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1.
Erscheinungsdatum:
07.01.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Von
1487
bis
1512
wurde
das
heutige
Rathaus
gebaut.
Nun
feiert
das
Rathaus
sein
500tes
bestehen.
Historischer
Rückblick/
Geschichte.
Überschrift:
Symbol einer selbstbewussten Bürgerstadt
Zwischenüberschrift:
500 Jahre Rathaus – Osnabrück feiert 2012 ein steingewordenes Programm
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Wenn
Symmetrie,
wie
es
in
einem
spöttischen
Verdikt
heißt,
"
die
Kunst
der
Einfallslosen"
ist,
dann
lässt
sich
am
Osnabrücker
Rathaus
zumindest
auf
den
zweiten
Blick
erkennen,
welch
großen
Zugewinn
schon
ein
kleiner
Einfall
und
eine
kleine
Abweichung
von
der
symmetrischen
Vorgabe
bringen.
Denn
Treppe
und
Eingangsportal,
der
schirmende
Kaiser
Karl
über
der
Tür
und
das
mittlere
Türmchen
markieren
gar
nicht
die
wahre
Mitte
der
Front,
sondern
sind
etwas
nach
rechts
gerückt,
während
der
große
Kamin
vielleicht
um
einen
Meter
weiter
links
von
der
Mitte
aus
dem
Dachfirst
ragt.
Deshalb
haben
die
Fenster
und
Dachgauben
auf
der
linken
Seite
einen
größeren
Abstand
zueinander,
wie
sich
auch
der
ganze
Marktplatz
nach
links
zur
Krahnstraße
und
Heger
Straße
hin
öffnet.
Die
ganze
wuchtige
Ansicht
mit
ihrer
klaren
Gliederung
–
drei
Fensterachsen
links,
drei
Fensterachsen
rechts,
die
verspielten
Ecktürmchen
und
das
gewaltige
schwarze
Schieferdach,
genauso
hoch
wie
die
lebhafte
Sandstein-
Fassade
darunter
–
bekommt
damit
rhythmischen
Schwung.
Von
1487
bis
1512,
volle
25
Jahre
lang,
wurde
an
diesem
Haus
gebaut.
Wir
wissen
nicht,
wer
der
Baumeister
war.
Aber
eins
ist
seinem
"
neuen
Rathaus
auf
der
alten
Stadt"
anzusehen:
Er
spielt
bereits
virtuos
mit
der
Architektur.
Nichts
mehr
von
der
Erdenschwere
des
Mittelalters.
Stattdessen
die
kleine
Asymmetrie,
der
Kunstgriff
der
Renaissance.
Mag
es
auf
den
ersten
Blick
auch
an
den
befestigten
Landsitz
eines
westfälischen
Adligen
erinnern,
mit
einem
gut
zu
verteidigenden
Eingang,
der
nur
über
eine
Außentreppe
zu
erreichen
ist,
und
mit
seinen
Wehrtürmchen
ringsum.
In
Wahrheit
ist
es
das
selbstbewusste
Symbol
einer
Stadt
an
der
Schwelle
einer
neuen
Zeit.
Der
dreieckige
Marktplatz
mit
der
Bürgerkirche
St.
Marien
auf
der
einen
Seite,
den
Giebelhäusern
der
Kaufleute
gegenüber
ist
ein
steingewordenes
Programm.
An
seiner
Stirnseite
steht
dieses
Rathaus,
auf
das
jeder
Blick
unweigerlich
zuläuft:
Hier
ist
die
Mitte
dieser
selbstbewussten
Bürgerstadt
Osnabrück.
Ein
sicheres
Datum
ist
nicht
überliefert.
Aber
so
viel
ist
den
Stadtrechnungen
abzulesen:
Im
Jahr
1512
jedenfalls
war
das
neue
Rathaus
der
Altstadt
fertiggestellt.
Es
wurden
noch
die
letzten
zwei
Fenster
eingesetzt
und
die
Decken
vertäfelt,
nachdem
im
Vorjahr
1511
immerhin
noch
14
"
Glasevenstere"
beschafft
waren
und
Meister
Heyne
und
seine
Knechte
"
de
veer
Torneken
boven
den
Raithuse"
,
die
kleinen
Ecktürmchen,
mit
Blei
gedeckt
hatten.
Das
große
Werk
war
vor
jetzt
500
Jahren
vollendet,
wenn
auch
der
Innenausbau
mit
dem
Gestühl
und
der
Einrichtung
sich
noch
Jahre
hinziehen
sollte.
