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1.
Erscheinungsdatum:
26.05.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Was
man
bei
einer
Busfahrt
alles
erleben
kann.
Überschrift:
Fahrten durch den Märchenwald
Zwischenüberschrift:
Unterwegs mit den Bussen der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Gelegentlich
melden
sich
Leser
in
der
Redaktion,
um
Till
von
schrecklichen,
witzigen
oder
schönen
Busfahrerlebnissen
zu
berichten.
Dabei
verläuft
so
ein
Tag
im
Bus
meist
höchst
unspektakulär.
Aber
langweilig
wird
es
nie.
Manchmal,
wenn
Menschen
in
der
Redaktion
von
ihrer
jüngsten
Busfahrt
durch
Osnabrück
und
das
Umland
erzählen,
ist
es,
als
berichteten
sie
aus
dem
Märchenwald.
Da
streifen
raffgierige
Räuber
durch
die
Mittelgänge
und
stehlen
den
Unaufmerksamen
die
Handtaschen,
betrunkene
Schurken
drangsalieren
arglose
Mitfahrer,
und
über
allem
thronen
die
bösen
Busfahrer,
die
Unschuldige
mit
unnachgiebiger
Härte
aus
ihrem
Reich
verbannen.
Hier
und
da
taucht
in
den
Erzählungen
eine
selbstlose
Prinzessin
auf,
die
ihren
Sitzplatz
dem
gebrechlichen
Mütterchen
anbietet.
Es
ist
von
edlen
Recken
zu
hören,
die
mit
starken
Armen
Rollatoren
und
Kinderwagen
über
den
tückischen
Abgrund
zwischen
abgesenkter
Busschwelle
und
Bordstein
wuchten,
und
von
mitfühlenden
Busfahrern,
die
auch
für
den
verspätetesten
aller
Nachzügler
milde
lächelnd
die
Tür
noch
einmal
öffnen.
Klischeefahrten
Tatsächlich
ist
das
Fahren
mit
den
Linienbussen
in
Osnabrück
überhaupt
nicht
märchenhaft.
Vielmehr
ist
es
vor
allem
eines:
völlig
unspektakulär.
Das
heißt
aber
nicht,
dass
eine
Busfahrt
langweilig
ist.
Ganz
und
gar
nicht.
Ein
Tag
in
den
Bussen
der
Verkehrsgemeinschaft
Osnabrück
(VOS)
ist
voller
Busfahrklischees
und
einzigartiger
Momente.
Bus
fahren,
das
heißt
aus
dem
Fenster
gucken
und
fremde
Telefonate
mithören,
heißt
schweigen
und
fremdschämen,
heißt
verstohlene
Blicke
und
schüchternes
Lächeln,
heißt
träumen,
dösen,
hochschrecken,
heißt
Musik
hören,
die
mitgebrachte
und
die
des
Nachbarn,
heißt
lesen
und
abschalten,
ungewollte
Nähe
und
Einsamkeit.
7.09
Uhr
an
der
Haltestelle
Hans-
Böckler-
Straße
in
Wallenhorst.
Drei
Mädchen
in
Röcken
stehen
mit
verschränkten
Armen
in
einer
Gruppe
zusammen,
zu
ihren
Füßen
liegen
zusammengeknautscht
die
Schultaschen.
Die
Mädchen
kneifen
die
Augen
zusammen,
während
sie
die
von
Häusern
verschattete
Straße
herunterblicken.
Der
Bus
kommt
aus
der
Morgensonne.
Endstation
und
Sitzplatz
Bus
fahren
heißt
warten.
Auf
den
Bus,
der
schon
fast
zwei
Minuten
zu
spät
ist.
Auf
den
Nachbarn,
der
nicht
schnell
genug
aufsteht,
auf
die
Schulfreundin,
die
im
nächsten
Ort
einsteigt,
auf
die
Endstation,
auf
das
Wechselgeld.
Auf
den
freien
Sitzplatz.
Die
Schüler
sind
gerade
weg.
An
der
Haltestelle
Bramstraße
in
Haste
sind
zwei
Männer
und
zwei
Frauen
zurückgeblieben.
Jeder
steht
für
sich,
keiner
spricht.
Warten.
Einer
der
Männer
lehnt
an
einer
Gebäudefassade.
Er
schaut
manchmal
nach
vorne
und
manchmal
nach
rechts.
Meist
schaut
er
nach
links.
Von
dort
wird
der
Bus
kommen.
Der
Mann
geht
nach
vorne,
drei,
vier
Schritte,
Vierteldrehung
nach
links.
Dann
zurück
in
die
Ausgangsstellung
an
der
Hauswand.
Fünf
Sekunden
später
tappt
er
wieder
los.
Vier
Schritte,
Vierteldrehung,
zurück.
Ein
rastloser
Wann-
kommt-
er-
endlich-
Tanz.
Schnaufende
Türen
Busfahren
ist
das
Schnaufen
der
Türen,
das
Quietschen
des
Gelenkes,
ist
das
Dröhnen
des
Motors,
das
Murmeln
der
Fahrgäste,
ist
das
Säuseln
der
Lüftung,
das
Hupen
der
Autos
und
das
freundlich
blecherne
Klingen
der
Frauenstimme,
die
von
der
nächsten
Haltestelle
kündet.
Die
Tür
schwingt
auf,
ein
Fahrgast
betritt
den
Bus.
