklung am Güterbahnhof, wo junge Menschen eine eigene Kulturszene aufgebaut haben, findet sie " spannend". Wir sprachen mit der Ratsfrau, zu deren Wahlbezirk der Fledder gehört, über die guten und schlechten Seiten dieses Stadtteils.
Frau Wachtel, wie ist das als Ratsmitglied: Fühlen Sie sich eher für Ihren Wahlbezirk zuständig oder für die ganze Stadt?
Ich habe als sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion eine gesamtstädtische Aufgabe. Aber ich fühle mich gleichermaßen für meinen Wahlbezirk zuständig. Hier erfahre ich am meisten, und
hier werde ich als Vertreter der Menschen wahrgenommen.
Wie äußert sich das?
Ich bin sehr viel mit Fahrrad in der Stadt unterwegs. Wenn mich Bürgerinnen oder Bürger darauf hinweisen, dass hier und da etwas nicht in Ordnung ist, dann fahre ich mit dem Rad dorthin und schaue mir das an. Außerdem haben wir von der SPD regelmäßig einen Stand auf dem Wochenmarkt am Riedenbach, wo ich viele Gespräche führe.
Zum Beispiel?
Man macht darauf aufmerksam, dass irgendwo Müll liegt. Oder Radler klagen über abgesackte Gullydeckel auf der Meller Straße. Solche kleinen Dinge des Alltags eben. Aber auch aktuelle Themen der Stadt wie Neumarkttunnel oder Einkaufszentrum werden angesprochen.
Gibt′s mehr Lob oder Prügel für die Politik?
Sicher muss ich auch Kritik annehmen. Prügel habe ich aber noch nie bekommen. Lob gab′s zum Beispiel für die Aktion " Bänke für den Schölerberg". Menschen kamen und gaben Tipps, wo noch eine Bank stehen könnte.
Wir bewegen uns jetzt auf dem Schölerberg. Wir wollten aber vor allem über den Fledder sprechen. Es leben hier nur knapp 2500 Menschen. Hören Sie auch von denen gelegentlich etwas?
Selten. In Kontakt komme ich vor allem durch Geburtstagsbesuche oder Besuche zu Ehejubiläen. Das mache ich sehr gerne, weil es schöne Anlässe sind und die Besuchten sich immer über die Aufmerksamkeit freuen.
Sie machen das für den Rat?
Zum 90. Geburtstag und bei goldener oder diamantener Hochzeit gratuliert die Stadt. Und das übernehme ich gern für den Oberbürgermeister, auch weil ich vormittags dafür Zeit habe.
Sie haben dafür Zeit, weil Sie nicht mehr berufstätig sind
Ich bin Förderschullehrerin, könnte noch unterrichten. Vor drei Jahren habe ich mich jedoch ohne Bezüge beurlauben lassen.
Warum?
Weil ich gemerkt habe, dass Schule und Ratstätigkeit nicht unter einen Hut zu bringen sind, jedenfalls nicht so, wie ich es mir vorstellte. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen in Bezug auf beide Aufgaben. Schließlich habe ich mich für die Ratstätigkeit bzw. die politische Arbeit entschieden.
Wie viel Zeit investieren Sie wöchentlich in die Politik?
Das ist sehr unterschiedlich. In Stunden kann ich das nicht sagen. Vor einer Ratssitzung, die ja dienstags stattfinden, ist das Wochenende davor meist ausgefüllt mit dem Lesen der Unterlagen. Montags tauschen wir uns in der Fraktion aus, da bricht oft eine Flut von E-Mails über mich herein. Fast jeden Montag findet eine Fraktionssitzung von 17 bis etwa 22 Uhr statt, dazu kommen die Sitzungen des Sozialausschusses und Kulturausschusses da kommen schon einige Stunden zusammen. Darüber hinaus arbeite ich in vielen Gremien und Arbeitskreisen mit das ist so zeitaufwendig wie befriedigend und interessant.
Kommen wir noch einmal auf die Geburtstagsbesuche zurück. Was nehmen Sie davon mit?
