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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Offene Begeisterung über Rüstungsgeschäft
Zwischenüberschrift:
Im Januar 1912 lieferte Osnabrücker Gießerei der Türkei Minen-Bauteile für Krieg gegen Italien
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Handgiftentag im Friedenssaal war gute Tradition und bekam seine besondere Bedeutung durch die Rede des Oberbürgermeisters. Dr. Rißmüller gedachte in seiner Ansprache der Ereignisse in und um die Stadt des vergangenen Jahres und schlug einen Bogen zu den Aufgaben und Erwartungen für 1912. Im genauen Wortlaut konnten die Leser diesen Vortrag im Osnabrücker Tageblatt verfolgen.
Die Teuerung bildete auch 1912 ein großes Übel im Alltag der Osnabrücker. Viele Wohnungen wurden in den Zeitschriften angeboten, Zwangsversteigerungen von Privatpersonen gehörten fast täglich zum Anzeigenteil. Die Geschäfte der Stadt warben mit billigsten Preisen und Inventur-Ausverkäufen um immer weniger Kunden. Hausmädchen, Hausdiener, Laufburschen und Näherinnen wurden vielfach gesucht. Heiratsgesuche von Herren waren häufig im Anzeigenteil zu finden: Vermögen erwünscht, Bauerntochter nicht ausgeschlossen!
Am 4. Januar schneite es zur großen Freude der Schulkinder. Noch zu Weihnachten waren blühende Rosen gesichtet worden, nun lagen das Land und die Stadt unter einer dicken Schneedecke.
Dem Bericht im Osnabrücker Tageblatt war zu entnehmen, dass die Osnabrücker Eisengießerei und Maschinenfabrik Brück, Kretschel & Co einen lukrativen Großauftrag erhalten hatte. Die türkische Regierung orderte Seeminen. Hohe türkische Militärs weilten in Osnabrück, um die Minen und deren Verpackung und Versand zu überprüfen und zu begleiten. " So macht sich der italienisch-türkische Krieg erfreulicherweise in wohltätiger, d. h. unsere Industrie belebender Weise in Osnabrück bemerkbar", kommentierte ein Lokalreporter im Osnabrücker Tageblatt. Der Sprengstoff wurde erst in der Türkei eingefüllt.
Die Reichstagswahl war das große Ereignis im Januar 1912. Der Regierungspräsident versandte zuvor ein Rundschreiben an alle Lehrer in seinem Bezirk und ersuchte sie, ihrer patriotischen Pflicht nachzukommen, zur Wahl zu gehen und ihre Stimme abzugeben. Die Kreisschulinspektoren hatten Anordnungen zu treffen, damit die Lehrer auch die nötige dienstfreie Zeit zur Wahl bekamen.
Mitte Januar herrschte klares Winterwetter mit Temperaturen von minus 11 Grad. Nun begann die Eisernte. In diesem Jahr konnten die Eiskeller hier gefüllt werden, im Vorjahr kam das Eis sehr teuer aus Norwegen. Die Eisbahnen hinter dem Schlachthof und an der Nürenburg erfreuten sich alltäglich guten Zuspruchs. Große Eisflächen meldete auch Ostfriesland, wo Gräben und Flussläufe zugefroren waren und beste Möglichkeiten für Strecken-Schlittschuhläufer boten.
Zum Kaisergeburtstag veranstaltete die Bürgerschafts- Vereinigung ein Festessen im Hotel Dütting.
Seit Eröffnung der städtischen Suppenküchen wurden täglich mehr und mehr Rationen ausgegeben, Ende Januar zählte man in drei Tagen über 1100 Portionen.
Die neue evangelische Bürgerschule an der Hakenstraße hatte bereits wenige Jahre nach der Eröffnung über Platzmangel zu klagen. 1700 Kinder besuchten die Schule, einige Klassen mussten in diesem Jahr aus Raumnot ausgelagert werden.
Den Bau einer ersten großen Kläranlage bewegten im Januar die Herren der städtischen Kollegien erneut. Eine funktionstüchtige, moderne Anlage bei schmaler Haushaltslage erwies sich als große Herausforderung. Rißmüller und seine Berater reisten seit Monaten zu adäquaten Anlagen anderer großer Städte im Reich. Noch gab es keine Entscheidungen, aber im Haushalt waren schon Gelder bewilligt und zurückgehalten. Auch für den Hafen erschien, obwohl er noch nicht in Angriff genommen war, zum ersten Mal ein Titel im Etat.
Ende Januar begann im Oberlichtsaal des Museums eine umfangreiche Ausstellung mit Werken von Adolf von Menzel. Hauptsächlich waren Zeichnungen des 1905 verstorbenen Künstlers zu sehen, zunächst Anatomiestudien, Kostümzeichnungen und Porträts. Ein besonderer Schwerpunkt lag in Menzels Arbeiten zu friderizianischen Darstellungen. Mit großem Fleiß hatte der Künstler alles Material studiert und gezeichnet, das ihm aus dieser Epoche zugänglich gewesen war. Der 200. Geburtstag Friedrich des Großen bot Anlass genug, Menzels Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, auch sechs Porträtstudien des Preußenkönigs.

Bildtexte:
Der Neumarkt vor genau 100 Jahren: Die Osnabrücker strömen zum Konzert einer Militär kapelle .
Adolf Menzel zeichnete auch Friedrich den Großen. Im Januar 1912 war eine Menzelausstellung in Osnabrück zu sehen

Fotos:
Bild aus dem Buch Alt-Osnabrück, Band 1, Verlag H. Th. Wenner
Autor:
Christiana Keller


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