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1.
Erscheinungsdatum:
25.01.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Wo
heute
das
Parkhaus
Kollegienwall
steht,
Stand
einst
die
erste
Stadthalle
der
Stadt.
Historischer
Rückblick/
Geschichte
Überschrift:
Osnabrücks erste Stadthalle
Zwischenüberschrift:
Im "Vereinshaus" am Kollegienwall trat einst Max Reger auf
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Osnabrücks
erste
Stadthalle
firmierte
zunächst
als
"
Vereinshaus"
.
Das
hatte
damit
zu
tun,
dass
in
der
Gründerzeit
nicht
nur
Firmen,
sondern
auch
zahllose
Vereine
das
Licht
der
Welt
erblickten
und
Platzbedarf
für
ihre
Veranstaltungen
anmeldeten.
Erst
ab
1910
setzte
sich
die
Bezeichnung
Stadthalle
durch.
Das
aufblühende
Vereinswesen
war
Ausdruck
der
neuen
Rolle
des
Bürgertums,
das
sich
nicht
mehr
wie
im
Ständestaat
vorschreiben
ließ,
wie
es
sein
Leben
zu
gestalten
hatte,
sondern
zunehmenden
Wohlstand
und
wachsende
Freizeit
suchte.
Um
1890
hatte
sich
das
Vereinswesen
bereits
breit
gefächert
ausdifferenziert.
Es
gab
Liedertafeln
und
Turnvereine,
Gartenbau-
und
Züchtervereine,
Lesezirkel
und
Freimaurerlogen,
Schützen-
und
Kriegervereine.
Und
nicht
zu
vergessen
den
"
Osnabrücker
Enthaltsamkeits-
und
Mäßigkeitsverein"
,
dessen
segensreiches
Wirken
man
sich
heute
gelegentlich
wieder
herbeiwünscht.
Im
Auftrag
der
"
Actiengesellschaft
Osnabrücker
Vereinshaus"
entwarf
der
Kölner
Architekt
Josef
Seché
das
1900
eröffnete
Vereinshaus
im
wilhelminischen
Prunkstil
mit
einer
detailfreudigen
und
verspielten
Fassade.
Die
flankierenden
Ecktürme
an
der
Front
zum
Kollegienwall
könnten
in
ihrer
Haubenform
ein
Zitat
des
spätgotischen
Katharinenkirchturms
sein,
während
die
Saalüberwölbungen
des
Mitteltrakts
Jugendstil-
Einflüsse
erkennen
lassen.
Vielen
Osnabrückern
erschien
die
heftig
romantisierende
Märchenschloss-
Architektur
freilich
etwas
zu
aufgesetzt.
Die
Hoffmeyer-
Chronik
spricht
vom
"
architektonischen
Grauen"
,
das
den
Besucher
erfasse.
So
harsch
würden
wir
Nachkriegs-
Osnabrücker
wohl
nicht
urteilen.
Schließlich
sind
wir
von
der
Viehauktions-
und
Veranstaltungshalle
in
der
Gartlage
nicht
gerade
verwöhnt.
Und
auch
die
zweite
Osnabrücker
Stadthalle,
1979
am
Schlossgarten
eröffnet,
reißt
mit
ihrer
Dunkelbronze-
Eloxal-
Architektur
heute
kaum
noch
jemanden
vom
Hocker.
Wie
dem
auch
sei,
unsere
Groß-
und
Urgroßeltern
gingen
trotz
allem
gern
in
ihre
Stadthalle,
und
zwar
wegen
der
Veranstaltungen.
Der
große
Komponist
Max
Reger
stand
am
Dirigentenpult
des
Konzertsaals,
Tonfilmstars
der
Zeit
machten
auf
Gastspielreise
Station,
rauschende
Bälle
und
Fastnachtssitzungen
schufen
Erinnerungen,
Ausstellungen
bedienten
das
erwachende
Interesse
an
der
großen
weiten
Welt.
1913
lud
die
Deutsche
Kolonialgesellschaft
zu
einer
Kolonialausstellung.
Im
Mittelpunkt
der
Schau
stand
eine
"
leibhaftige
Negerfamilie"
,
wie
es
damals
in
der
Ankündigung
hieß,
die
vor
einer
Kulisse
aus
schilfgedeckten
Hütten
mit
Gesängen
und
Tänzen
den
Zauber
ferner
Länder
nach
Osnabrück
bringen
sollte.