Wie gesagt, nette Gespräche, manchmal auch wichtige Anregungen und den Eindruck, dass die Menschen sich über die Wertschätzung freuen. Sehr oft ist man auch gefragt, bestimmte Dinge oder Entscheidungen zu erklären. Ich war neulich zum Beispiel bei einem runden Geburtstag in der Siedlung am Piärkamp. Das war zu der Zeit, als die Schellenbergbrücke noch im Bau war und die Menschen aus der Siedlung nicht das Einkaufszentrum auf der anderen Seite der Bahn in Schinkel erreichen konnten. Ich kann dann nur aufzeigen, dass sich alle bemühen, die Brücke schnell fertigzustellen.
Die Hannoversche Straße ist die Hauptverkehrsachse und Handelszentrum. Mit dem Zentren- und Märktekonzept steuert die Stadt die Entwicklung hier wie überall. Sehen Sie problematische Entwicklungen?
Mir gefallen die Spielhallen nicht. Jetzt ist ein weiteres Kasino eröffnet worden, etwas versteckt hinter einem anderen Geschäft. Diese Entwicklung ist schwierig zu steuern, der Rat hat aber erste Schritte unternommen, eine Häufung solcher Häuser planungsrechtlich zu verhindern. Auch die Besteuerung haben wir erhöht. Viel mehr kann eine Kommune aber kaum unternehmen.
Hat Sie die Karmann Pleite als Kommunalpolitikerin besonders getroffen?
Ja natürlich, weil ich weiß, was das für die betroffenen Arbeitnehmer und ihre Familien bedeutet. Ich habe die Sorgen der Beschäftigten und ihrer Familien direkt und unmittelbar mitbekommen. Das hat mich bedrückt. Umso glücklicher bin ich, dass VW einstiegen ist.
Sehr erfolgreich, wie es aussieht. Jetzt würde ich mir noch wünschen, dass VW nicht nur Autos baut, sondern auch eine Krippe für die Kinder der Betriebsangehörigen.
Für die VW-Familien?
Genau. Das Klinikum hat eine Krippe eingerichtet, die ganz schnell ausgebucht war. Ich finde, es wäre für VW wichtig zu zeigen, dass der Konzern auch in diesem Sozialbereich etwas für seine Mitarbeiter tut.
Haben Sie das Werk schon von innen gesehen?
Das Karmann-Werk ja, zu VW gehe ich zur Einweihung der Krippe.
Gibt es eine Stelle im Fledder, wo es aus Ihrer Sicht dringenden Handlungsbedarf gibt?
Nein, so auf Anhieb weiß ich keine Stelle. Die Hannoversche Straße ist gewiss nicht schön, aber sie ist funktional. Ansonsten ist im Fledder eine gute Gewerbeentwicklung zu beobachten, vor allem, wenn man in die zweite und dritte Reihe blickt. Da arbeiten viele Zwei- oder Drei-Mann-Betriebe sehr erfolgreich. Und diese sind das Rückgrat der Wirtschaft.
Und Ihr Lieblingsplatz im Fledder?
Der Bereich am Güterbahnhof. Ich finde es spannend, was junge Leute entwickeln, wenn man sie machen
lässt.
Ich habe keine Fragen mehr.
Ich hätte aber noch etwas.
Bitte.
Ich möchte an Firmen appellieren, mehr Menschen mit Behinderungen einzustellen. Durch die Diskussion über die Inklusion sind Veränderungen in Gang gekommen, aber viele Arbeitgeber sind nach meinem Empfinden noch zu zurückhaltend. Ich will nicht verschweigen, dass auch viele Menschen mit Behinderungen ihren geschützten Raum nur ungern verlassen. Die Stadt hilft durch die Garantie der Rückkehrmöglichkeit, sich in anderen Bereichen zu erproben.

Bildtext:
Christel Wachtel (SPD) lies sich für das Interview am Güterbahnhof fotografieren. Es sei " spannend" zu sehen, was junge Leute entwickelten - " wenn man sie lässt".
Autor:
Wilfried Hinrichs


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