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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Wir standen kurz vor dem Katastrophenalarm"
Zwischenüberschrift:
Polizisten und Feuerwehrleute erleben 1987 einen chaotischen Rosenmontag
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wie eine Glasschicht umhüllte das Eis die Autos. Aus Millimetern noch am frühen Morgen des 2. März 1987 wurden im Laufe der Stunden schließlich Zentimeter. Dann ließen sich die Türen nicht mehr öffnen.
Bernd Schnalle war 1987 Hauptkommissar in Hasbergen. Am Rosenmontag stand er an einem Bahnübergang am Wulfskotten in Hasbergen. Der Eisregen hatte die Schranke blockiert. Er und ein Kollege leiteten daher den Verkehr um und achteten darauf, dass sie selbst ständig in Bewegung blieben. " Sonst wären wir am Boden festgefroren", erinnert sich Schnalle. Das war einer seiner Einsätze beim Eisregen vor 25 Jahren. In angenehmer Erinnerung ist ihm die Fürsorge von Anwohnern: " Sie haben uns Kaffee und Berliner gebracht." Auch das gehörte zu dem " chaotischen Tag", an dem die Polizisten " völlig ausgebucht" waren, den Verkehr regeln und umleiten sowie manche Straße wegen umgestürzter Bäume sperrten mussten.
Der damalige Polizeimeister Joachim-Hans zur Lage konnte seinen Dienst an diesem Tag erst gar erst nicht antreten. Er saß zu Hause an einer Nebenstraße in Bramsche fest um ihn herum waren die Straßen glatter als ein Spiegel.
Daran erinnert sich auch der damalige Polizeirat Arnold Treusch von Buttlar: " Wir hatten Probleme, mit den Autos voranzukommen." Auch weiß er noch, dass es ein Rosenmontag war und die Beamten in der plötzlich " bizarren Landschaft" in Osnabrück wegen einer allzu ausgelassenen Feier unterwegs waren.
Jürgen Knabenschuh war vor 25 Jahren stellvertretender Leiter der Osnabrücker Berufsfeuerwehr und hatte am Tag des Eisregens frei. Während des Frühstücks hörte er Knackgeräusche. " Ich schaute aus dem Fenster und sah, dass sich die Birken bogen." Er ahnte, was jetzt in der Stadt los sein würde, erklärte seine Freizeit für beendet und machte sich auf zur Wache. Dort wartete viel Arbeit: " Wir hatten an dem Tag irre viele Einsätze", erinnert sich Knabenschuh. Der Rettungsdienst war unterwegs, um viele gestürzte Menschen in die Krankenhäuser zu bringen. Vor allem hatten Berufsfeuerwehr, Freiwillige Feuerwehr und das Technische Hilfswerk mit umgestürzten Bäumen, abgeknickten oder heruntergefallenen Ästen zu tun. Knabenschuh beschreibt es so: " Alles, was sägen konnte, war unterwegs." Gemeinsam mit dem Leiter des Osnabrücker Grünflächenamtes fuhr er durch die Stadt. " Ihm standen die Tränen in den Augen." Denn: Viele seiner geliebten Bäume waren dem Eisregen schon zum Opfer gefallen, es fielen immer mehr und Spätfolgen standen bevor.
" Es war ein Ausnahmezustand", berichtet Knabenschuh. " Wir standen kurz vor dem Katastrophenalarm." Doch das war nicht überall in der Region so. Heiner Prell, der damals stellvertretender Brandmeister von Dissen war, erinnert sich vor allem an " die traumhafte Landschaft", jedoch nicht an spektakuläre Einsätze.
Mitten in der schönen Landschaft ummantelte die Eisschicht auch die Drähte der Hochspannungsleitungen. Sie wurden immer schwerer und ließen einige Masten zu Boden krachen zum Beispiel in Fürstenau und in Lüstringen. Die Folge: In rund 50 000 Häusern des Landkreises blieben für mehr oder weniger kurze Zeit die Lichter aus. Die Energieversorger bauten provisorische Holzmasten auf. Helfer versorgten Landwirte mit Notstrom-Aggregaten, damit die ihre Kühe melken konnten.
Und die Bahn? Hier und da fiel ein Baum auf die Oberleitung zwischen Osnabrück und Bremen. Im Osnabrücker Stadtteil Schinkel blieb ein Intercity stecken. Fahrten fielen aus oder verspäteten sich. Im Prinzip fuhren die Züge zwar, doch die Frage lautete: Wann?
Nur Karnevalisten in Georgsmarienhütte ließen sich offenbar nicht beirren: Die Narren zogen wie geplant durch die Innenstadt.

Bildtexte:

Erst trieft es, dann friert es. Die Ampeln leuchten, doch viele Autos bleiben stehen.

Alle Hände voll zu tun: Bäume fallen auf Leitungen der Bahn. Fahrten fallen aus.

Die Straßen sind glatt, und auch von oben droht Gefahr: Bäume knicken um.

Autos wie unter Glas. Und dann schlagen Äste Beulen in das Blech.

Äste fallen, Baumkronen krachen. Die Arbeit auf den Straßen dauert von Rosenmontag bis Aschermittwoch.

Fotos:

Michael Hehmann

Autor:
jweb


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