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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Lücken, die beschämen"
Zwischenüberschrift:
Gedenkfeier erinnert an deportierte Juden
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Mit einer ergreifenden Feier erinnerten Schüler und Lehrer der Berufsbildenden Schulen (BBS) am Pottgraben sowie Persönlichkeiten aus dem politischen wie religiösen Leben aus Stadt und Land an die Deportation von Juden aus Osnabrück, Bielefeld und Münster am 13. Dezember 1941. Unter ihnen befanden sich auch 34 Osnabrücker. Unter ihnen war auch Ewald Aul, der damals 15 Jahre alt war und neben vier anderen jüdischen Osnabrückern den Holocaust überlebte. Aul kehrte 70 Jahre später an den Ort seiner Deportation zurück.
Für alle jüdischen Osnabrücker zündeten die Schüler der BBS Pottgraben 34 Kerzen an und trugen sie zu der Gedenktafel am Eingang der Schule. Seit sechs Jahren erinnert sie daran, dass im Dezember 1941 mehrere Hundert Juden in der Turnhalle der Schule am Pottgraben auf ihre " Evakuierung" warteten, wie es die Nazis ausdrückten. Am 13. Dezember wurden sie mit dem sogenannten " Bielefelder Transport" vom Osnabrücker Hauptbahnhof mit dem Zug nach Riga verschleppt, wo sie ins dortige Getto eingesperrt wurden.
Einige Namen der 34 deportierten Osnabrücker las Oberbürgermeister Boris Pistorius den etwa 80 Teilnehmern der Gedenkfeier vor. In die bedrückende Stille sagte er: " Diese Menschen haben Lücken hinterlassen, die schmerzen und beschämen." In mahnenden Worten appellierte er daran, diese Menschen nicht zu vergessen. " Wir müssen Verantwortung in der Gegenwart übernehmen und konsequent gegen Antisemitismus und jede Form von Rechtsradikalismus vorgehen." Dies dürfe nicht auf staatliche Organe beschränkt bleiben.
Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei (Grüne) aus Münster sprach in einem Vortrag über die Deportationen nach Riga. Er zeigte ein Foto von lachenden Kindern, unter denen auch Ewald Aul war. Später beschrieb er detailliert mit eindringlichen Worten das grauenhafte Leben im Rigaer Getto und wie die SS die Juden drangsalierte.
Nachtwei zeigte viele Fotos, die seine Forschungen dokumentierten. So zum Beispiel eine Strichliste der nach Riga abtransportierten Juden. Darunter waren auch viele Kinder. Er zeigte Bilder von Orten in der Nähe Rigas, wo Massenerschießungen stattgefunden haben, und eines Grabsteins, der dort an ein getötetes junges Mädchen erinnern sollte. Angesichts dieser Bilder wischten sich viele Zuhörer Tränen aus den Augen, andere konnten nicht mehr im Raum sitzen bleiben und gingen nach draußen.
Inzwischen, so berichtete Nachtwei, gebe es auch in Lettland Orte der Erinnerungen. Am Ende seines Vortrags zeigte er noch einmal das Bild der Schulkinder. Von 15 Mädchen und Jungen haben nur Ewald Aul und die heute 83-jährige Irmgard Ohl aus Münster die Verbrechen der Nazis überlebt.

Bildtext:
Am Gedenkstein vor der BBS Pottgraben gedachten 80 Menschen der Juden, die nach Riga deportiert wurden.
Foto:
Pentermann
Autor:
tw


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