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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Acht Sorten Bier für den Mai-Ausflug
Zwischenüberschrift:
Mai 1912: Tipps vom Tageblatt für den Dienstbotenwechsel – Hundeplage in Schinkel
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Wonnemonat zog die Osnabrücker auch schon vor 100 Jahren hinaus ins Grüne. In den Mai-Ausgaben des " Osnabrücker Tageblattes" nehmen die Ausflugs- und Einkehrmöglichkeiten, wie sie von verschiedensten " Etablissements" annonciert werden, einen breiten Raum ein.
Die " Verabreichung nur guter Speisen und Getränke" bei herrlicher Fernsicht versprach das Kaffeehaus Bellevue an der Chaussee nach Lotte. Ferner bot es täglich Hippodrom-Reiten und einen großen Saal mit Musikautomaten, aus denen Konzertmusik erklang. Besonders für Schützen- und Militärvereine empfahl es seine beiden neu erbauten, " durchaus sicheren" Schießstände, 175 und 100 Meter lang. Sonntags ab drei bestand eine Omnibus-Verbindung ab Heger Tor. Es gab zwar auch schon die Straßenbahn, aber die hatte am Depot Lotter Straße ihre Endstation.
Gute Verpflegung, prompte Bedienung, und das alles bei mäßigen Preisen damit lockte W. Meyer in seinen Gasthof Noller Schlucht, leicht zu erreichen über die Bahnstation Hankenberge, hielt sich aber auch empfohlen als Vereinswirt auf dem Dissener Aussichtsturme. Wer lieber in der Stadt bleiben wollte, dem taten sich im Hotel Dortmunder Hof " 8 Sorten Dortmunder Biere von vortrefflicher Bekömmlichkeit" auf. Das Haus mit einer Fernsprechnummer, die sich merken ließ, nämlich Nummer 4, annoncierte den Bierverkauf " auch über die Straße". Auf Wunsch würden, so hieß es weiter, eigens dazu angefertigte Deckelseidel leihweise mit verabfolgt.
Bauernregeln überprüft
Die evangelische Michaelis-Kirchgemeinde in Eversburg lud zum Waldgottesdienst auf Barenteich, allerdings nur bei gutem Wetter. Pastor Grußendorf werde predigen und der Posaunenchor " Näher mein Gott zu Dir" anstimmen. Liederzettel würden verteilt, sodass niemand sein Gesangbuch mitschleppen müsse.
Ein längerer Beitrag hielt sich damit auf, die sogenannten Bauernregeln über das Zusammenspiel von Wettergeschehen und Ernteglück auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen. " Maienfrost den Früchten das Leben kost′" oder " Maienfröste sind unnütze Gäste" gehörten zu den leicht nachvollziehbaren Weisheiten, hieß es. Auch " Der Mai bringt wohl Blumen dem Gesichte, aber dem Magen keine Früchte" sei kaum von der Hand zu weisen. Schwieriger werde es bei " Mai kühl und nass, gibt Korn und Butter ins Fass". Etwas ratlos machte den Verfasser hingegen die Aussage " Der Maikäfer Menge bedeutet der Schnitter Gedränge". Er kommt zu dem Schluss: Alles Hadern und Raten hilft nichts, denn die wichtigste Regel laute: " Man mott den Mai so niämen, as he kümmt."
Osnabrücks Nachbargemeinde Schinkel hatte sich mit einer " Hundeplage" auseinanderzusetzen. Es befanden sich 300 Hunde in der Gemeinde! Die Hundesteuer wurde daraufhin auf drei Mark je Hund angehoben, in der Hoffnung, dass dadurch die Hundehaltung dem einen oder anderen zu teuer würde.
Doch nicht nur die Hunde machten durch ihre große Zahl von sich reden, auch die Schulkinder. In der evangelischen Luther-Schule wurden 168 und in der katholischen Marienschule 152 Kinder zu Ostern neu aufgenommen. Das waren Zahlen, die eine erhebliche Raumnot auslösten.
Hausierer hereingebeten
Die Pläne zum Neubau einer Schule am Ölweg bekamen dadurch neuen Auftrieb. In einem ersten Anlauf hatte die Regierung sie verworfen. Das Stadtbauamt erwog nun, an der Wesereschstraße, Ecke Schützenstraße Grund zu erwerben für den Neubau einer katholischen Volksschule. Heute wissen wir, dass es dann doch der Ölweg als Standort einer dritten Schule wurde. Die Burbrinkschule wurde am 1. Oktober 1913 eröffnet. Heute steht dort das Gemeindezentrum der evangelischen Jakobuskirche.
Mit dem Monat Mai traten viele Schulabgängerinnen ihre erste Stelle als Haushaltshilfe an, als " besseres Mädchen" oder " einfache Stütze", als " Alleinmädchen" oder " Zweitmädchen", zumeist " schlicht um schlicht bei Familienanschluss", das heißt, der Arbeitslohn wurde gegen Kost- und Logisgeld aufgewogen. Ein längerer Artikel im Tageblatt gibt den Damen der besseren Gesellschaft einige Tipps, wie sie den Dienstbotenwechsel am besten bewältigen. Geduld, Geduld und nochmals Geduld wird empfohlen, besonders wenn das Mädchen vom Lande in die Stadt komme, wenn es womöglich " in Freiheit und ohne den Zwang irgendwelcher Etikette" aufgewachsen sei. Eine besondere Feuerprobe sei stets das Verhalten gegenüber Besuchern. Auf dem Land sei es eben nicht üblich, den Besuch hereinzuführen, seinen Namen und den Grund seines Besuchs zu erfragen und ihn dann der Herrschaft zu melden. In einem Falle habe die Dienstherrin fürchterlich geschimpft, weil das neue Mädchen einen hochgestellten Besucher einfach draußen vor der Tür habe stehen lassen. Beim nächsten Mal wollte das Mädchen es besser machen, bat einen Hausierer gleich in die gute Stube und ließ ihn seinen Trödel auf der kostbaren Tischdecke ausbreiten. Daraufhin sei die Dame des Hauses endgültig in Ohnmacht gefallen.

Bildtexte:
" Schinkenklopfen": Das Foto entstand bei einem Ausflug des Gesangvereins Neue Liedertafel ins Grüne (aus: dem Buch " Clubs, Cafés und Knappschaftsbiere", Bramsche 1993).
Ein Ziel für den Ausflug ins Grüne war die Schankwirtschaft Mehring am Harderberg.

Foto:
Sammlung Helmut Riecken
Autor:
Joachim Dierks
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Bestandsbeschreibung
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