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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Kreativwirtschaft im Dom-Schatten.
Zwischenüberschrift:
Denkmalgeschützte Häusergruppe zwischen Hasestraße und Großer Domsfreiheit
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Es grenzt an ein kleines Wunder, dass man in Osnabrücks zu 85 Prozent im Krieg zerbombter Innenstadt noch auf ein Ensemble von vier benachbarten Häusern stoßen kann, deren Mauern aus ganz alten Zeiten bis heute erhalten geblieben sind. Sie stehen deshalb zu Recht unter Denkmalschutz. Man muss dazu nur aus der Hasestraße den kleinen Durchgang zur Großen Domsfreiheit ins Visier nehmen.

Dann sieht man rechts den klassizistischen Bau der Bischöflichen Kanzlei von 1785 und links daneben die in Teilen noch viel älteren Gebäude Hasestraße 41 (heute Goldschmied Schliehe) und Große Domsfreiheit 16. Dazwischen, hinter der efeuberankten Mauer etwas zurückgesetzt, liegt das Haus 16 A (heute Objektkünstler Heinz-Jürgen Myl). Auf der historischen Aufnahme, die um das Jahr 1900 zu datieren ist, strebt eine Frau mit Schürze dem Wochenmarkt auf dem Domhof zu. Eine Tasche zum Verstauen der Einkäufe führt sie nicht bei sich. Vielleicht ist das auch gar nicht ihre Absicht. Vielleicht will sie nur Leute treffen und ein Pläuschchen halten. Denn damals wie heute war der Markt rund um das Denkmal des großen Osnabrücker Staatsmanns Justus Möser mehr als nur ein Ort, wo Angebot und Nachfrage kühl kalkulierend aufeinandertreffen.

Im Haus Hasestraße 41 verkaufte damals August Hasenkamp Papier, Schreibwaren und, bei der Nähe zum Dombezirk nicht überraschend, Devotionalien. Seine Familie hat das Haus jedoch nicht gebaut, sondern steht irgendwo in der Mitte einer Abfolge verschiedenster Eigentümer und Pächter. Ältester Teil ist ein spätgotisches Steinwerk. Drum herum wurde durch die Jahrhunderte immer wieder um- und angebaut. Der auf diesen Bildern sichtbare südliche Fachwerkbau dürfte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden sein. Dem Neubau der benachbarten Kanzlei hatten ältere Vikarkurien weichen müssen. Einer ihrer Besitzer, Antonius Schröder, erhielt Ersatz in Form des Hauses Hasestraße 41. Er nahm sogleich die von der Kanzlei vorgegebene neue Stilrichtung auf und trimmte die Fassaden auf Klassizismus. Er ließ die alten Fachwerkständer mit Bruchsteinen ummauern, alle Wände verputzen und die Fenster- und Türöffnungen mit Gewänden aus Sandstein verkleiden. 1781 war er damit fertig. Er hatte den spätmittelalterlichen Gebäudekomplex hinter einer " zeitgemäßen" klassizistischen Fassade versteckt. Nur der Südgiebel behielt seine zweifach vorkragenden Obergeschosse in Fachwerkbauweise.

Als späte Nachfolger von Antonius Schröder und August Hasenkamp restaurierten Schlossermeister Heinrich Schliehe und Sohn Jürgen das heruntergekommene Haus 1990 erneut von Grund auf. Jürgen Schliehe richtete 1992 darin seine " Goldschmiede" ein, seine Frau Ulrike Kerber betreibt hier ihr Büro für Innenarchitektur. Für kreativ tätige Menschen schafften die alten Mauern eine sehr inspirierende Atmosphäre, sagt Jürgen Schliehe: " Man begegnet Spuren der Geschichte in jeder Ecke." Da sein Gewerbe ja das zweitälteste der Welt ist, wie er mit verstecktem Grinsen erklärt, fügt es sich sehr gut in diese Umgebung ein. Den ältesten Gebäudeteil, den hellen, hohen Raum des Steinwerks, hat Schliehe zu Galerie und Büro gemacht.

Nebenan, im Haus Große Domsfreiheit 16 A hinter der Efeumauer, geht es ebenfalls sehr schöpferisch und fantasievoll zu. Galerist Heinz-Jürgen Myl schafft hier, im Gewölbe von 1550, seine " Objektbilder" etwa aus Altverpackungen, die einem breiteren Publikum durch seine Teilnahme an der " Osnabrücker Kulturnacht" bekannt sind. Nachdem er das Haus 1998 gekauft hatte, ließ er im Innenhof graben. Die Archäologen waren ganz begeistert, als sie auf eine alte Kloake stießen. Darin geborgene Fundstücke aus festem Material, wie er betont reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Als " archäologisches Fenster in die Vergangenheit" hat Myl das Grabungsfeld unter einer transparenten Abdeckung sichtbar gelassen.

Die historische Aufnahme zeigt rechts an der Hauskante der Bischöflichen Kanzlei eine Straßenpumpe in Form eines Säulenstumpfs mit aufgesetzter Ziervase. Ursprünglich flankierten zwei derartige Pumpen, Arbeiten des Bildhauers Georg Gerhart Wessel, die Kanzlei. Eine ist erhalten und steht jetzt im Vorhof des zum Domkomplex gehörenden Hauses Kleine Domsfreiheit 23.

Bildtext:
Der Gang zum Wochenmarkt in der Zeit um 1900. Die Aufnahme zeigt die Verbindungsgasse zwischen Hasestraße im Vordergrund und der Großen Domsfreiheit mit dem Möser-Denkmal im Hintergrund.

Fast nichts verloren gegangen: Rechts im Bild ist die Bischöfliche Kanzlei zu sehen, links vorne die " Goldschmiede" Hasestraße 41, dahinter das ehemalige Vikarkuriengebäude Große Domsfreiheit 16.

Fotos:
Sammlung Middendorff/ Vonhöne/ Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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