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1.
Erscheinungsdatum:
20.06.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Nachhaltigkeit
Rio+
20
Überschrift:
Der Geist von Rio ist verflogen
Eine Frechheit
Worum es geht
Zwischenüberschrift:
Die Hoffnungen nach dem ersten Erdgipfel haben sich nicht erfüllt – Klimawandel und Artensterben
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Die
Herausforderungen
für
die
Menschheit
sind
kolossal:
Ressourcen
werden
knapper,
die
Weltbevölkerung
wächst
stetig,
der
Energieverbrauch
steigt,
der
Bedarf
an
Nahrung
auch.
Der
Erdgipfel
"
Rio+
20"
sollte
eigentlich
neue
Wege
hin
zu
einer
Grünen
Wirtschaft
ebnen.
Doch
es
droht
ein
Debakel.
Denn
ohne
verbindliche
Ziele
und
feste
Zusagen
haben
die
Delegationen
in
Rio
ein
Abschlussdokument
unterzeichnet.
Die
Staats-
und
Regierungschefs,
die
ab
heute
eintreffen,
haben
so
gut
wie
keinen
Spielraum,
um
daran
etwas
zu
ändern.
Die
Umweltorganisation
BUND
spricht
von
einem
"
Begräbnis
erster
Klasse
für
Umwelt-
und
Klimaschutz"
.
Martin
Kaiser,
Klimaexperte
der
Umweltorganisation
Greenpeace,
hält
das
Vorpreschen
Brasiliens
bei
den
Verhandlungen
für
"
einen
rüden
Prozess"
.
Kaiser:
"
Der
Erdgipfel
endet,
bevor
er
begonnen
hat."
Vor
20
Jahren,
beim
Erdgipfel
ebenfalls
in
Rio,
war
das
noch
anders.
Die
Aufbruchstimmung
war
so
euphorisch,
dass
kurze
Zeit
später
gar
vom
"
Geist
von
Rio"
die
Rede
war.
Anfangs
zu
Recht,
denn
für
die
Umwelt-
und
Klimapolitik
wurden
Meilensteine
gesetzt
–
mit
Klimarahmenkonvention,
aus
der
schließlich
das
Kyoto-
Protokoll
mitsamt
Emissionshandel
hervorging,
den
Agenda-
21-
Projekten,
die
das
globale
Denken
lokal
umsetzen
sollen,
sowie
Abkommen
zum
Artenschutz.
Doch
die
Bilanz
sieht
trübe
aus:
Der
Ausstoß
von
Kohlendioxid
ist
angestiegen,
die
Überfischung
der
Meere
hat
zugenommen,
der
Waldbestand
hat
sich
verringert.
Und:
Die
Weltnaturschutzorganisation
IUCN
schlägt
immer
noch
Alarm
und
bestätigt
die
Warnungen
des
jüngst
vorgelegten
Living
Planet
Report.
Ob
Fruchtvampir,
Rotkehl-
Brillantkolibri
oder
Königskobra:
Sie
alle
zählen
mittlerweile
zu
den
gefährdeten
Arten
und
stehen
auf
der
Roten
Liste
der
IUCN.
Fast
die
Hälfte
der
Amphibien
ist
bedroht,
ein
Viertel
der
Säugetiere
und
ein
Zehntel
der
Vögel.
Der
Direktor
des
UN-
Umweltprogramms,
Achim
Steiner,
sieht
einen
Ausweg
aus
dem
Dilemma
in
einer
Grünen
Wirtschaft,
die
nicht
allein
auf
Wachstum
setzt,
sondern
eben
auch
auf
Nachhaltigkeit.
Grüne
Wirtschaft
müsse
Teil
einer
internationalen
Kooperationspolitik
sein,
fordert
er.
Enorm
wichtig
sei
überdies
mehr
Effizienz
in
der
landwirtschaftlichen
Produktion.
Denn
fast
40
Prozent
der
weltweit
hergestellten
Nahrungsmittel
gingen
zwischen
Acker
und
Küchentisch
verloren
–
entweder
durch
Verluste
beim
Transport
oder
weil
etwas
in
der
Mülltonne
lande.
"
Das
kann
sich
eine
Gesellschaft
mit
bald
neun
Milliarden
Menschen
einfach
nicht
mehr
leisten"
,
sagt
Steiner
unserer
Zeitung.