Der
Bau
dieses
"
neuen
Rathauses
auf
der
alten
Stadt"
,
sein
Vorgängerbau
stand
auf
der
anderen
Seite
an
der
Ecke
von
Markt
und
Krahnstraße
an
der
Stelle
der
heutigen
Stadtbibliothek,
dauerte
lange,
und
er
war
mühevoll.
Schon
1477,
zehn
Jahre
vor
dem
eigentlichen
Baubeginn,
wurde
mit
den
Vorbereitungen
begonnen:
Musste
doch
das
"
domus
magna"
auf
dem
vorgesehenen
Bauplatz
abgerissen
werden,
ja
eine
ganze
Gasse
auf
dem
jetzigen
Marktplatz
verschwinden
und
der
Marien-
Kirchhof
nach
Norden
hinter
die
Kirche
verlegt
werden.
1487
heißt
es
dann
in
der
Stadtrechnung,
"
den
Arbeitern,
Zimmerleuten
und
Maurern,
die
dieses
Jahr
an
den
Fundamenten
zum
neuen
Rathaus
gearbeitet,
sowie
den
Fuhrleuten,
die
die
Erde
wegfuhren"
,
seien
bezahlt
worden
142
Mark
und
zwei
Schilling.
Wobei
erwähnt
wird,
in
dieser
doch
stattlichen
Summe
seien
auch
Ausgaben
für
"
Kost
und
Bier"
enthalten
gewesen.
Die
Mark,
gerechnet
zu
12
Schilling
oder
144
Pfennig,
war
eine
reine
Recheneinheit.
Und
der
Tagelohn
betrug
acht
Pfennig,
für
einen
Meister
vielleicht
12
oder
14
Pfennig,
sodass
allein
diese
Ausgabe
zehn
ganzjährig
beschäftigten
Handwerkern
entspricht.
Die
Historikerin
Ilse
Eber
hardt
hat
die
Osnabrücker
Stadtrechnungen
dieser
Jahre
ausgewertet.
Sie
ermittelt
als
belegte
Ausgaben
für
den
Rathausbau
5044
Mark
und
schätzt
die
Gesamtkosten,
weil
ein
Teil
der
Stadtrechnungen
nicht
erhalten
ist,
auf
ungefähr
6000
Mark.
Die
Löhne
betrugen
etwa
zwei
Drittel
der
Baukosten,
beim
Material
entfielen
456
Mark
(32,
7
Prozent)
auf
Steine
und
Kalk,
396
Mark
(28,
4
Prozent)
auf
Bauholz
und
536
Mark
(38,
4
Prozent)
auf
Eisen
und
Nägel,
Kupfer
und
Blei.
Immerhin
256
Mark
waren
Hand-
und
Zehrgelder,
aber
auch
Ausgaben
für
den
Ankauf
von
Häusern
auf
dem
Marktplatz,
die
für
diese
erste
"
Stadtsanierung"
in
der
Osnabrücker
Geschichte
abgebrochen
wurden.
Die
Materialkosten
sind
niedrig,
auch
weil
die
Stadt
eigene
Steinbrüche
am
Hüggel
und
in
Melle
hatte.
Nur
der
Schiefer
zum
Dach
musste
für
teures
Geld
gekauft
und
angefahren
werden.
Wer
die
Tagewerke
von
damals
in
Handwerkerlöhne
von
heute
umrechnet,
kommt
übrigens
auf
die
atemberaubende
Summe
von
23
Millionen
Euro,
aufgebracht
für
dieses
"
Jahrhundertbauwerk"
der
Osnabrücker
Stadtgeschichte
in
über
25
Jahren.
Die
größten
Aufwendungen
fielen
ins
Jahr
1505,
als
das
Dach
gerichtet
und
gedeckt
wurde:
1445
Mark
oder
volle
38
Prozent
ihres
Jahresetats
gab
die
Stadt
in
diesem
Jahr
für
das
Rathaus-
Projekt
aus.
Für
"
Karolus
Swerde"
,
das
Schwert
zu
dem
Standbild
Karls
des
Großen
über
dem
Eingang,
waren
im
selben
Jahr
gerade
mal
zehn
Schilling
bezahlt
worden.
Finanziert
wurde
all
das
je
nach
Kassenlage
aus
dem
laufenden
Etat.
Im
Jahr
1487
wurde
eine
"
Gütliche
Kontribution"
erhoben,
und
auch
1503
ordnete
der
Rat
eine
Sondersteuer,
eine
Schatzung
für
den
Rathausbau,
an:
Das
Ergebnis
waren
179
Mark,
vier
Schilling
und
siebeneinhalb
Pfennig.
Das
war
weniger
als
erwartet,
weil
einige
Arme
nur
die
Hälfte
der
angesetzten
Summe
zahlen
konnten.
