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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Knallhart, scheinheilig, unprofessionell
 
Heftige Reaktionen auf Rauschen-Coup
Zwischenüberschrift:
Rauschen-Coup löst heftige Reaktionen aus – Auch OB und Verwaltung müssen scharfe Kritik einstecken
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Häuserkauf des L + T-Inhabers Rauschen an der Johannisstraße im Umfeld des geplanten Neumarktcenters hat gestern lebhafte Reaktionen ausgelöst. Auch Oberbürgermeister Boris Pistorius äußerte sich.

Osnabrück. Der Häuserkauf des L + T-Inhabers Rauschen an der Johannisstraße im Umfeld des geplanten Neumarktcenters hat am Donnerstag lebhafte Reaktionen ausgelöst. Auch Oberbürgermeister Boris Pistorius äußerte sich. Und direkt betroffene Anlieger meldeten sich mit deutlicher Kritik zu Wort.

Olaf Richter, Hausbesitzer an der Johannisstraße und Wirt der Gaststätte " Treibhaus", verurteilte, dass der " Modeunternehmer" Dieter Rauschen von L+ T der Firma mfi AG aus Essen die für das Centerareal vorgesehenen drei Grundstücke als sogenannte Sperrgrundstücke vor der Nase weggeschnappt habe. " Nach vielen Jahrzehnten des stetigen Rückgangs der Geschäftsumsätze der vorrangig mittelständischen Nutzer der Geschäftslokale in der Johannisstraße hat es seit dem Jahr 2011 mit der Centerplanung des Herrn Dr. Bergmann und der mfi AG endlich eine Perspektive für die Immobilieneigentümer, aber auch die Nutzer der Ladenlokale in der Johannisstraße gegeben." Nach Jahren des Verfalls und Stillstandes am Neumarkt sei ein Silberstreif am Horizont erkennbar gewesen, der auch auf die gesamte Stadt Osnabrück abgefärbt hätte. Richter: " Es ist nur sehr schwer nachvollziehbar, dass einfach nur aus Gründen der Konkurrenzvermeidung drei Sperrgrundstücke gekauft wurden und die dringend benötigte Entwicklung der Einkaufsstättenvielfalt verhindert wird."

Aus Richters Sicht dienten die bisherigen städtischen Investitionen in die Neumarkt-Passage allein dem Zweck, eine Entwicklung am Neumarkt zu verhindern, sodass sich die Firma L+ T ungehemmt entwickeln konnte. Dafür seien dann auch der Verfall der Johannisstraße und der Niedergang der Firma Wöhrl billigend in Kauf genommen worden. Richter: " Herr Rauschen hat offenbar aus der Politik der vergangenen Jahre gelernt, dass es nach seinen Interessen geht." Ein gesamtstädtisches Interesse sei jedenfalls nicht zu erkennen.

Das sieht Wolfgang Heemann, Verwalter der Immobilie Neumarkt 6, ähnlich: " Der Nährboden des Einzelhandels sind das Angebot und die potenziellen Käufer einer Stadt." Das Angebot sei nach unabhängigen Gutachten zu klein, um dauerhaft die Entwicklung als Einkaufsmagnet zu sichern.

" Verzögerung um Jahre"

Heemann: " Bei allem Respekt vor der Entwicklung von L+ T kann deren Sortiment allein nur wenige Holländer, Emsländer und Grafschafter anlocken, geschweige denn Bielefelder und Münsteraner." Verhinderung des Centers Johannisstraße bedeute weitermachen wie bisher. " Welche Mieter und damit welche Rendite dieser angeblich so clevere Deal erwirtschaftet, ist gottlob Rauschens Problem. Am Ende könnte er sich als Eigentor erweisen", vermutet Heemann. Leider verzögere sich die längst überfällige Sanierung dieser Gebiete vermutlich erneut um Jahre. Millioneninvestitionen unterblieben. Heemann: " Wer ist so töricht, auch nur einen Euro an diesem Neumarkt zu verbauen?"

Oberbürgermeister Pistorius bezeichnete es als legitimes Recht eines jeden, zu kaufen, was er will. Allerdings gehe es den Rauschens an der Johannisstraße erklärtermaßen darum, Einfluss auf das Center-Verfahren zu nehmen. Pistorius: " Sie sollten aber nicht den Eindruck erwecken, der Johannisstraße etwas Gutes tun zu wollen."

Andererseits ist Pistorius zuversichtlich, dass es am Neumarkt weitergeht: " Rauschen wird sich auch künftig nicht neuen Konzepten verschließen."

" Rückschritt für Stadt"

Durch den Kauf der drei Häuser sei ein Einkaufszentrum nicht zu verhindern. " Und wenn es doch gelänge, sollte sich aus städtebaulicher Sicht niemand darüber freuen", urteilt der OB, " für die Stadt wäre es ein Rückschritt." Stadtbaurat Wolfgang Griesert ergänzte: " Uns geht es damit um die Stärkung der Johannisstraße vom Kachelhaus bis zu Sinn-Leffers."

Michael Hagedorn, Fraktionschef der Ratsgrünen, verzichtete auf Diplomatie: " Die Rauschens sind nicht zimperlich, wenn es um die Wahrung ihrer geschäftlichen Interessen geht. Das mag legitim sein. Sie sollten jedoch endlich aufhören, so zu tun, als hätten ihre Position und ihr Vorgehen etwas mit dem Interesse an einer positiven Entwicklung der Innenstadt zu tun."

Für die SPD-Fraktion reagierten Vorsitzender Frank Henning und Heiko Panzer, Mitglied im Lenkungsausschuss Neumarkt: " Wer knallharte Gewinninteressen verfolgt und dabei Schäden für die gesamte Innenstadtentwicklung billigend in Kauf nimmt, handelt scheinheilig und verliert jeden Anspruch darauf, für die gesamte Kaufmannschaft zu sprechen." Henning: " Sollte Herr Rauschen nicht endlich akzeptieren, dass eine Zweidrittelmehrheit des Rats eindeutig für das Einkaufscenter ist und vor allem die Kommunalwahl demokratisch darüber entschieden hat?"

Thomas Thiele (FDP) findet dagegen gut, dass die Diskussion erneut in Gang kommt: " Aus unserer Sicht haben mfi, Bergmann sowie der OB und der Stadtbaurat das Projekt unprofessionell gemanagt." Er sei froh, dass Rauschen jetzt als Investor dabei sei, als jemand, der bisher immer die Interessen der Stadt im Blick gehabt habe.

Das hält auch Katharina Pötter (CDU) dem L+ T Eigentümer zugute. Sie könne sich nach ihren bisherigen Erfahrungen nicht vorstellen, dass Rauschen das Wohl der Stadt völlig egal sei: " Ich halte es für erfreulich, dass er sich dort als Investor engagiert, und bin gespannt, welche neuen Ideen er einbringt."

Bildtext:

Wütend auf die L+ T-Chefs Dieter und Mark Rauschen: Olaf Richter, Hausbesitzer an der Johannisstraße und Betreiber des " Treibhauses", und seine Mutter Silvia Richter.

Foto:
Jörn Martens
Autor:
Michael Schwager


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