Praktische
und
technische
Hilfen
für
Landwirte
etwa
im
Umgang
mit
Schädlingen
und
Verpackungen,
Bewusstseinsbildung
für
junge
Menschen
und
eine
Abkehr
vom
Billig-
Prinzip
bei
Lebensmitteln
wären
erste
Schritte
für
eine
Verbesserung.
Deutsche
Entwicklungsorganisationen
werfen
den
Teilnehmern
des
Erdgipfels
Versagen
bei
der
Katastrophenprävention
vor.
In
der
Kritik
steht
Gastgeber
Brasilien,
aber
auch
Deutschland.
"
Es
muss
Schluss
sein
mit
der
Silo-
Mentalität
in
den
Verhandlungen
zu
nachhaltiger
Entwicklung,
bei
denen
Katastrophenprävention
bisher
nur
eine
Fußnote
gewesen
ist"
,
sagt
etwa
Peter
Mucke,
Geschäftsführer
von
"
Bündnis
Entwicklung
Hilft"
.
Denn
Katastrophen
machten
Entwicklungserfolge
zunichte
und
zerstörten
die
Umwelt.
Zugleich
ließen
eine
zerstörte
Umwelt,
Armut
und
Schutzlosigkeit
Katastrophen
erst
richtig
schlimm
werden.
Vorrangig
müsse
das
vorhandene
Geld
anders
eingesetzt
werden.
Mucke
kritisierte
das
Gastgeberland
Brasilien.
Es
gab
nach
seinen
Angaben
2010
etwa
1,
4
Milliarden
US-
Dollar
(rund
1,
1
Milliarden
Euro)
für
Wiederaufbau
aus,
aber
nur
83
Millionen
US-
Dollar
für
Prävention.
Auch
die
Bundesregierung
müsse
umdenken.
"
In
den
internationalen
Fonds
zur
Katastrophenvorsorge
hat
sie
in
den
letzten
fünf
Jahren
insgesamt
14,
27
Millionen
US-
Dollar
(11,
33
Millionen
Euro)
eingezahlt"
,
sagte
der
Geschäftsführer
von
"
Bündnis
Entwicklung
Hilft"
,
zu
dem
Hilfsorganisationen
wie
Brot
für
die
Welt,
terre
des
hommes
und
Welthungerhilfe
gehören.
Das
sei
deutlich
geringer
als
der
Betrag,
der
von
Deutschland
allein
in
einem
Jahr
in
den
internationalen
Nothilfe-
Fonds
eingezahlt
werde,
nämlich
16,
37
Millionen
US-
Dollar
(rund
13
Millionen
Euro)
im
Jahr
2011
und
19,
4
Millionen
US-
Dollar
(etwa
15,
4
Millionen
Euro)
dieses
Jahr.
Muckes
Erwartungen
an
den
Rio-
Gipfel
sind
"
sehr
gering.
Der
politische
Wille
fehlt,
und
das
vorliegende
Konzept
einer
Grünen
Wirtschaft
ist
schwach."
Nachhaltige
Entwicklung
und
Grüne
Wirtschaft
seien
wachsweiche
Begriffe.
Jeder
könne
sie
nach
eigenem
Bedarf
auslegen,
kritisiert
er.
Green
Economy
dürfe
nicht
auf
Umwelteffizienz
und
Wirtschaftswachstum
begrenzt
werden.
Verpflichtungen
wie
das
Verursacherprinzip
setzen
dagegen
laut
Mucke
viel
eindeutigere
Maßstäbe.
Unabdingbar
seien
ein
Recht
auf
Schutz
der
natürlichen
Lebensgrundlagen
und
ein
Recht
auf
Schutz
in
Katastrophensituationen.
Jeder
müsse
einen
solchen
Schutz
einklagen
können.
Das
zwinge
Firmen
zum
Umsteuern
und
setze
Regierungen
unter
Druck.
Mucke
zufolge
hapert
es
an
einem
umfassenden
nationalen
und
internationalen
Haftungsrecht.
Elementarschäden
und
Atomanlagen
seien
oftmals
ausgeklammert.
"
Aber
so
wie
jedes
Auto
eine
Haftpflichtversicherung
benötigt,
kann
man
doch
wohl
von
Wirtschaftsunternehmen
verlangen,
vor
der
Freigabe
einer
Anlage
eine
entsprechende
Versicherung
mit
der
erforderlichen
Deckungshöhe
abzuschließen"
,
sagte
Mucke.
Bildtext:
Die
Königskobra
ist
die
größte
Giftschlange
der
Welt.
Doch
die
Art
ist
bedroht.