Auch
Spenden
und
Vermächtnisse
flossen
immer
mal
wieder
in
das
städtische
Prestigeprojekt.
Andererseits
scheinen
die
doch
erheblichen
Ausgaben
nicht
sonderlich
gedrückt
zu
haben.
Denn
als
der
Stadt
1486
sogar
ein
Schatz
in
den
Schoß
fiel,
beim
Abbruch
des
alten
Rathauses
kam
eine
Geldkiste
mit
32
Mark
darin
ans
Tageslicht,
da
wurde
dieses
Geld
zwei
Jahre
später
für
die
Anfertigung
einer
großen
vergoldeten
Silberkanne
ausgegeben,
die
ihrerseits
116
Mark
kostete.
Wer
war
die
treibende
Kraft
hinter
diesem
Projekt?
Wer
gab
der
Stadt
Osnabrück
ein
neues
Zentrum,
so
selbstbewusst
der
Domimmunität
entgegengesetzt?
Wir
wissen
es
nicht.
Vielleicht
war
es
Ertwin
Ertman,
der
Sohn
eines
Bierbrauers,
1430
in
der
Neustadt
geboren.
Aus
kleinen
Verhältnissen
kam
er
zu
Macht
und
Einfluss,
war
studiert
und
rechtskundig,
wurde
Bischöflicher
Rat,
vertrat
seine
Heimatstadt
bei
der
Hanse
in
Köln,
Bremen
und
Lübeck.
Ertwin
Ertman
saß
unglaubliche
52
Jahre
lang
im
Rat
und
war
ebenso
unglaubliche
23
Jahre
lang
Bürgermeister
der
Altstadt,
unangefochten
trotz
sozialer
Unruhen
auch
im
so
beschaulichen
Osnabrück.
Erst
1505,
im
Jahr
seines
Todes,
legt
er
alle
Ämter
nieder.
Und
im
selben
Jahr
nimmt
die
Stadt
alle
Kraft
zusammen
und
feiert
zumindest
das
Richtfest
für
dieses
Rathaus:
"
Im
Jahr
1505
wurde
der
mühselige
Bau
dieses
neuen
Rathauses
endlich
abgeschlossen"
,
heißt
es
auf
einer
Tafel
über
dem
Eingang
zum
Friedenssaal.
Man
glaubt
das
Stöhnen
noch
zu
hören.
25
Jahre
hatte
der
Bau
des
"
neuen
Rathauses
auf
der
alten
Stadt"
vor
jetzt
500
Jahren
gedauert.
1945
war
daraus,
Folge
nur
einer
Bombennacht,
eine
Ruine
geworden.
Aber
schon
1947,
als
die
Not
der
Nachkriegszeit
noch
lange
nicht
beseitigt
war,
begann
die
Stadt
mit
dem
Wiederaufbau
jenes
Hauses,
das
unterdessen
zum
Symbol
des
Friedenswillens
geworden
war.
Wie
ernst
die
Wirtschaftslage
war
und
wie
angespannt
der
städtische
Haushalt,
zeigen
zwei
Beobachtungen:
Für
die
neue
Heizungsanlage
gab
es
zwar
Leitungsrohre,
aber
die
Heizkörper
und
wesentliche
Teile
der
Heizungsanlage
mussten
die
Monteure
aus
anderen
zerstörten
städtischen
Gebäuden
bergen.
Und
die
Arbeiter
und
die
Baufirmen,
die
auf
dem
Marktplatz
ihre
Baubuden
errichten
und
die
Decken
und
den
neuen
Dachstuhl
aus
Stahlbeton
gossen,
waren
Heimatvertriebene
aus
dem
Osten.
Die
einheimischen
Firmen
arbeiteten
zu
dieser
Zeit
nur
mit
Beziehungen
und
gegen
Naturalien
–
eine
Schattenwirtschaft
vor
der
Währungsreform,
zu
der
weder
die
Stadt
als
Bauherr
noch
die
Flüchtlinge
einen
Zugang
hatten.
Gleichwohl:
Zum
Friedensjubiläum
am
24.
Oktober
1948
war
das
Rathaus
des
Westfälischen
Friedens
wieder
hergerichtet.
Auch
das
gehört
zur
Geschichte
dieses
Hauses.
Bildtexte:
Scheinbar
symmetrisch:
Der
Baumeister
hat
mit
kleinen
Abweichungen
von
der
Mittelachse
der
prachtvollen
Architektur
besonderen
Schwung
gegeben.
Vor
500
Jahren
wurde
das
Rathaus
fertiggestellt.
Karl
der
Große
wacht
über
dem
Eingang.
Fotos:
Jörn
Martens
Autor:
Frank Henrichvark