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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Osnabrück und seine 23 Einzelteile.
Zwischenüberschrift:
Neue OZ-Serie: Jede Woche rückt ein Stadtteil in den Mittelpunkt.
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Kurze Frage, schnelle Antwort: In welchem Stadtteil leben Sie?

Täuschen Sie sich nicht, das ist in einigen Ecken der Stadt eine knifflige Angelegenheit. Die Stadtteilgrenzen nehmen manchmal gelinde gesagt seltsame Kurven. Beispiel: Gefühlt gehört das Gewerbegebiet am Wulfter Turm zu Sutthausen, in Wahrheit dürfen die Nahner Anspruch erheben. Warum ist das so?

Eine Frage, die gewiss nicht die Welt bewegt, aber der nachzugehen sich lohnt. Denn damit verstehen wir etwas besser, wie die Stadt funktioniert und warum sie so geworden ist, wie sie sich heute als Summe aller Stadtteile auf der Karte zeigt. Die Lokalredaktion wird in den kommenden Monaten in jeden der 23 Stadtteile gehen und jeweils eine Woche lang nach dem Besonderen und dem Gewöhnlichen suchen. 23 Stadtteile, 23 Wochen am Ende dieser Serie werden wir mehr wissen über unsere Stadt, unsere Stadtteile und die Menschen, die sie prägen.

Zurück zur Ausgangsfrage: Warum nehmen die Stadtteilgrenzen so seltsame Wege? Weil Statistiker die Grenzen gezogen haben, wie Gerd Heit vom Fachdienst Geodaten in der Stadtverwaltung erklärt. Die Stadtteilgrenzen sind mehr oder weniger aus dem Bedürfnis entstanden, die Stadt in Zahlen darstellen zu können und deren Teile vergleichbar zu machen.

Den Anstoß gab nach Heits Einschätzung wahrscheinlich eine erste Volkszählung 1961. Zwei Jahre später schuf die Stadt das Amt für Statistik, das sich dann an die Aufgabe machte, Osnabrück in vergleichbare Einheiten aufzuteilen. Die Statistiker scherten sich wenig darum, wohin sich die Menschen orientierten, welche Bezugspunkte ihnen wichtig waren oder wo sich soziale Einheiten gebildet hatten. Und so zogen sie Grenzen entlang von Bahnlinien oder Straßen. Beispiel Meller Straße: Die nördliche Seite gehört zum Stadtteil Fledder, die südliche zum Schölerberg. Oder die Natruper Straße: Die eine Seite zählt zum Hafen, die andere darf sich dem Westerberg zuordnen. Für Osnabrücker Ohren macht das einen ganz gewaltigen Unterschied, obwohl die Häuser nur eine Straßenbreite auseinanderliegen.

Das Ergebnis der Volkszählung von 1961 schlug sich nieder im ersten Statistischen Jahrbuch für Osnabrück von 1964. In diesem Jahrbuch sind die bekannten Stadtteile wie Sonnenhügel, Gartlage, Widukindland oder Schinkel klar abgrenzt.

Schinkel war bis 1914 eine selbstständige Gemeinde. Mitten im Stadtteil unweit des Stadions an der Bremer Brücke gibt es heute eine Straße mit dem Namen " Grenzweg". Aus gutem Grund, wie Gerd Heit erklärt: Entlang dieser Straße verlief damals die Gemarkungsgrenze zwischen Osnabrück und Schinkel.

Die Gebietsreform von 1972 veränderte die Kartografie der Stadt tief greifend. Durch die Eingemeindung von acht Stadtrandgemeinden stieg die Einwohnerzahl Osnabrücks am 1. Juli 1972 schlagartig von 143 000 auf 165 000. Atter (damals 2737 Einwohner), Darum (618), Gretesch (1826), Hellern (4436) Lüstringen (3095), Nahne (2675) Pye (1813) und Voxtrup (4794) gaben ihre Selbstständigkeit auf. Die Gemeinde Sutthausen (damals 3828 Einwohner) war schon zwei Jahre zuvor ohne Holzhausen unter das Osnabrücker Dach geschlüpft.

Die Gebietsreform begradigte einige Stadtteilgrenzen im wörtlichen Sinne. Die Planer bedienten sich dabei gern der geradlinigen Verkehrswege. Die Bahnlinie Bremen–Ruhrgebiet teilt seither die Stadt vom Haster Weg im Norden bis zur A 30 im Süden. Links und rechts der Bahn liegen Gartlage und Schinkel, die Innenstadt und Fledder, Wüste und Kalkhügel. Die Ost-West-Strecke trennt die Gartlage von der Innenstadt und den Sonnenhügel vom Westerberg. Die A 33 zieht eine gerade Linie zwischen Schinkel-Ost und Gretesch, Fledder und Voxtrup. Im Süden trennt die A 30 Hellern von der Weststadt und der Wüste.

Die neuen Grenzen überlagerten zum Teil die alten. Die östliche Grenze des Stadtteils Schinkel zum Beispiel bildete vor der Gebietsreform der Strothmannsweg. Als mit der großen Reform und der Bildung des Stadtteils Gretesch Darum-Lüstringen die A 33 zur Grenze zwischen den neuen Stadtteilen erklärt wurde, führte das zu der skurrilen Situation, dass die Bewohner der Schinkeler Mark zwar jetzt zum Stadtteil Gretesch-Darum-Lüstringen zählten, aber den dortigen Ortsrat nicht mitwählen durften.

Die Teufelsheide, ein überschaubares Gewerbegebiet an der Bahnlinie Berlin-Bad Bentheim, ist nach dem Gefühl ein Teil von Lüstringen. Irrtum: Die Teufelsheide gehörte früher zu Schinkel und ist seit 1972 ein Teil von Voxtrup. Die Bahnlinie bildet seither die Grenze.

Wer jetzt ins Grübeln gekommen ist, ob er wirklich auf dem Westerberg oder in Haste wohnt, kann die große Karte auf dieser Seite nutzen oder sich im Internet Gewissheit verschaffen. Die Stadt bietet auf ihrer Homepage eine interaktive Karte an, die nur wenige Fragen offenlässt. (Siehe den Artikel unten auf der Seite).

Bildtext:
Mitten im Stadtteil Schinkel im Schatten des Stadions gibt es den Grenzweg. Aus gutem Grund: Hier verlief bis zur Eingemeindung 1914 die Grenze zwischen Osnabrück und Schinkel.

Foto:
Michael Hehmann
Autor:
Wilfried Hinrichs


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