Foto:
dpa
Kommentar
Eine
Frechheit
Die
Nachricht
aus
Brasilien
ist
eine
Ohrfeige
für
alle,
die
ernsthaft
um
Ressourcen-
und
Umweltschutz
bemüht
sind.
Im
Hauruckverfahren
haben
die
Delegationen
–
wie
leider
schon
so
oft
bei
derartigen
Mammut-
Konferenzen
–
ein
nichtssagendes
Abschlussdokument
verabschiedet.
Konkrete
Ziele?
Verbindliche
Zusagen?
Schutz
der
Meere?
Maßnahmen
zu
mehr
sozialer
Gerechtigkeit?
Alles
Fehlanzeige.
Eine
Frechheit
ist
überdies,
dass
die
Minister
und
Staatenlenker,
die
erst
noch
in
Rio
eintreffen
und
eigentlich
noch
verhandeln
wollten,
als
Statisten
düpiert
werden.
Da
die
Abschlusserklärung
keine
offenen
Punkte
erwähnt,
sind
die
Politiker
zum
Unterzeichnen
verdammt.
Einzelne
Staatengruppen
wie
die
G
77
oder
die
EU
könnten
nur
noch
eigene
Resolutionen
einbringen.
Das
Rio-
Fiasko
wäre
komplett.
Das
Desaster
erinnert
an
das
Scheitern
der
Klimakonferenz
von
Kopenhagen
im
Jahr
2009.
Die
Erwartungen
an
den
Rio-
Gipfel
waren
zwar
von
vornherein
gering;
dass
es
zu
einem
Kopenhagen
II
würde,
hätte
aber
kaum
jemand
erwartet.
Immer
klarer
wird:
Die
Vereinten
Nationen
sind
nicht
mehr
die
richtige
Plattform
für
die
Zukunftsfragen
der
Welt.
Worum
es
geht
Beim
UN-
Gipfel
zur
nachhaltigen
Entwicklung
(Rio+
20)
geht
es
in
Rio
de
Janeiro
bis
Ende
der
Woche
um
eine
fast
unüberschaubare
Zahl
von
Themen,
Paragrafen
und
Streitfragen.
Eine
knappe
Auswahl:
Finanzierung:
Die
Entwicklungsländer
fordern
neue
Ressourcen
in
Milliardenhöhe
für
Projekte
der
nachhaltigen
Entwicklung.
Die
Industrieländer
wehren
sich
gegen
die
Schaffung
neuer
Fonds.
UN-
Reform:
Umstritten
ist
die
Aufwertung
des
UN-
Umweltprogramms
UNEP
zu
einer
vollwertigen
UN-
Umweltorganisation.
Deutschland
und
die
EU
fordern
dies.
Brasilien
will
UNEP
stärken,
lehnt
aber
ein
"
Upgrade"
zur
Vollagentur
ab.
Auch
die
Einrichtung
eines
Hohen
Repräsentanten
für
künftige
Generationen
ist
strittig,
ebenso
die
Aufwertung
der
bestehenden
Kommission
zur
Nachhaltigen
Entwicklung
(CSD)
.
Weltmeere:
Einer
der
Hauptpunkte
könnte
ein
verbesserter
Schutz
der
Ozeane
sein.
Umweltverbände
fordern
einen
Rettungsplan
für
die
Meere
und
eine
verbindliche
Ausweisung
von
Schutzgebieten
auf
hoher
See.
Vor
allem
die
USA
blocken.
"
Green
Economy"
:
Das
derzeitige
Weltwirtschaftsmodell
soll
auf
eine
kohlenstoffärmere
und
ressourcenschonendere
"
Grüne
Ökonomie"
umgestellt
werden.
Aus
Sicht
des
UNEP
könnte
ein
Umbau
gelingen,
wenn
bis
2050
jährlich
zwei
Prozent
der
derzeitigen
globalen
Wirtschaftsleistung
(rund
1
Billion
Euro)
in
die
"
Green
Economy"
investiert
würden.
Nachhaltigkeit:
Rio+
20
soll
die
Grundlage
für
die
Entwicklung
von
"
Sustainable
Development
Goals"
(SDGs)
,
also
Nachhaltigkeitszielen,
legen,
die
nach
2015
greifen.
Diese
sind
nicht
in
Konkurrenz
zu
den
Millenniums-
Entwicklungszielen
(MDGs)
gedacht,
sondern
sollen
diese
fortführen
und
ergänzen.
dpa
Autor:
Klaus Jongebloed