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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Vernetzt, verkauft, verblödet?
Zwischenüberschrift:
Podiumsdiskussion an der Uni über jugendliche Lebenswelten.
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Ein bisschen verkommene Jugend war doch schon immer. Diese Hippies, diese Punks, diese stumpfsinnige Fernsehglotzerei. Und heute? Ja, heute gibt es das Internet und soziale Netzwerke wie Facebook, in denen sich die Jugendlichen tummeln. " Denn wir wissen nicht, was sie tun", lautet der Titel einer öffentlichen Podiumsdiskussion, die Teil des erziehungswissenschaftlichen Kongresses " Grenzgänger" an der Uni Osnabrück war, an dem unter anderem Musiker und Moderator Götz Alsmann teilnahm, der von sich selbst sagt;" Ich bin nicht old fashiones - ich bin reaktionär." Gerne nahm Alsmann, der an der Uni Münster die Geschichte der Popularmusik lehrt, die Rolle des Kulturpessimisten ein. " Es heißt. Die Menschen bewegen sich im Internet. Von wegen. Sie bewegen sich eben nicht". Von einer verblödeten und verfettenden Generation, einer " Bauer-sucht-Frau-Generation", der der Gang zum Bücherregal zu weit geworden sei, sprach Alsmann. Er halte es mit demm Internet wie der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki mit dem Fernsehen. Die Klugen macht es klüger, die Dummen dümmer.
Prof. Dr. Stefan Aufenanger von der Universität Mainz konnte diese Einstellung nicht teilen: Die Sinus-Milieustudie habe ergeben, dass bei Jugendlichen immer noch " mit Freunden rausgehen" an erster Stelle stehe. Doch während man früher an der Haustür geklingelt oder angerufen habe, verabrede man sich heute über Facebook.
Auch Jürgen Ertelt, Koordinator des Bundes-Projektes Jugend online, sieht Chancen im Netz - vor allem demographischer Art. Jugendliche würden Facebook-Funktionen so nutzen, wie es ihnen gefällt. Statt privater Fotos werden da auch Protestplakate eingestellt, um ein Beispiel zu nutzen. So leicht ließ sich Alsmann nicht überzeugen: Im Internet kann jeder bequem beleidigt werden. Allein wenn man die lapidar dahingerotzen Kommentare bei Zeitungsartikeln liest, die weit unterhalb des Niveaus eines Leserbriefs liegen", bemerkte der Musiker. Der Konter folgte sogleich: " Früher hat man auch an die Toilettenwände geschrieben: Der Lehrer ist Scheiße. Aber deswegen hat man nicht die Toilettenwände abgebaut", sagte Prof. Nicolle Pfaff von der Uni Göttingen. Auch Constanze Kurz, Sprecherin des Chaos Computer Clubs, musste Götz Alsmann entäuschen: " Dieses Internet ist da und wird auch nicht mehr weggehen", sagte sie mit einem Grinsen.
Dennoch teilt sie eine gewisse Skepsis, vor allem gegenüber Facebook: " Das ist eine Werbeplattform. So ist sie konzipiert. Das Netz bietet ein unglaubliches Potenzial, ist aber geprägt vom durchökonomisierten Business, und die Menschen, die daran teilnehmen sind Schafe auf der Weide". Einen Ausweg aus der Unwissenheit über die Lebenswelten der Jugendlichen konnten die Diskutanten nicht bieten - dafür unterhielten sie Zuschauer der von der Bohnenkamp-Stiftung geförderten Veranstaltung bestens.
Vielleicht kann man auch so wie Prof. Aufenanger halten - mit etwas Vertrauen in die Jugend. Ein Versuch jugendliche Parallelwelten zu stürmen, wäre seiner Meinung nach ein " pädagogischer Imerialismus".

Bildtext:
Loben und meckern über die Jugend von heute: Jürgen Ertelt von Jugend online, Prof. Nicolle Pfaff, Uni Göttingen, Götz Alsmann, Uni Münster, Constanze Kurz, Chaos Computer Club, Prof. Stefan Aufenanger, Uni Mainz, Moderator Michael Köhler, Deutschlandfunk.
Autor:
Cornelia Laufer


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