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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Wo der Sandbach in die Hase fließt.
Zwischenüberschrift:
Die Pernickelmühle auf einer Postkarten-Ansicht um 1900
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die am 30. August 1904 mit herzlichem Gruß verschickte Ansichtskarte zeigt eine Hasepartie, die erst auf den zweiten Blick auch uns Heutigen Bekanntes enthüllt. Da wären in der Bildmitte genau über dem Fluss die retuschierten Umrisse des Barenturms, der zur Vitischanze gehört. Wenn er aus gleicher Perspektive heute selbst im Winter von Bäumen verdeckt ist, dann ist indirekt der Sandbach daran schuld.

Die Hase nimmt in dem abgebildeten Abschnitt unterhalb der Pernickelmühle den Sandbach auf. Er ist heute nahe der Innenstadt verrohrt und nicht wahrnehmbar. Nur im Straßennamen Sandbachstraße taucht er kurz auf. Trotzdem macht er im Untergrund seinem Namen alle Ehre und spült bisweilen kräftig Sand in die Hase. Auf der ausgedehnten Sandbank in der Mitte des aktuellen Bildes wachsen Weiden und Erlen. Das dürfen sie auch. Sie genießen heute im Zeichen des Programms " Lebendige Hase″, das dem Fluss seinen natürlichen Lebensraum zurückgeben will, Bestandsschutz, auch wenn sie dadurch die Sicht auf die Vitischanze einschränken.

Rechts unterhalb des Ba renturms verläuft die " Hohe Brücke″. Warum sie so heißt, wird in dieser Perspektive deutlich: Sie überragt die davor liegende vierbogige Brücke im Zuge der Hasestraße heute Angers-Brücke um mehrere Meter.

Links vom Barenturm entdecken wir über den Obstbäumen eine Dachfläche. Es ist der rückwärtige Giebel des Hauses Hasestraße 71, des von August Steinhage betriebenen Hotels Hasetor. Steinhage kann als Begründer der Kino-Tradition an dem Ort gelten: Schon um 1900 lockte er Gäste mit Biophon-Darbietungen. Das war ein Gerät, um Stummfilme mit dem Ton vom Grammofon zu synchronisieren. Der gleiche Giebel schimmert auch heute durch die Bäume. Seit 1960 ist hier das " Filmtheater Hasetor″ etabliert.

Die Obstbäume und der Maibaum stehen im Garten des Hauses Mühlenstraße 7/ 8. Es war lange Jahre das Mutterhaus der Liebfrauenschwestern, eines 1925 gegründeten und 1934 von Bischof Berning offiziell anerkannten Ordens, der sich speziell um Hilfe für in Not geratene Familien kümmert. Zwar ist das Mutterhaus inzwischen nach Belm ins Haus St. Marien verlegt, aber im Haus an der Mühlenstraße wohnen immer noch zwei Schwestern, die in der Domgemeinde aktiv sind. Im Haupthaus Mühlenstraße 8 lebt der emeritierte Domkapitular Heinrich Hanneken. Wie das aktuelle Vergleichsbild zeigt, hat das Haus die Zeitläufte unbeschadet überstanden.

Gleiches lässt sich von dem flacheren Gebäude davor sagen. Es ist die mittelalterliche Kornmühle, später Wohnhaus des Müllers, heute als Mühlenstraße 6 b im Eigentum der Domgemeinde und vom Hausmeisterehepaar Büldt bewohnt. Auf dem aktuellen Bild ganz links ist die Pernickelmühle zu sehen. Sie wurde 1892 anstelle der durch Eisschollen und Hochwasser zerstörten älteren Mühlenanlage errichtet. Der schlichte, viergeschossige Bau aus Westerberger Bruchstein war bis 1968 als Getreidemühle in Betrieb. Dann versagte die Wasserturbine. Eine Reparatur erschien nicht mehr lohnend. Noch zehn weitere Jahre verkaufte der Mühlenpächter im kleinen Müllerhaus Mehl, Düngemittel und Sämereien. Nach schwierigen Verhandlungen übertrug die Stadt Osnabrück 1978 das Mühlen ensemble am westlichen Haseufer an die Domgemeinde. Um alle vier Stockwerke als neues Gemeindezentrum nutzbar zu machen, mussten die Denkmalschützer einige Kompromisse eingehen. Die dickste Kröte, die zu schlucken war, stellt wohl der Anbau eines feuerbeständigen, abgeschotteten Treppenhauses dar. Es wurde in halbrunder Form aus gleichem Steinmaterial wie das Mühlengebäude errichtet. Aus dem Abbruch alter Bruchsteinhäuser und von Schuttplätzen waren die in Form und Farbe passenden Steine zusammengetragen worden. 1980 weihte die Domgemeinde hier ihr neues Gemeindezentrum ein.

Bildtexte:
Hasepartie zwischen Pernickelmühle und Hasestraße um 1900: Die retuschierten Umrisse im Hintergrund lassen den Barenturm der Vitischanze mit der Hohen Brücke erkennen.
Bäume auf der Hase-Sandbank verdecken heute die Viti schanze. Ganz links die Pernickelmühle.

Fotos:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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