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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Viele Häuser mussten weichen
Zwischenüberschrift:
Die Hasestraße in den Jahren des Wiederaufbaus
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wie gut, dass es Menschen gibt, die nicht sofort alles wegwerfen. Noch mehr Bewunderung haben freilich jene Zeitgenossen verdient, die das über Jahrzehnte Verwahrte ab und an sichten und dann überlegen, was sich aktuell damit anfangen lässt. Bei genauso einer Aktion fiel unserem Leser Heinz Lepand aus Bad Iburg kürzlich eine Ausarbeitung in die Hände, die er 1954 als damals 20-jähriger Pennäler des Gymnasiums Carolinum anfertigte.

Thema: " Straßenverkehrsentwicklung und - planung in Osnabrück". Manches darin lässt uns heute schmunzeln, vieles erscheint erstaunlich weitsichtig das Wertvollste aber sind heute zweifellos die Fotos des Verkehrsgeschehens anno 1954, mit denen er seine Analysen untermauerte.

Als erstes Beispiel unternehmen wir mit dem Oberprimaner Lepand eine Zeitreise in die Hasestraße. Sein Kommentar: " Diese unübersichtliche, enge Stelle kann nur durch eine Beseitigung des rechten Hauses verbessert werden." Der junge Mann geht in seiner Facharbeit deutlich mit den Stadtvätern ins Gericht. Sie hätten nach den Kriegszerstörungen die Chance verpasst, großzügig neu zu planen. Der Verkehr komme allenthalben zum Erliegen, weil man das seit dem Mittelalter planlos gewachsene Netz an engen Gassen beibehalten habe. Der Fahrzeugbestand in Osnabrück hatte sich 1954 bereits verdoppelt gegenüber 1937. Lepand mutmaßte zu Recht, dass damit noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sei.

Heute sind die Stadthistoriker etwas milder in der Beurteilung der damaligen Entscheidungen. Vielfach war der Wiederaufbau in der alten Parzellierung die einzige Chance, schnell wieder Wohnraum zu schaffen und die Wirtschaft zum Laufen zu bringen. Wenn auch die Häuser vielfach nicht mehr standen, so lagen doch erhebliche Werte nach wie vor unter der Oberfläche: Versorgungsleitungen, Abwasserkanäle, Grundmauern, Kellerräume. Knappe Ressourcen und der immense Druck durch den Wohnungsmangel hätten gar keine andere Wahl gelassen, als zunächst einmal wieder auf den alten Fundamenten zu bauen.

Damit waren all die Argumente für breitere Straßen, die Lepand anführt, natürlich keinesfalls beseitigt. Die Diskussion ging weiter. An vielen Stellen erwies sich eine Rückverlegung der Baufluchten als unumgänglich, wenn man weiterhin Fahrzeugverkehr zulassen wollte. Dazu gehörte auch die Hase straße als wichtigste Nord-Süd-Verbindung durch die Altstadt. Auf beiden Seiten des hier abgebildeten Engpasses mussten die Häuser weichen. Was das Schuhhaus Sunderdiek angeht, dessen Abriss er empfohlen hatte, erfuhr Lepand acht Jahre später Genugtuung. 1962 rückten die Abrissbagger an und legten den verschachtelten, aus drei Häusern zusammengewachsenen Komplex Hasestraße 49 bis 51 nieder. Eva Sunderdiek erinnert sich: " Das war kein großer Verlust, die Bausubstanz war nicht mehr viel wert. Wir freuten uns, als wir Ende 1962 ein großes, modernes Schuhgeschäft eröffnen konnten" allerdings in zurückversetzter Flucht.

Aus Bersenbrück stammend, wo ein anderer Familienzweig bis heute Schuhe verkauft, hatte Eva Sunderdieks Schwieger-Großvater Bernhard im Jahr 1898 die Osnabrücker Sunderdiek-Tradition an der Hasestraße begründet. In seinen Spitzenzeiten wurden von hier vier weitere Filialen geführt: in der Großen Straße, der Möserstraße, der Johannisstraße und in Melle. Nach dem frühen Tod ihres Mannes Hermann gab Eva Sunderdiek das Stammhaus 2011 in neue Hände.

Auf der historischen Ansicht ist links hinter der Einmündung der Turmstraße der Metzgerladen Unnewehr erkennbar. Das Vorderhaus fiel in den 1960er-Jahren der Straßenverbreiterung zum Opfer. Dadurch rückte das Speichergebäude Hasestraße 26 sozusagen in die erste Reihe und entwickelte sich zu einem beliebten Gastronomie-Standort: erst als " Deele mit Kutscherstube", dann als " Hasedorf", später " Dalmatinische Deele" und heute " Manolo". Der Ruf der Hasestraße als einer " feuchten Straße" wurde und wird gepflegt. Schon vor hundert Jahren sagte man: " Gehst du von der Vitischanze zum Dom und genehmigst dir in jeder Wirtschaft einen Doppelten und ein Helles, dann siehst du die Domtürme doppelt."

Bildtexte:

Immer schön langsam um die Kurve: 1954 hatte die Hasestraße noch ihre alte Vorkriegsbreite. Der Blick geht in Richtung Hasetor. Links vor dem Schlachter Unnewehr mündet die Turmstraße ein, rechts hinter dem Schuhhaus Sunderdiek die Große Domsfreiheit.

Zurückgesetzte Baufluchten und der Abschied von der Straßenbahn haben die Verkehrssituation in der Hasestraße etwas entspannt.

Fotos:

Heinz Lepand/ Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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