User Online: 1 |
Timeout: 13:39Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
23.05.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Das
zwischen
1795
und
1814
errichtete
Gebäude
an
der
Krahnstraße
im
Wandel
der
Zeit.
Richtungswechsel
im
Baustil.
Angaben
zu
Inhabern
und
Branchen
des
späteren
Geschäftshauses.
Schwierigkeiten
wärend
der
Kriegszeit.
Überschrift:
Modehaus, Möbelhaus, Restaurant.
Zwischenüberschrift:
Das Haus Tenge gegenüber dem Rathaus hat in 200 Jahren viel erlebt.
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Die
Zeitmaschine,
die
wir
für
unsere
Zeitreisen
zurück
in
die
architektonische
Vergangenheit
Osnabrücks
anwerfen,
gerät
heute
etwas
in
Verwirrung.
Denn
das
Haus
Tenge,
Krahnstraße
1/
2,
sieht
aktuell
annähernd
so
aus
wie
bei
seiner
Entstehung
vor
gut
200
Jahren,
während
die
historische
Aufnahme
aus
dem
Jahr
1915
einige
dem
Kommerz
geschuldete
Veränderungen
zeigt,
die
den
harmonischen
Fassadenentwurf
störten.
Und
das
kam
so:
Der
Kaufmann
Ernst
Friedrich
Tenge
errichtete
zwischen
1795
und
1814
–
das
genaue
Baujahr
wird
unterschiedlich
angegeben
–
ein
repräsentatives
Wohn-
und
Geschäftshaus
genau
an
der
Stelle,
wo
aus
der
Bier-
die
Krahnstraße
wird.
Die
Tenges
waren
durch
den
Leinenhandel
zu
Geld
gekommen.
Osnabrücker
Leinen
besaß
weltweit
einen
guten
Ruf.
Firma
Tenge
exportierte
die
Ware
unter
anderem
bis
nach
Spanien,
von
wo
aus
sie
die
noch
weitere
Reise
in
die
südamerikanischen
Kolonien
antrat.
Vor
der
napoleonischen
Kontinentalsperre
hatte
Tenge
durch
kaufmännisches
Geschick
große
Mengen
an
Rohtabak
in
seinen
Besitz
gebracht,
die
er
später,
als
keine
Importe
mehr
ins
Land
kamen,
mit
sattem
Gewinn
verkaufen
konnte.
Wenn
man
über
Einfluss
und
Geld
verfügt,
möchte
man
das
meistens
auch
zeigen.
Tenge
besaß
zuvor
ein
kleineres
Haus,
Krahnstraße
1,
an
der
Ecke
Heger
Straße.
Er
kaufte
das
Nachbarhaus
Krahnstraße
2
hinzu,
ließ
die
alte
Bausubstanz
abreißen
und
einen
stattlichen
Neubau
errichten.
Der
Ort
gegenüber
dem
Rathaus
war
dafür
gerade
gut
genug.
In
der
Architektur
war
damals
eine
neue
Zeit
angebrochen.
Die
tonangebenden
Baumeister
wollten
vom
Barock
nichts
mehr
wissen.
Man
besann
sich
auf
die
geraden
Linien
und
klaren
Formen
des
klassischen
Altertums.
Prototyp
des
heute
als
klassizistisch
bezeichneten
Baustils
war
in
Osnabrück
die
Bischöfliche
Kanzlei
von
1785.
Private
Bauherren,
die
etwas
auf
sich
hielten,
eiferten
ihr
nach,
so
auch
Apotheker
Meyer
mit
der
Hirschapotheke
am
Nikolaiort
und
Kaufmann
Schwartze
mit
dem
Haus
Krahnstraße
9/
10
(heute
Filiale
der
Sparkasse)
.
Die
vier
halbplastischen
Säulen,
als
Pilaster
bezeichnet,
heben
am
Haus
Tenge
den
dreiachsigen
Mittelteil
der
Fassade
hervor,
genau
wie
bei
der
Hirschapotheke.
Auch
die
schmückenden
Girlanden
und
Kränze
über
Fenstern
und
Türen
zeigen,
wie
eng
die
Apotheke
und
das
Kaufmannshaus
stilistisch
verwandt
sind.
Drei
Generationen
der
Tenges
lebten
in
dem
Haus,
bis
es
1879
Abraham
und
Levy
David
erwarben.
Damen-
und
Herrenmode
war
ihr
Geschäft.
