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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Wohnen in einer städtischen Oase
Zwischenüberschrift:
Einmal um den Pudding: Die Leute vom Piärkamp finden Ruhe mitten im Industriegebiet
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Im Schatten des ehemaligen Karmann-Werks, umgeben von Gewerbe und Industrie und in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie Amsterdam Berlin, leben die Menschen am Piärkamp in einer wie sie sagen – " Oase". Tatsächlich ist es ein Ort der Ruhe.
Der Piärkamp ist die Straße der Individualisten. Auf einem Garagentor hat jemand eine arabische Wüstenszene an einer Oase gemalt, in einem Vorgarten wurden dicke Felsbrocken abgelagert, beim Nachbarn steht eine Friedensstele mit der Varus-Maske vor dem Haus. " Wir leben hier nach dem Motto: Leben und leben lassen", sagt Jürgen Berlekamp, der mit seiner Frau Monika Schotemeier und seiner Tochter Mara Berlekamp seit 20 Jahren im Piärkamp lebt.
" Hier gibt es alles", sagt die 16-jährige Anna Piée. Kontakt bekomme aber nur derjenige, der danach frage, fügt sie an. " Früher waren die Alten für sich", sagt Astrid Rethmann. Bei Straßenfesten sei das jedoch anders. Da mischt sich die Nachbarschaft und feiert gemeinsam. Monika Schotemeier glaubt, dass die fehlende Gemeinschaft dadurch entsteht, dass es keinen Stadtteilmittelpunkt gebe. " Hier ist keine Kneipe und kein Café." Möglicherweise fehlt auch die Zeit oder das Interesse. Monika Schotemeier erzählt, dass sie alle Nachbarn zum Termin mit der Zeitung eingeladen habe. Gekommen sind aber nur sie, ihr Mann, Astrid Rethmann, Anna und Beate Piée.
Trotzdem fühlen sie sich wohl in ihrer " Oase". So bezeichnen sie die Siedlung, wo im September 1933 das erste Haus gebaut wurde. Damals war die Gegend noch sehr ländlich geprägt. Der Name Piärkamp bedeutet aus dem westfälischen Plattdeutsch übersetzt so viel wie Wiese oder Acker für Pferde, erklärt Monika Schotemeier. In den Anfängen war von der Industrie im Fledder noch nichts zu sehen. Der Fledder war ein feuchtes Weideland. Das Karmann-Werk wurde erst 1936 errichtet.
Jürgen Berlekamp hat Luftbilder aus verschiedenen Jahrzehnten gesammelt, die den Piärkamp von oben zeigen. Darauf ist die Entwicklung der Gegend deutlich zu erkennen. Bis 1976 ist der ländliche Charakter unverkennbar. Aber schon 15 Jahre später sind die Äcker und die Wiesen verschwunden. Industrie- und Gewerbegebiete dominieren das Bild.
Auf dem aktuellsten Foto aus dem Jahr 2005 sticht der Piärkamp als grüne Oase hervor. " Man kommt immer wieder auf den Begriff , Oase′", sagt Monika Schotemeier und erzählt, dass sie und ihr Mann sich viele Häuser in der Stadt angesehen hätten. " Auffällig war, dass überall mehr Autolärm zu hören war als hier."
Anna Piée schätzt die Ruhe am Piärkamp. Dort findet sie Entspannung nach den stressigen Schultagen, aber auch Abwechslung. " Hier zu wohnen ist cool, weil meine Freundin Mara nebenan wohnt", sagt sie. Die hat sie jedoch nicht in ihrer Straße kennengelernt, sondern in Reiterferien auf dem Gut Stockum bei Bissendorf.
So schließt sich der Kreis. Pferde leben zwar nicht mehr am Piärkamp, dafür aber viele Haustiere. Die finden ihre Oasen in den großen Gärten, die auf den Grundstücken hinter den Häusern gelegen sind. " Früher waren das Gemüsegärten, wo auch Ställe für Nutzvieh standen", erklärt Jürgen Berlekamp. Die ersten Bewohner des Piärkamps seien Selbstversorger gewesen.
Auch die Erwachsenen sind wie Schülerin Anna glücklich, im Piärkamp Ruhe zu finden. " Wir sind auch froh, wenn wir in Ruhe gelassen werden", sagt Astrid Rethmann. " Wer möchte, kann hier anonym leben", sagt Jürgen Berlekamp. " Man kann aber zu jedem gehen, wenn man Hilfe braucht", ergänzt Monika Schotemeier.
Im Sommer spielt sich das Leben im Piärkamp draußen ab. " Die Alten sind im Garten, und die Kinder spielen auf der Straße", erzählt Anna Piée. Vom Verkehr werden die Mädchen und Jungen dann kaum behelligt. " Hier fahren nur die Anlieger durch, und die wissen Bescheid", sagt Jürgen Berlekamp.
Die Kinder des Piärkamps haben übrigens zu einem Straßenfest ein Schild gemalt, auf dem " Oase" zu lesen ist und das für einen Getränkestand benutzt wurde. Monika Schotemeier hält dieses Schild in Ehren. Es bringt ihr Lebensumfeld auf den Punkt.

Alle Beiträge
der Serie auf www.noz.de/ stadtteilserie

Bildtext:
Aus einer ländlichen Siedlung entstand das Wohngebiet am Piärkamp. Beate Piée, Jürgen Berlekamp, Monika Schotemeier, Astrid Rethmann und Anna Piée (von links) zeigen ein Luftbild aus dem Jahr 1952.

Foto:
Thomas Wübker
Autor:
Thomas Wübker


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