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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Die Blankenburg ist "Spitze"
Zwischenüberschrift:
Traditionsgaststätte in Hellern hat viele Höhen und Tiefen erlebt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. So eine richtige Burg mit dicken Mauern und wehrhaften Zinnen hat Hellern eigentlich nie gehabt. Der Name Blankenburg entspringt der romantischen Fantasie eines Gastronomen, der mit der Namensgebung in den bewegten Umbruchzeiten der industriellen Revolution die Osnabrücker wenigstens bei Ausflug und Einkehr wieder ein wenig an die vermeintlich guten alten Zeiten des Mittelalters, an mannhafte Ritter und edle Burgfräulein denken lassen wollte.

Er war in guter Gesellschaft mit vielen weiteren " Burgherren" in einem Kranz von Ausflugsgaststätten rund um Osnabrück. Da gab es die Tentenburg, die Carlsburg, Rosenburg, Thomasburg, Martinsburg und Schwanenburg. Sie alle hatten mit einer richtigen Burg so wenig zu tun wie der " City-Grill" an einer Dorfkreuzung mit einem echten City-Standort.

Die Blankenburg geht zurück auf die kleine Hofstelle des Markkötters Blanke-Meyer. Um 1800 erwarb der erfolgreiche Leinenkaufmann " Kommerzienrath" Andreas Bode das Anwesen " eine halbe Stunde vor der Stadt an der Heerstraße nach Münster". Und das nicht nur zu eigenen Wohnzwecken, sondern er bewirtete auch Gäste und ließ sich dafür den Namen Landhaus Blankenburg einfallen. Seine Zielgruppe war eine " honette Gesellschaft", der er eine üppig gestaltete Gartenanlage " zum Promenieren" zur Verfügung stellte, mit Teich, Springbrunnen, Neptungrotte und künstlichen Ruinen. Leider hatte er es nicht nur mit honetten Gästen zu tun. Eines Nachts trieben sich junge " Rowdys" im Garten herum, knickten Pflanzen und Bäume und richteten die Anlagen übel zu. Daraufhin ließ Bode die Schlagbäume an den Zufahrtswegen herunter und die Eingänge bewachen.

Nach Bodes Tod 1818 verkauft die Witwe die Blankenburg an den Gastwirt Bartholomäus Gösmann, der zuvor den " Lothringer Hof" an der Johannisstraße bewirtschaftet hatte. Er stattet das Lokal mit weiteren Attraktionen aus. Da entsteht das " Tivoli-Theater" im Saalanbau, der Kaffeegarten wird wieder in Schuss gebracht, Kegelbahn und Schießstände angelegt. Helleraner Vereine wählen die Blankenburg zu ihrem Vereinslokal, so der Schützenverein (seit 1842), der Gesangverein Hermania (seit 1881) und der Kriegerverein (seit 1882). Im Mai findet regelmäßig der Heller-Markt statt, im Hochsommer gibt es draußen Theateraufführungen, Eselwettrennen oder auch mal einen Ballonstart.

1887 erwirbt der aus Sangerhausen in Thüringen stammende Franz Morgenstern den Besitz, 1902 beerbt ihn Johannes Mutert. Der Zimmermeister richtet sich im nördlichen Teil eine " Ökonomie", einen landwirtschaftlichen Betrieb als Nebenerwerb ein. Kaffeehaus und Saal verpachtet er an seine Schwester, die Witwe Minna Bäthge. Aus dieser Zeit stammt das historische Foto. Es zeigt bereits die auf der Südseite angebaute Veranda.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lässt Johannes Muterts Sohn Hanns einen großzügigen Umbau ausführen. Die alte " Ökonomie" wird nun auch gastronomisch genutzt. Pächter Werner Fuchs stellt die Gastronomie auf tragfähige Beine. Doch nichts ist im Leben eines Gasthauses beständiger als der Wandel. 1966 verkauft Familie Mutert an Kurt und Lilian Beckmann. Das Ehepaar feiert 1968 die Neueröffnung des nun ganz auf " altdeutsch-rustikal" getrimmten Hauses, mit Pferdegeschirr und Wagenlaternen an den Wänden der Kutscherstube, mit Zinnlöffeln und Spießen, Wagenrädern und Hängelampen.

1973 wird die Blankenburg zur " Spitze". Das zwei Steinwürfe weit entfernte Gasthaus " Zur Spitze", auf dem spitz zulaufenden Eckgrundstück An der Blankenburg/ Lengericher Landstraße gelegen, musste der städtebaulichen Neuordnung im Bereich der Autobahnanschlussstelle Hellern und der Ansiedlung eines Baumarktes weichen. " Spitzen"- Wirt Wilfried Tiemeyer kaufte sich aus der Entschädigungszahlung die Blankenburg und übertrug den Namen des abgerissenen Altbesitzes auf den Neuerwerb. Er führte die " Spitze" als gutbürgerliches Lokal bis zu seinem Tod im Jahr 2000. Witwe Elfriede und Tochter Anne machten weiter. Heute steht Anne Tiemeyer allein in der Verantwortung. Sie bewirtschaftet nicht mehr das ganze Haus als Gaststätte, sondern den rechten Teil unter dem Namen " Annes kleine Kneipe". So kam es, dass es die Straße " An der Blankenburg" zwar noch gibt, aber nicht mehr ein Lokal dieses Namens.

Bildtexte:
Die Blankenburg um 1905 links am Bildrand ist die von Zimmermeister Johannes Mutert angebaute Veranda zu erkennen. Die Gastronomie wird von seiner Schwester Minna Bäthge geführt.
Seit 1973 ist die Blankenburg " Spitze". Eigentümerin Anne Tiemeyer betreibt im rechten Gebäudeteil das Raucherlokal " Annes kleine Kneipe".

Fotos:
Archiv NOZ
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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