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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Dicke Luft trotz Umweltzonen
Zwischenüberschrift:
Feinstaubwerte sind 2011 gestiegen
Artikel:
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Originaltext:
Berlin. Die Luft in deutschen Städten war 2011 trotz mehr als 50 Umwelt zonen zu stark mit gesundheitsschädlichen Stoffen belastet.

Geht es nach dem Feinstaub-Experten Hans-Joachim Hummel, ist das Wetter schuld. Trotz inzwischen 54 Umweltzonen in Deutschland wurden 2011 die Grenzwerte für Feinstaubwerte vielerorts deutlich überschritten. Ein wesentlicher Grund sei, " dass es viele Inversionswetterlagen gab", sagt Hummel, der Leiter des Fachgebiets für Luftreinhaltung im Umweltbundesamt (UBA) ist. " Das muss man sich wie einen Kochtopf vorstellen, auf dem ein Deckel ist", erläutert Hummel. " Wenn unten weiter viel Auto gefahren wird und die Heizungen laufen, sammeln sich dort die Schadstoffe."

Gestern vorgestellte Zahlen des UBA zeigen, dass beim Feinstaub, der die Atemwege schädigen kann, im vergangenen Jahr 42 Prozent der verkehrsnahen Messstationen über dem zulässigen Grenzwert lagen. Dieser erlaubt nur 35 Tage pro Jahr mit über 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft. Beim Stickstoffdioxid lagen 57 Prozent der Stationen in Städten über den erlaubten Grenzwerten. Damit waren die Belastungen sogar noch höher als in den Jahren 2007 bis 2010. Eine ähnliche Analyse trifft auf Osnabrück zu außer Hannover die einzige niedersächsische Stadt mit einer Umweltzone. Die Luft verbesserte sich in dem Ort zwar im vergangenen Jahr. Die Stickstoffdioxid-Konzentration lag indes im Jahresmittel weit über dem europaweit gültigen Grenzwert.

Über Sinn und Unsinn von Umweltzonen, in die nur schadstoffarme Autos einfahren dürfen, wird gerne gestritten die neuen Werte verschärfen die Debatte. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) fordert etwa die Abschaffung " wegen erwiesener Wirkungslosigkeit". Der ADAC-Vizepräsident für Verkehr, Ulrich Klaus Becker, betont, Autos hätten nur einen Anteil von neun Prozent an der Feinstaubbelastung. Umweltzonen hätten den Kommunen lediglich " einen monströsen Verwaltungsaufwand beschert und vielen Autofahrern existenzielle Nachteile gebracht".

Den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bringen solche Aussagen auf die Palme. Die Organisation verlangt vielmehr eine Reduzierung des Autoverkehrs in Städten und mehr Einsatz der Politik. " Die schlechten Werte sind Resultat der Laissez-faire-Politik der Bundesregierung", sagt BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Die Regierung habe auf EU-Ebene für Strafzahlungen bei einem Überschreiten der Grenzwerte eine fünfjährige Fristverlängerung bis 2011 durchgesetzt, um Druck von den Kommunen zu nehmen. Jetzt sei der Handlungsbedarf umso größer. " Nur wenn die Kommunen nachweisen können, dass sie alle gebotenen Maßnahmen zur Feinstaubreduzierung ergriffen haben, können sie kommenden Strafzahlungen in Millionenhöhe noch entgehen."

UBA-Präsident Jochen Flasbarth betont hingegen: " Umweltzonen sind ein geeignetes Mittel." Mit Einführung der modernsten Abgas-Norm (EURO 6) und immer mehr schadstoffarmen Autos werde die Situation in Zukunft verbessert.

Ob die Zonen wirklich zu wenig bringen, dürfte auch das laufende Jahr zeigen. Denn im Januar wurde das Ruhrgebiet zur größten Umweltzone Deutschlands. Auf insgesamt rund 850 Quadratkilometern zwischen Duisburg und Dortmund dürfen künftig nur noch Autos mit mindestens der roten Feinstaub-Plakette fahren. Die Autobahnen sind aber ausgenommen.

" Luft ist das Lebensmittel, was wir am dringendsten brauchen. Wir müssen die Bürger in den belasteten Innenstädten schützen, die sie einatmen", betont UBA-Fachmann Hummel. " Eine bessere Chance zur Reduktion von Feinstaub gibt es definitiv mit statt ohne Umweltzonen."

Kommentar:

Umweltzonen allein reichen nicht

Mit bloßem Auge ist Feinstaub kaum erkennbar, die Folgen für den Menschen sind dafür umso gravierender. Dass die Belastung mit den teuflischen Staubpartikeln wieder gestiegen ist, muss alle aufschrecken, die um die Gesundheit der Bürger in Deutschland besorgt sind.

Nicht nur die primären Feinstäube während eines Verbrennungsprozesses sind dabei ein Risiko. Hochgefährlich sind besonders die sogenannten sekundären Feinstäube Partikel also, die durch chemische Reaktionen etwa zu Schwefel- oder Stickstoffdioxid werden. Augen und Atemwege werden gereizt, Allergien wahrscheinlicher. Für mehr als zwei Drittel des Stickstoffdioxids ist der Autoverkehr verantwortlich, vor allem der Diesel- und Lkw-Verkehr.

Deshalb sind die Umweltzonen in deutschen Städten zumindest ein Anfang bei der Mission " Saubere Luft". Mehr aber auch nicht. Denn die EU-Vorgabe verleitet zur Lethargie, getreu dem Motto: Die grüne Plakette wird′s schon richten. Aber ohne eigenes Zutun aller beteiligten Sektoren dürfte der Plan fehlschlagen.

Zunächst müssten die Besitzer von Diesel-Stinkern diese so weit wie möglich mit Filtern nachrüsten zumal das derzeit noch gefördert wird. Zweitens sollte jeder darüber nachdenken, ob und wann er sein Auto tatsächlich in Bewegung setzt. Drittens sind auch die Bauern gefragt. Denn die Landwirtschaft trägt durch Überdüngung zur Belastung mit Stickstoffdioxid bei.

Feiner Staub
Mit jedem Atemzug saugt der Mensch neben frischer Luft winzig kleine Staubkörner auf. Sie sind so leicht, dass sie umherschweben. Diese Partikel kommen als Staub im Haus vor. Sie entstehen aber auch dort, wo etwas verbrannt wird: im Motor eines Autos zum Beispiel, in dem Benzin verfeuert wird. Aus dem Auspuff strömen dann Rußpartikel, die sich in der Luft verteilen. Wissenschaftler meinen, dass solche Staubkörner die Lunge des Menschen schwer schädigen können. Deshalb streiten sich die Experten mit Politikern um die Frage, wie sie die Luft möglichst frei vom Staub halten können. In mehreren Städten gibt es deshalb Bereiche, in denen nur noch Autos mit einem Staubfilter fahren dürfen. Messungen zeigen allerdings, dass auch dort immer noch zu viel Staub durch die Luft fliegt. mst

Bildtext:

Für Wirbel sorgt die jüngste Bilanz über den Zustand der Luft in deutschen Städten. In der Kritik sind besonders die Umweltzonen.

Foto:

dpa
Autor:
Georg Ismar, mst
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