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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Rohrbrüche und andere Katastrophen
Zwischenüberschrift:
Heute ist der Tag der Archive
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Es mag ja ein Vorteil sein, dass Osnabrück keine U-Bahn baut. Ganz im Gegensatz zu Köln, wo das gesamte Stadtarchiv in die Baugrube gerutscht ist. Das war heute vor drei Jahren. Solche und andere Katastrophen greift der Tag der Archive auf, der an diesem Wochenende bundesweit stattfindet. In Osnabrück sind das Staatsarchiv und das Archiv unserer Zeitung dabei.
Ob Brände oder Flugzeugabstürze, Überschwemmungen oder Erdbeben: Eine Zeitung kann bei jeder Katastrophe mit einem gesteigerten Leserinteresse rechnen. Was der aktuellen Berichterstattung dient, zum Beispiel beim Dütehochwasser im August 2010, wird ganz nebenbei zum Zeitdokument.
Ausschneiden, abheften, binden oder besser noch elektronisch sichern Aufgabe der Archivare ist es, die Summe der kurzlebigen Nachrichten verfügbar zu halten und jederzeit auffindbar zu machen. Seit acht Jahren erfasst das Redaktionsarchiv der Neuen Osnabrücker Zeitung Texte, Fotos und Zeitungsseiten digital. Was älter ist und deshalb aus Papier besteht, füllt lange Regale, Hängeregister und Schubladenwände.
Da können unsere Archivare Christiane auf dem Kampe, Frank Riehemann und Carmen Vosgröne aus dem Vollen schöpfen, wenn die Redaktion nachfragt, was denn beim Eisregen vor 25 Jahren so alles passiert ist. Auch Zeitungsleser haben die Möglichkeit, im Archiv zu recherchieren.
Manche sind enttäuscht, wenn sie hören, dass die Bestände nicht vollständig sind. So fehlen vom Osnabrücker Tageblatt, einer der beiden Vorgängerzeitungen, ganze Jahrgänge. Es liegt nahe, dass Bombenangriffe, Feuer oder andere Katastrophen diese Lücken gerissen haben.
Das Staatsarchiv Osnabrück verfügt dagegen über die kompletten Zeitungsbände allerdings nicht im Original, sondern auf Mikrofilm, der die Seiten weiß auf schwarz abbildet. " Die Vergangenheit sichern wir in der Gegenwart für die Zukunft", heißt der Leitspruch der niedersächsischen Landesarchive.
Akten ins Salzbergwerk
Beim Blick in die Vergangenheit fällt auf, dass die Bestände des Staatsarchivs Osnabrück den Zweiten Weltkrieg überstanden haben. Und das, obwohl das Verwaltungsgebäude an der Schlossstraße am 26. September 1944 " durch Bombenvolltreffer in Trümmer ging", wie es der frühere Archivleiter Günther Wrede 1962 beschrieb. Die Katastrophe war aber nicht urplötzlich eingetreten, sie hatte sich langsam angebahnt.
Zuerst wurden im Magazingebäude die größten Kostbarkeiten in die untersten Geschosse verlagert. Ab 1942 brachten die Archivare immer mehr Dokumente in die Tresore der Sparkassen im Landkreis. Als sich der Bombenkrieg ausweitete, lagerte das Archiv die Akten in einem " mitteldeutschen Salzbergwerk" ein, wie Wrede notiert hat.
Ein Glücksfall für die heutigen Nutzer, dass der gesamte Bestand erhalten blieb. Das heißt aber nicht, dass die Dokumente im Staatsarchiv allesamt von großen oder kleinen Katastrophen verschont geblieben wären. Akten, die dem Archiv übergeben werden, haben oftmals 30 Jahre oder länger in zugigen Dachböden oder muffigen Kellern von Behörden gelegen.
" Ein undichtes Rohr genügt", sagt Archivoberrat Dr. Nicolas Rügge. Schon solche Wasserschäden stellen die Restauratoren vor große Herausforderungen. Blatt für Blatt nimmt sich der Papier- und Buchrestaurator Heinrich Kampmeyer vor. In einem aufwendigen Prozess wird trocken gereinigt und nachgeleimt, damit das Papier seine Stabilität erhält, die Tinte aber nicht angegriffen wird.
Wenn die Akten schon Schimmel angesetzt haben, kann Kampmeyer nichts machen. Er schlägt sie in Plastikfolie ein und schickt sie nach Bückeburg, wo solche Pilzschäden neutralisiert werden können. Am heutigen Tag der Archive besteht Gelegenheit, den Restauratoren bei der Arbeit zuzuschauen. Auch in Filmvorführungen wird gezeigt, wie Archive mit den Folgen von Katastrophen umgehen.
Zum diesjährigen Leitthema " Feuer, Wasser, Krieg und andere Katastrophen" hat das Staatsarchiv eine kleine Ausstellung mit historischen Dokumenten aus der Region zusammengestellt. Eine vergilbte Akte ruft in Erinnerung, dass der " Windsturm von 1703" im Amt Wittlage Dächer abdeckte und Bäume entwurzelte. In Quakenbrück stürzte sogar der Turm der Sylvesterkirche um.
Das Ausmaß der Schäden offenbaren aber nur Rechnungen über den Wiederaufbau, denn Augenzeugenberichte von jenem 8. Dezember 1703 liegen nicht vor. Und eine Zeitung für Osnabrück und Umgebung, die gab es damals noch nicht.

Bildtexte:

Regale voller Fotos und Zeitungsartikel, dazu 1, 5 Millionen Zeitungsseiten: Über die Berge von Papier im Archiv der Neuen Osnabrücker Zeitung wachen Carmen Vosgröne, Christiane auf dem Kampe und Frank Riehemann (von links).

Eine Katastrophe ereignete sich vor über 300 Jahren im Osnabrücker Land. Nicolas Rügge vom Staatsarchiv zeigt zum Tag der Archive eine Akte, die den Sturm vom 8. Dezember 1703 dokumentiert. Fotos: Jörn Martens

Ein Hagelunwetter mitten im Sommer sorgte am 29. Juni 1903 für Schlagzeilen in Osnabrück.

Die Hitze eines Brandes hat dieser Pergament-Urkunde aus dem 18. Jahrhundert zugesetzt. Das lässt sich restaurieren.

Diese Akte aus dem 30-jährigen Krieg ist feucht geworden. Der Restaurator hat sie gereinigt und das Papier gefestigt.

Sütterlin und Fraktur: Archivarin Mirella Libera bietet zum Tag der Archive eine Schreibwerkstatt für Besucher an.

Fotos:

Jörn Martens

Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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