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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Arena-Plan scheitert an 1000 Quadratmetern
Zwischenüberschrift:
Pistorius bricht Gespräche ab – Neubau der Eisenbahnbrücke gefährdet
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Das Scheitern der Gespräche zwischen Oberbürgermeister Boris Pistorius und den Eigentümern des Güterbahnhofs hat schwerwiegende Folgen: Der Arena-Plan ist gescheitert, einen Ost-Ausgang wird der Bahnhof nicht bekommen, und die Hamburger Straße bleibt auf Jahre ein hochproblematisches Nadelöhr für den Verkehr.
" Ich werde nicht im Weg stehen", hatte der Miteigentümer des Güterbahnhofs, Wolfgang Schreyer, noch Mitte November verkündet. Das gilt offenbar nicht mehr. Schreyer und sein Geschäftspartner Friedrich Schilling fordern von der Stadt einen Preis, den Pistorius für " völlig abwegig" hält. Der OB teilte Schreyer und Schilling gestern in einer Mail den Abbruch der Gespräche mit. Er bedaure dies in der Sache, könne aber im Sinne des Wohles der Stadt Osnabrück und seiner eigenen Integrität nicht anders entscheiden, so Pistorius.
Kaufpreis 2, 7 Millionen
Der Funke, der das Paket explodieren ließ, entzündete sich an einem nur knapp 1000 Quadratmeter großen und eigentlich nutzlosen Zipfel des 22 Hektar großen Geländes. Aber dieser Zipfel liegt direkt vor dem geplanten Ost-Eingang des Bahnhofs, über den seit Jahrzehnten diskutiert wird. Weil die Eisenbahnbrücke im Zuge der Hamburger Straße (die hinter dem Bahnhof entlang- führt) dringend saniert werden muss, wollte die Stadt in einem Aufwasch die Voraussetzungen für den Ost-Ausgang schaffen. Das verteuert den Brückenbau um eine halbe Million Euro. Aber: Diese Chance böte sich hundert Jahre nicht wieder, sagt Stadtbaurat Wolfgang Griesert. Die Stadt will den Ost-Ausgang aber nicht bauen, wenn der Tunnel auf einem Privatgrundstück endet.
Friedrich Schreyer stimmte in einem Gespräch Mitte Oktober zu, die Fläche der Stadt zu schenken. Dafür erklärte sich die Stadt bereit, eine Baracke abzureißen und den Eignern ein Wegerecht einzuräumen.
Später zog Schreyer die mündliche Zusage zurück. Sein Gegenangebot: Die Stadt könne die 1000 Quadratmeter zusammen mit der Arena-Fläche oder den ganzen Güterbahnhof kaufen. Schreyer wollte sich dazu gestern nicht äußern und überließ seinem Geschäftspartner Schilling das Reden.
Jetzt sieben Millionen
Schilling übermittelte am Freitag der Stadt das Angebot, die 22 Hektar Gesamtfläche für sieben Millionen Euro zu erwerben. Das sind knapp 32 Euro pro Quadratmeter. Vor einem Jahr hatten die beiden das Areal für 2, 7 Millionen Euro von der Aurelis Real Estate gekauft (rund 12 Euro pro Quadratmeter).
Zuvor hatte es nach Informationen unserer Zeitung Sondierungsgespräche über den Kauf von 56 000 Quadratmetern nur für die geplante Arena gegeben. Die Stadt soll dafür einen Preis von 45 bis 50 Euro pro Quadratmeter geboten haben. Gefordert wurden " etwas über 60 Euro", wie Friedrich Schilling gestern bestätigte.
Belastet waren die Gespräche offenbar auch durch die fortdauernde Forderung von Schilling und Schreyer, den Bebauungsplan für das Areal zu ändern, der dort keinen großflächigen Einzelhandel zulässt. Die Eigner wünschen sich die Chance, zum Beispiel Bau- und Möbelmärkte anzusiedeln. " Das kam für uns nicht infrage", sagte Pistorius gestern, " das widerspricht diametral dem Zentren- und Märktekonzept".
Die Gesprächsblockade bringt die Stadt bei der Sanierung der Eisenbahnbrücke Hamburger Straße in erhebliche Schwierigkeiten. Der Neubau wird sich unter Umständen bis 2016 verzögern, weil die Bahn den Fahrplan für 2014 und 2015 jetzt auf die Baustelle ausrichten muss. Wenn die Stadt nicht in diesen Wochen die Signale für den Neubau stellt, ist der Zug für die nächsten zwei Jahre abgefahren.
Ob die Brücke so lange durchhält, ist fraglich. Die marode Überführung, die der Stadt wie damals die Schellenbergbrücke zwangsweise von der Bahn geschenkt worden war, hält den Schwerlastverkehr nicht mehr lange aus. Im vergangenen Jahr wurden der Brücke drei massive Stahlträger angelegt, damit der Busverkehr wieder rollen kann. Kosten: 300 000 Euro. Aber dieses Provisorium könne nicht über mehr als zwei, drei Jahre fortgeführt werden, sagt Stadtbaurat Griesert.