Mode
muss
gezeigt
werden,
und
so
weiteten
sie
die
Fenster
des
Erdgeschosses,
wie
es
die
neuen
Zeiten
forderten,
zu
Schaufenstern
auf.
Das
bekam
der
bis
dahin
harmonischen
Fassadengliederung
nicht
gut.
Besonders
die
"
schwebende
Hauskante"
über
dem
neu
geschaffenen
Eckeingang
erntete
damals
Kritik.
Diesen
Zustand
hält
das
Lichtenberg-
Foto
aus
dem
Jahr
1915
fest.
Das
Geschäft
war
da
schon
auf
Sohn
Samson
David
übergegangen.
20
Jahre
später
setzten
unter
der
NS-
Herrschaft
Boykottaktionen
gegen
jüdische
Geschäfte
ein.
Ab
dem
1.
April
1933
erschwerten
oder
verwehrten
SA-
Posten
der
Kundschaft
das
Betreten.
Wer
dennoch
kaufte,
wurde
fotografiert
und
fand
sein
Bild
mit
diffamierenden
Kommentaren
versehen
wieder,
öffentlich
ausgehängt
auf
der
Hasebrücke
der
Georgstraße.
Irgendwie
schaffte
es
der
damalige
Modehaus-
Inhaber
Otto
David
zunächst,
den
Betrieb
mithilfe
eines
versteckten,
der
SA
anscheinend
unbekannten,
Hintereingangs
aufrechtzu-
erhalten.
Doch
nach
den
Novemberpogromen
1938
wurde
er
gezwungen,
Geschäft
und
Liegenschaft
weit
unter
Wert
an
die
Stadt
zu
verkaufen.
Otto
David
kam
ins
KZ
Buchenwald.
Er
überlebte.
Seine
Schwester
Gertrud
David,
die
an
Kinderlähmung
und
Epilepsie
litt,
wurde
hingegen
als
"
Euthanasie"
-
Opfer
in
der
Landespflegeanstalt
Brandenburg
vergast.
An
sie
erinnert
ein
Stolperstein,
der
2008
ins
Pflaster
vor
dem
Haus
eingelassen
wurde.
Der
durch
Lagerhaft
und
Zwangsarbeit
gesundheitlich
ruinierte
Otto
David
erhielt
das
Haus
nach
dem
Krieg
zurück.
1960
verkaufte
er
es
an
den
Möbelhändler
Wilhelm
Dopjans.
Der
vermietete
zunächst
an
Rincklake
van
Endert,
bis
Firma
Dopjans-
Möllmann
dort
von
1975
bis
1999
selbst
Möbel
verkaufte.
Dann
erwarb
der
Kaufmann
Hans-
Jürgen
Frommeyer
das
Baudenkmal
mit
der
klaren
Absicht,
die
Schaufenster
zurückzubauen
und
dem
Gebäude
sein
ursprüngliches
Aussehen
zurückzugeben.
Nach
nicht
ganz
einfachen
Verhandlungen
mit
der
Denkmalpflege
–
die
wollte
die
einzigartige
Aufteilung
in
drei
Bankettsäle
im
ersten
Obergeschoss
erhalten
wissen,
während
das
Gastronomie-
Konzept
Durchbrüche
für
große
Feiern
forderte
–
war
es
im
Dezember
1999
so
weit:
Das
Gourmet-
Restaurant
"
La
Vie"
unter
Küchenchef
Jörg
Riepe
eröffnete.
Mit
dem
jetzigen
Küchen-
Maestro
Thomas
Bühner
hat
Mehrheitsgesellschafter
Dr.
Jürgen
Großmann
im
November
2011
den
dritten
Stern
vom
Guide
Michelin
zugesprochen
bekommen.
Das
"
La
Vie"
im
Haus
Tenge
gehört
damit
zur
kulinarischen
Weltspitze.
Bildtexte:
Das
Haus
Tenge
an
der
Krahnstraße
war
1915
Sitz
des
Modegeschäfts
Samson
David.
Links
am
Eingang
zum
Markt
ist
das
im
Krieg
zerstörte
"
Alte
Rathaus"
zu
sehen.
Ins
Jahr
1813
zurückgebaut
wurde
1999
die
Fassade
der
klassizistischen
Architektur-
Perle.
Sie
beherbergt
heute
das
Gourmet-
Restaurant
"
La
Vie"
.
Fotos:
Rudolf
Lichtenberg
jr.
(aus:
Rolf
Spilker,
Lichtenberg
–
Bilder
einer
Stadt,
Band
II)
.
Jörn
Martens.
Autor:
Joachim Dierks