Eine
aktuelle
Ausstellung
im
Akzisehaus
blickt
auf
die
Kolonialbegeisterung
der
damaligen
Zeit
zurück
und
setzt
sich
kritisch
mit
ihr
auseinander.
"
What
we
see"
läuft
noch
bis
zum
12.
Februar.
Das
Raumprogramm
der
Stadthalle
gestattete
es,
dass
verschiedene
Veranstaltungen
gleichzeitig
liefen.
Es
gab
den
weißen
und
den
bunten
Saal,
einen
gelben,
einen
blauen
und
einen
runden
Saal,
den
Kaisersaal,
den
Arbeitersaal
und
den
Unionssaal.
Es
gab
ein
Tagesrestaurant,
eine
Kellerwirtschaft
und
eine
Kegelbahn.
Insgesamt
fanden
1100
Personen
in
den
Sälen
Platz,
und
im
vorgelagerten
Kaffeegarten
sogar
bis
zu
4000.
Während
des
Ersten
Weltkriegs
wurde
das
Veranstaltungsprogramm
weitgehend
ausgesetzt.
In
den
Sälen
hielt
ein
Reserve-
Lazarett
Einzug,
im
vorderen
Flügel
fand
das
katholische
Waisenhaus
eine
Notunterkunft.
Während
der
Weimarer
Republik
wurde
die
Stadthalle
dann
mehr
und
mehr
zum
Schauplatz
politischer
Kundgebungen
und
Auseinandersetzungen.
Am
1.
September
1921
etwa
entlud
sich
die
Wut
der
Osnabrücker
Linken
über
den
Mord
an
Matthias
Erzberger
in
einer
Großdemonstration
vor
dem
Gewerkschaftshaus
schräg
gegenüber.
Der
Zufall
wollte
es,
dass
gerade
der
"
Flottenbund
deutscher
Frauen"
in
der
Stadthalle
eine
Veranstaltung
mit
Korvettenkapitän
von
Mücke
(Erster
Offizier
des
Kreuzers
Emden
und
Nationalsozialist
der
ersten
Stunde)
abhalten
wollte.
Die
Stadthalle
war
mit
schwarz-
weiß-
roten
Fahnen
des
untergegangenen
Kaiserreichs
geschmückt
worden
–
was
die
Anhänger
von
MSPD
und
KPD
als
unerträgliche
Provokation
empfanden.
Sie
stürmten
die
Stadthalle,
rissen
die
Fahnen
herunter,
verbrannten
sie
vor
dem
Gebäude
und
verjagten
die
kaisertreuen
"
Flottenweiber"
und
ihren
Korvettenkapitän.
Am
13.
September
1944
legten
Bomben
die
Stadthalle
in
Schutt
und
Asche.
An
einen
Wiederaufbau
war
nicht
zu
denken.
Im
ehemaligen
Kaffeegarten
wurden
Holzbaracken
als
Notunterkunft
für
die
ebenfalls
ausgebombte
Handwerkskammer
aufgestellt.
Bis
1952
standen
noch
die
alten
Ecktürme
als
Ruinen.
Dann
wurden
auch
sie
abgeräumt.
Parkplatz
und
Tankstelle
stellten
eine
Zwischennutzung
dar,
bis
1969
das
Amtsgericht,
etwas
später
das
Parkhaus
Kollegienwall
und
der
verklinkerte
Bau
der
Bank
für
Gemeinwirtschaft
auf
dem
Areal
errichtet
wurden.
Bildtexte:
Am
Kollegienwall
stand
die
erste
Osnabrücker
Stadthalle.
Am
rechten
Bildrand
kann
man
das
damalige
Gefängnis
erahnen,
das
in
dieser
Perspektive
das
Justizgebäude
am
Neumarkt
verdeckt.
Amtsgericht,
Parkhaus
und
das
Gebäude
einer
Bank
belegen
heute
den
Standort
der
alten
Stadthalle
und
des
vorgelagerten
Kaffeegartens.
Foto:
Ansichtskarte
des
Verlags
Julius
Jonscher,
1901,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks