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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Gute Perspektiven in der Netter Heide
Zwischenüberschrift:
Teil 1: Winkelhausen-Kaserne – Für Finanzamt, Polizei und Logistik-Unternehmen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Früher hoben hier abenteuerliche Flugapparate ab. Heute schweben hier Container scheinbar schwerelos am Haken eines monströsen Gabelstaplers durch die Luft.
Wer einen Spaziergang durch die 31 Hektar große Winkelhausen-Kaserne am Hafen unternimmt, erlebt eine Zeitreise von vorgestern bis übermorgen. Zuerst Flugplatz Netter Heide, Kommissbrot-Bäckerei für die Wehrmacht, dann Verladestation für britische Panzer, jetzt Logistikdrehscheibe und bald Behördenstandort und grüne Lunge. Gehen wir mit dem Konversionsbeauftragten der Stadt, Thomas Rolf, durch die Kaserne und die Zeit spazieren.
Vorgestern: Flugplatz
25. Oktober 1911: erster Flugtag auf der Netter Heide. 5000 Menschen kommen, um die waghalsigen Piloten mit ihren seltsamen Kisten zu erleben. Es ist die offizielle Geburtsstunde des Flugfeldes Netter Heide. Flugpionier Ernst Friedemeyer ließ hier einen kleinen Hangar für die Flugapparate errichten, der heute unter Denkmalschutz steht und einer Baufirma als Lagerhalle dient. Der Flugplatz Netter Heide erlebte eine kurze Blüte. Sie endete, als Nazi-Deutschland die Aufrüstung vorantrieb und die Netter Heide zum militärischen Sperrgebiet erklärte. 1934 trieb die Nazi-Prominenz den ersten Spatenstich für die neue Kaserne in den sandigen Haster Boden. Das Infanterieregiment 37 bezog hier Stellung. Während des Zweiten Weltkrieges diente die Kaserne als Heeresverpflegungslager, hier wurde das Brot für die Front gebacken. Die Großbäckerei steht heute noch in der Reihe der großen Speicher direkt am Hafenkai. Die 72 Jahre alten Speicher sind denkmalgeschützt. Sie alle zu erhalten ist schwierig und teuer. Es gibt Pläne, zwei für die Nachwelt zu bewahren und zwei abzureißen.
Gestern: Panzer
Nach dem Krieg wurden aus der Winkelhausenkaserne die " Roberts Barracks". Die britischen Streitkräfte nutzten den Gleisanschluss zum Verladen der Panzer für die Einsätze im Irak und in Afghanistan. Die " Roberts Barracks" waren der wichtigste Logistikstützpunkt der britischen Garnison in der Region. Und diese Logistik-Tradition lebt heute in ziviler Form wieder auf.
Heute: Container
Das Tor ist offen. Früher patrouillierten hier schwer bewaffnete Soldaten. Heute empfangen gelbe Tafeln den Besucher und führen ihn durch das breite Tor an den Speichergebäuden vorbei zur sogenannten KLV-Anlage (Kombinierter Ladeverkehr) der Logistikfirma Nosta. Nosta ist der Haus-und-Hof-Transporteur der Papierfabrik Schoeller. Seit einem Jahr verlädt der riesige und gut 100 000 Euro teure Gabelstapler (" Reach Stacker") Container vom Lkw auf die Bahn und umgekehrt. Der Inhalt: Papier und Papierrohstoffe. Das Schoeller-Werk in Weißenborn (Sachsen) produziert Rohpapier, das zur Weiterverarbeitung über die Schiene nach Osnabrück gebracht wird. Die Container kommen in der Kaserne an und rollen per Lkw nach Lüstringen. Es begann mit einem Zug pro Woche, jetzt sind es drei Dienstags, Mittwochs und Donnerstags. Nosta bedient weitere Kunden außer Schoeller. Ein zweiter " Reach Stacker" steht schon bereit. Drei Hallen nutzt der Logistiker inzwischen für den Umschlag. 2009 bewegte Nosta 4200 Container mit einer Tonnage von 88 000 Tonnen. Tendenz steigend. Einziges Manko: Der Betonboden, auf dem vor zwei Jahren noch Panzer ihre Runden drehten, hielt dem Gewicht der 100 Tonnen schweren Gabelstapler nicht stand. Die Stadtwerke mussten die Rangierfläche mit extrafestem und kunststoffverstärktem Flugplatzasphalt überziehen.
Warum die Stadtwerke? Weil die städtische Tochter drei Hektar gepachtet hat und im Begriff steht, insgesamt 27, 5 Hektar zu kaufen. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke soll den Kauf im April absegnen. " Wir sind Eigentümer von Grundstücksflächen und Gebäuden im Hafenbereich und haben deshalb natürlich ein originäres Interesse an der Kasernenfläche, weil Gleise unseres Hafenbetriebes hindurchführen", erklärt Stadtwerke-Sprecher Marco Hörmeyer. Die Flächen sollen möglichst schnell weitervermarktet werden.
Die ehemaligen Stallungen, von den Briten in Panzerhallen und Werkstätten umfunktioniert, sind verwaist. Der Spaziergang führt uns zum Mannschaftskasino, von den Briten in den 60er-Jahren gebaut. " Abgängig", sagt Thomas Rolf kurz und knapp. Die Bausubstanz sei nur scheinbar in Ordnung, " energetisch sind diese Gebäude eine Katastrophe", so Rolf. Es bleibe nur der Abriss.
Gegenüber steht die alte Turnhalle. Sie ist ein Beispiel, wie in einem Brachland zarte Pflänzchen aus eigener Kraft aufblühen können. Jan Schlikker (39) und Bechir Zaouali (45) kreieren in der Halle eine überdachte Spielwelt für Kinder mit Kletterwänden und Turntürmen, Hüpfburgen und Rennpisten, Motorikraum und Eltern-Café. Der Mietvertrag läuft zunächst zwei Jahre. Die beiden Betreiber hätten sich gern länger gebunden, aber die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) will solche Zwischennutzungen kurz halten, um etwaige großflächige Entwicklungen nicht zu blockieren.
Morgen: Behörden
Die ehemaligen Mannschaftsquartiere an der Netter Heide werden in ein Behördenzentrum verwandelt. Einziehen werden das Finanzamt Osnabrück-Land und die Polizei, die die angemietete Wache an der Pagenstecherstraße aufgibt. Die Pläne sind fast fertig. Der Umbau soll in diesem Jahr beginnen. Das ehemalige Offiziersheim an der Römereschstraße wird das Lehrerseminar aufnehmen. Dieses repräsentative Gebäude hatte auch private Interessenten gereizt, vor allem Freiberufler. Die Exerzierplätze heute trostlose Asphaltwüsten werden in begrünte Parkplätze verwandelt.Übermorgen: Grünzone
Die ehemalige Kaserne wird eines Tages geteilt sein. Geplant ist langfristig, das Behördenzentrum im östlichen Teil (Netter Heide) vom Logistikzentrum in der zum Hafen gewandten Seite durch einen Grünstreifen und eine Straße zu trennen. Rad- und Fußwege sollen eine direkte Verbindung von der Innenstadt an der Hase entlang und durch die alte Kaserne bis zum Piesberg schaffen. Ein Teil der alten Mannschaftsquartiere, Hallen und Stallungen wird abgerissen. Nicht alles auf einen Schlag, sondern je nach Vermarktungsstand und Flächenbedarf.
Autor:
Wilfried Hinrichs, Michael Hehmann


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