Bildtexte:

Der Streitpunkt: Die Fläche links am Fuße der Eisenbahnbrücke, auf der eine alte Baracke steht, gehört der Schilling & Schreyer GmbH. Die Stadt braucht sie für den Bau des Ost-Ausgangs am Bahnhof. OB Pistorius hat die Gespräche wegen " abwegiger" Forderungen für beendet erklärt.

Wie lange hält sie noch? Die Brücke hinter dem Bahnhof muss dringend erneuert werden. Der Gesprächsabbruch gefährdet das Projekt.

Foto:

Jörn Martens

Vorgeschichte

Ausgangspunkt ist die Stadthallen-Debatte. Die Osnabrückhalle muss für 20 Millionen Euro saniert werden. Wegen der hohen Kosten hat OB Pistorius seit Juni 2011 einen Gutachter, die Stadthallen-Chefin Sandra Gagliardi und den Finanzchef der Stadt, Host Baier, prüfen lassen, ob der Bau einer Arena nicht die bessere Alternative wäre.

Was hat der Güterbahnhof damit zu tun? Als Arena-Standort kam wegen der Lage und Anbindung nur der Güterbahnhof infrage. Die Stadt hatte aber keinen Zugriff auf die Fläche, weil der Vorbesitzer, die Aurelis Real Estate, die 22 Hektar vor einem Jahr an die Schilling & Schreyer GmbH verkaufte.

Was bedeutet die neue Entwicklung für die Osnabrückhalle? Der Sanierungsplan wird umgesetzt. Die Osnabrückhalle bekommt einen neuen Eingang, eine neue Achse im Innern, moderne Veranstaltungs- und Klimatechnik. Für den Umbau muss die Halle 2013 ein halbes Jahr geschlossen bleiben.

Kommentar
Verantwortungslos

Aus der Traum von der Arena. Jetzt endgültig. Dem Stadtrat bleibt nächste Woche die ungeheuer schwierige Entscheidung zwischen der teuren Sanierung der Stadthalle und dem Neubau erspart. Die Kommunalpolitiker werden dankbar sein, dass diese Last von ihren Schultern genommen ist.

Pistorius mag das ebenso empfinden. Das Arena-Projekt ist sein Baby. Er hat dafür geworben, ohne die Argumente der Skeptiker beiseitezuwischen. Und Skeptiker gab es nicht nur in der CDU, die den Arena-Bau abgelehnt hätte. Zweifel an den Zahlen der Gutachter und Verwaltung hegte auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Henning. Der Trend zum Nein deutete sich in den vergangenen Tagen an. Der Abbruch der Gespräche mit den Eignern erspart Pistorius die gar nicht so unwahrscheinliche Situation, im Stadtrat mit dem Arena-Plan allein zu stehen.

Die Stadthallen-Diskussion ist damit erledigt, die Suche nach einer städtebaulichen Lösung für den Güterbahnhof aber beginnt von vorn. Unverständlich ist dabei das Verhalten der beiden Eigentümer, die sich offenbar auch untereinander nicht einig sind. Schilling würde die 1000 Quadratmeter für den Ost-Ausgang verschenken, Schreyer nicht. Was aber beide zu einen scheint, ist ein Mangel an Verantwortung und Augenmaß. Für 2, 7 Millionen haben sie die Fläche gekauft, für 7 Millionen sind sie bereit zu verkaufen. Das ist maßlos. Selbst die Aussicht auf den Bau einer Arena kann den Wert nicht um mehr als das Doppelte nach oben getrieben haben.

Schilling und Schreyer haben keine Eile, denn die derzeitigen Mieteinahmen sind dank des unglaublich niedrigen Kaufpreises auskömmlich. Und da die Stadt auch nicht auf die Forderung eingehen wird, Einzelhandel zuzulassen, werden die beiden wohl ihren Plan verwirklichen und eine riesige Fotovoltaikanlage mitten in der Stadt bauen. Ökologisch schön, städtebaulich gewiss nicht.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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