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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Laubsäge statt Playstation
Zwischenüberschrift:
Kunstschule lockt Migrantenkinder in die neue Werkstatt am Johannistorwall
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Töpfern, Nähen und Malen im sozialen Brennpunkt: Die neue Werkstatt der städtischen Musik- und Kunstschule hat sich schon unmittelbar nach ihrer Eröffnung im Rosenplatzquartier etabliert. Mit dem Projekt " Meine Kunstschule" erreicht die Stadt viele Migrantenkinder, die sich hier frei von Notendruck austoben können.

Die siebenjährige Rale ist sichtbar unruhig: " Wie lange muss ich denn noch warten?" Vor ihr steht eine etwa 50 Zentimeter große Menschenfigur, die Rale mit Papier und Leim auf einem Drahtgerüst modelliert hat. Noch ist der Anstrich der Figur nicht ganz trocken, aber Dozentin Janine Dreier gibt trotzdem grünes Licht: " Du kannst den Poncho schon mal anziehen." Begeistert greift Rale nach einem violetten Synthetik-Leibchen, zieht es ihrer Figur über den noch feuchten Kopf und hält dann inne: DieÖffnung ist zu klein oder der Kopf zu groß. Da muss nachgeschneidert werden.

Rale ist eines von zwanzig Kindern, die heute in die neu eröffnete Werkstatt am Johannistorwall gekommen sind. An vier aufeinanderfolgenden Wochenenden lockt das Projekt " Meine Kunstschule" vor allem Migrantenkinder in den Bastelkurs. " Wir haben ein Quartiersprojekt daraus gemacht", sagt Manfred Blieffert, stellvertretender Leiter der Musik- und Kunstschule. Blieffert und seine Kollegen haben an den Schulen im Rosenplatzquartier rund 800 Zettel verteilt, die für das Projekt warben. " Auf allen Zetteln stand der Text auch in türkischer und russischer Übersetzung", sagt Blieffert. Mit der türkischen Dozentin Azize Turnali biete der Kurs auch eine Identifikationsfigur. " An ihr können die türkischen Mädchen sehen, dass man nicht zwangsläufig Haus- oder Putzfrau werden muss", sagt Blieffert.

Dass das Projekt ein Erfolg ist, merkt der Werkstatt-Besucher schon nach wenigen Minuten. Kein Kind sitzt gelangweilt herum, alle haben etwas zu tun und sind fast ausnahmslos mit großer Begeisterung bei der Sache. " Keiner meckert, alle arbeiten total konzentriert", sagt Dozentin Janine Dreier. " In der Schule erlebt man das nie." Während Janine Dreier spricht, kleistert sie der siebenjährigen Melissa das Gesicht ein; am Ende wird eine Maske daraus. Daneben steht die achtjährige Amine, die heute zum ersten Mal mit einer Laubsäge gearbeitet hat. " Hat Spaß gemacht", sagt Amine. " Obwohl du vorher meintest, dass du das bestimmt nicht kannst", sagt Janine Dreier mit einem Lachen. Amine hat ein Holzschild ausgesägt, auf das sie " Willkommen" geschrieben hat. Das Schild steht nun vor einer Pinguin-Figur, die Amine mit derselben Technik modelliert hat wie ihre Cousine Rale die Menschen-Figur.

Für Rale, Amine und Melissa ist das Basteln in der neuen Werkstatt kostenlos. Das niedersächsische Sozialministerium hat das Projekt mit 3000 Euro gefördert, von dem Geld hat die Kunstschule unter anderem ein halbes Dutzend Nähmaschinen gekauft. Am kommenden Wochenende findet die offene Werkstatt dann zum vorerst letzten Mal statt; wer danach weitermachen möchte, muss in einen der laufenden Kurse wechseln, die kostenpflichtig sind.

Bildtext:

Nicht gemeckert, sondern konzentriert gebastelt und gearbeitet wird in der neuen Werkstatt der Kunstschule im Rosenplatzquartier.

Foto:

Klaus Lindemann

Autor:
Hendrik Steinkuhl


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