Fahrgast
sieht
Busfahrerin
an.
Busfahrerin
blickt
Fahrgast
durch
Sonnenbrille
an.
Fahrgast
hält
Fahrkarte
hoch.
Busfahrerin
nickt.
Fahrgast
nickt.
Fahrgast
ab.
Bus
fahren
heißt
bei
der
VOS
mehr
als
57
Millionen
Fahrgäste
und
21
Millionen
Fahrkilometer
im
Jahr,
heißt
60
Linien
und
42
000
Schüler
pro
Tag.
"
Und?
Gestern
in
der
Schule?
" "
Ja."
"
Und?
" "
Langweilig."
Gähnen.
"
Ich
komm
morgen
nicht."
"
Ich
auch
nicht.
Nie
wieder."
Lachen.
Pause.
"
Wann
schreiben
wir?
" "
Die
letzten
beiden
Stunden."
"
Hab
nicht
gelernt."
"
Ne?
" "
Ne.
Hast
doch
gehört,
was
zählt:
Prüfung."
Bus
fahren
heißt
Freunde
treffen,
zum
Arzt
fahren,
Einkäufe
erledigen,
zur
Schule
müssen,
nach
Hause
dürfen,
heißt
zum
Sport
kommen,
das
Auto
abholen,
zur
Musikschule
fahren,
die
Party
verlassen,
zum
Bahnhof
gelangen,
heißt
den
Dom
erreichen,
beim
Kino
landen
und
am
Arbeitsamt
einsteigen.
Der
Bus
der
Linie
12
hat
gerade
vom
Bussteig
am
Neumarkt
abgelegt.
Ein
wenig
dauert
es
noch,
bis
er
sich
in
den
Verkehrsfluss
einreihen
kann
wie
ein
feister
Barsch
in
den
Heringsschwarm,
denn
die
Ampel
zeigt
rot.
Der
Busfahrer
unterhält
sich
mit
einem
Kollegen,
der
eingestiegen
ist,
um
nach
Hause
zu
fahren.
Am
Bussteig
beginnt
eine
Frau
zu
laufen,
auf
den
Bus
zu.
Sie
klopft
an
die
Scheibe
der
Tür.
Der
Busfahrer
grinst
und
öffnet.
Danke,
sagt
die
Frau.
Die
Ampel
wird
grün.
Schäbige
Rückansichten
Bus
fahren
heißt
Graffiti
in
Grün
und
Rot
und
Blau
an
grauen
Hauswänden,
heißt
Sonneninseln
und
Schattenschluchten,
heißt
Grün
mitten
in
der
Stadt,
heißt
Reihenhäuser
und
Vorgärten,
heißt
leuchtende
Fassaden
und
schäbige
Rückansichten,
heißt
uralte
Kirchenbauten
und
neue
Altenheime,
heißt
wuselige
Innenstadtgassen
und
idyllische
Landstraßen.
Auf
dem
Weg
zur
Berningshöhe
sitzt
ein
Mann
im
Anzug
mit
dem
Rücken
zum
Fahrer
im
Vierersitz.
Die
lederne
Aktentasche
hält
er
im
Arm.
Ihm
gegenüber
sitzt
eine
Frau
mit
Kopftuch
und
weiten
Kleidern.
In
ihren
Händen
hält
sie
eine
Plastiktüte.
Das
grüne
Blatt
irgendeines
Gemüses
guckt
heraus.
Mann
und
Frau
schweigen.
Er
schaut
aus
dem
Fenster,
sie
auf
den
Boden.
Auf
der
anderen
Seite
des
Gangs
sitzt
eine
Frau,
zierlich
und
blond.
Mit
sauber
manikürten
Nägeln
tippt
sie
auf
ihren
Handybildschirm.
Ihr
Gegenüber
schaut
sie
nicht
an.
Busfahren
ist
jung
und
alt,
ist
männlich
und
weiblich,
kommunikativ
und
schweigsam,
gebrechlich
und
mobil,
laut
und
leise,
ist
zuvorkommend
und
stur,
hektisch
und
gelassen,
abgerockt
und
aufgetakelt,
stinkend
und
duftend,
ist
desillusioniert
und
neugierig.
Am
Abend
sitzt
eine
Mutter
mit
ihrer
Tochter
im
Bus.
Die
beiden
haben
einen
Vierersitz
für
sich
allein.
Die
Kleine
schaukelt
mit
den
Beinen
und
guckt
aus
dem
Fenster,
als
müsse
sie
nachdenken.
Draußen
blitzt
die
Sonne
auf
den
Dächern
der
Autos.
Dann
wendet
sich
das
Mädchen
plötzlich
seiner
Mutter
zu.
"
Mami,
ich
mag
lange
Fahrten
am
liebsten.
Und
weißt
du
auch
warum?
Da
kann
man
so
lange
sitzen."
Bildtexte:
Der
Busfahrer
lächelt,
der
Kunde
auch
–
so
sollte
jeder
Fahrscheinkauf
laufen.
Jetzt
wird′s
eng:
ein
Blick
in
einen
Schulbus.
Hinein!
Alt
und
Jung
steigen
in
den
Bus.
Wanderbewegung:
Schüler
auf
dem
Weg
zum
Bussteig.
Fotos:
Elvira
Parton
Autor:
Michael Schiffbänker