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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
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Überschrift:
Bis zu 400 Euro Differenz für Wasser
Zwischenüberschrift:
Regionaler Preisvergleich unserer Zeitung: Lotte am teuersten, Sögel am günstigsten
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Die Wasserkosten im Raum Osnabrück und im Emsland unterscheiden sich drastisch. So zahlt ein Musterhaushalt im westfälischen Lotte dreieinhalbmal so viel im Jahr für sein Leitungs-, Schmutz- und Regenwasser wie eine identische Familie in der Samtgemeinde Sögel im Emsland. Das hat ein Preisvergleich unserer Zeitung ergeben.
Das, was aus dem Hahn kommt, ist im Prinzip das gleiche Produkt. Und doch liegen die Wasserkosten unserer Musterfamilie bis zu 400 Euro auseinander: Rund 563 Euro zahlt, wer in Lotte jährlich 80 Kubikmeter Wasser verbraucht und in einem Häuschen mit 100 Quadratmeter versiegelter Fläche lebt. Am unteren Ende der Skala liegt Sögel, wo bei gleichen Kriterien nur 159 Euro fällig sind. Eine Wahl haben die Verbraucher nicht: Sie müssen das Wasser beziehen, das ihr örtlicher Versorger liefert auch wenn es im Nachbarort günstiger ist.
Lotte ist neben hohen Trinkwasserkosten vor allem Spitzenreiter bei den Abwassergebühren. Allein diese belaufen sich für unseren Modellhaushalt auf 272 Euro pro Jahr. " Das liegt an den Strukturen", erläutert Lottes Kämmerer Jörg Risse. Seine Gemeinde sei an der schmalsten Stelle 400 Meter breit, insgesamt aber 14 Kilometer lang. Deswegen benötige Lotte auch zwei Kläranlagen.
Ein Blick nach Osnabrück verdeutlicht die Komplexität der Versorgungsstruktur: Im Stadtgebiet muss die Modellfamilie jährlich rund 487 Euro zahlen es sei denn, sie lebt im Stadtteil Pye. Dort sind es mit 361 Euro immerhin 126 Euro weniger, weil hier die günstigere Wasserversorgung Wallenhorst das Wasser liefert.
" Das große Problem in der Wasserwirtschaft ist die unzureichende Aufsicht", sagt der Vorsitzende der Monopolkommission, Justus Haucap. Er kritisiert im Gespräch mit unserer Zeitung die unterschiedliche Behandlung öffentlich- und privatrechtlich organisierter Wasserversorger. Diejenigen, die Gebühren erheben, unterliegen nur der kommunalen Aufsicht. Wasserversorger, die private Preise erheben, werden dagegen von den Kartellbehörden überwacht. " Es kann doch nicht sein, dass öffentlich-rechtliche Wasserversorger mehr oder weniger unkontrolliert tun können, was sie wollen", sagt Haucap.
In Niedersachsen könnte sich das bald ändern. Die Kartellbehörde hat die 84 regionalen Wasserversorger, die Gebühren erheben, aufgefordert, ihre Daten zu übermitteln. Bei der letzten Wassermarktuntersuchung hätten 51 von ihnen freiwillige Angaben gemacht, allerdings teils in schlechter Qualität, wie eine Sprecherin erklärte. Nun werden sie gezwungen. " Ich halte die kartellrechtliche Ungleichbehandlung von Preisen und Gebühren im Bereich der Wasserversorgung für nicht gerechtfertigt", sagte Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) unserer Zeitung. Sie seien " weitgehend austauschbar". Ob daraus etwas folgt, ist indes offen: Eine Gesetzesänderung müsse " sorgfältig geprüft werden".

Bildtext:
Ob ihr Leitungswasser teuer oder günstig ist, können die Verbraucher sich nicht aussuchen. Sie sind an ihren Versorger vor Ort gebunden. Manchmal entscheidet sogar die Straßenseite darüber, ob eine Familie 100 Euro jährlich mehr oder weniger zahlt.

Foto:
Colourbox

Kommentar
Teures Nass

Wasser ist Wasser sollte man meinen. Wie kann es dann sein, dass ein Osnabrücker 1, 54 Euro pro Kubikmeter Leitungswasser zahlt, ein Sögeler aber nur 49 Cent? Die Versorgungsstrukturen vor Ort sind über viele Jahrzehnte gewachsen und dadurch unglaublich kompliziert geworden. Allein in Niedersachsen gibt es weit mehr als 200 Wasserversorger manche sind für weniger als 1000 Haushalte zuständig, andere für mehr als 40 000.

Zwar haben die Versorger recht, wenn sie sagen, dass Preisvergleiche schwierig sind. Das Leitungsnetz in einer dicht besiedelten Stadt wie Osnabrück ist ein anderes als in der Samtgemeinde Sögel. Doch wenn der Verbraucher seinem örtlichen Versorger schon auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, dann sollte er zumindest Transparenz erwarten können und die ist derzeit nicht gegeben. Grund: die künstliche Unterscheidung zwischen Wasserversorgern, die Gebühren erheben, und solchen, die Preise verlangen. Nur Letztere unterliegen der Kontrolle durch die Kartellämter und nur bei ihnen kann durch bundesweiten Vergleich ermittelt werden, ob die Preise angemessen sind.

Der Vorstoß des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums, Gebühren erhebende Versorger in ihre Marktuntersuchung einzubeziehen, ist also zu begrüßen. Auch wenn das niemand so offen zugeben will, ist dies ein erster Schritt in die von der Monopolkommission geforderte strengere Aufsicht.
Autor:
Sandra Dorn


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