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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ein Leben für die Arbeiterbewegung
Zwischenüberschrift:
Straßenkunde: Klöckner-Betriebsrat und Gewerkschaftsführer Franz Lenz
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wenn man einen aktuellen Stadtplan über einen 30 Jahre älteren schiebt, dann entdeckt man, dass die heutige Franz-Lenz-Straße mitten durch die Werkshallen des Klöckner-Stahlwerks führte, wenn sie denn nicht zuvor abgerissen worden wären. Franz Lenz ist somit einer der vermutlich nicht sehr zahlreichen Menschen auf dieser Erde, nach denen eine Straße benannt wurde, die direkt an seiner ehemaligen Werkbank vorbeiführt.
Diese Konstellation ergab sich dadurch, dass im Jahr 1988 im Stahlwerk der Ofen aus war. Die Stahlproduktion wurde eingestellt und auch der Schmiedebereich zurückgefahren. Der Strukturwandel in der westdeutschen Schwerindustrie hatte dem Standort Osnabrück einen steten Rückgang an Beschäftigten und Produktionsfeldern beschert. Erhalten blieb von dem Riesenkomplex nur ein kleinerer Teil am östlichen Rand, der unter der Firmierung Magnum mechanische Bearbeitung und Behälterbau betreibt. Seit 1998 gehört IAG Magnum zur Georgsmarienhütte Holding.
Der westliche Bereich des Stahlwerksgeländes wurde mit Ausnahme des alten Klöckner-Verwaltungsgebäudes dem Erdboden gleichgemacht, von Altlasten befreit und als " Gewerbegebiet Hasepark" für neue Nutzungen erschlossen. Eine wichtige Rolle spielt dabei als Erschließungsstraße die 1997 so benannte Franz-Lenz-Straße. Sie zweigt direkt hinter dem Hauptbahnhof von der Hamburger Straße ab. In ihrem ersten Teil deckt sie sich mit der alten Bessemerstraße, die auf die Klöckner-Verwaltung zulief. Sodann durchschneidet sie diagonal das alte Werksgelände und trifft bei der Rosenburg auf die Buersche Straße. Einige neue Gewerbebetriebe haben sich zu beiden Seiten der Franz-Lenz-Straße angesiedelt. Es ist aber auch noch viel Platz für neue Unternehmungen vorhanden.
Namenspatron Franz Lenz wurde 1908 in Belm geboren. Mit 15 Jahren begann er in der Eisengießerei Weymann eine Lehre als Former. Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 arbeitslos geworden, trat er der KPD bei. Die bloße Mitgliedschaft reichte den Nazis, um ihn 1933 über mehrere Wochen in Schutzhaft zu nehmen. Aus den Aufzeichnungen seines Sohnes, des Bundestagsabgeordneten und Bürgermeisters von Bremerhaven, Werner Lenz, wurde nach dem Krieg bekannt, dass Franz Lenz in einem konspirativen Kreis von Regimegegnern mitarbeitete, die Pläne für die Zeit nach Hitler schmiedeten. Die " Eekenpacht", ein Kotten in Holperdorp bei Bad Iburg, diente als geheimer Versammlungsort. Nach dem Krieg stieg Franz Lenz rasch zum Betriebsratsvorsitzenden des Stahlwerks Osnabrück auf. Energisch stellte er sich gegen die von der britischen Besatzungsmacht geplanten Demontagen in seinem Werk. Mit Erfolg. Wiederaufbau von Werk und Stahlproduktion machten rasche Fortschritte. Sobald sich die deutschen Industriegewerkschaften neu formiert hatten, wechselte Lenz in die Stellung eines hauptberuflichen Gewerkschaftssekretärs. Von Oktober 1947 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1974 leitete er als Erster Bevollmächtigter die Verwaltungsstelle der IG Metall in Osnabrück. Unter seiner Ägide wuchs die Mitgliederzahl von 6000 auf 21 000. Ebenfalls seit 1947 war Lenz Mitglied der SPD. Kurze Zeit war er Mitglied im Osnabrücker Stadtrat, richtete dann aber sein Hauptaugenmerk auf die Sozialpolitik. Von 1956 bis 1975 war er ehrenamtlicher Vorsitzender der LVA Hannover, außerdem über viele Jahre im Verwaltungsausschuss des Arbeitsamts und im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse.
Zu seinem 80. Geburtstag würdigten ihn die Laudatoren als " engagierten Sozialpolitiker, überzeugten Gewerkschafter und leidenschaftlichen Osnabrücker". Weniger bekannt war, dass Lenz mit Begeisterung die Segelfliegerei förderte und lange Jahre dem Osnabrücker Verein für Luftfahrt vorstand. Daneben war er ein anspruchsvoller Hobbyfotograf, dessen Bilder mehrfach auf Ausstellungen prämiert wurden. Gern ging er mit seiner Frau und den beiden Scotch-Terriern in Schinkel spazieren, schrieb Gedichte und verfasste seine Lebenserinnerungen. Am 10. Oktober 1989 starb Franz Lenz im Alter von 81 Jahren.

Alle Beiträge
der Serie auf www.noz.de/ stadtteilserie

Bildtexte:
Franz Lenz
Quer durch den Hasepark führt die Franz-Lenz-Straße.
Maikundgebung 1958: Gewerkschaftschef Franz Lenz spricht von der Rathaustreppe.

Foto:
Klaus Lindemann
Autor:
Joachim Dierks


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