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1.
Erscheinungsdatum:
30.11.2011
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Historische
Angaben
über
die
Situation
der
Stromversorgung
von
Straßen
und
Haushalten
in
den
Nachkriegsjahren.
Über
Bauvorhaben,
den
Wiederaufbau
und
Materialknappheit.
Verkehrsplanungen
zur
Dielingerstraße
und
Lösungen.
Überschrift:
Weihnachten nach dem Krieg
Zwischenüberschrift:
Nach dunklen Jahren wieder Licht
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Im
Dezember
1953
bereitete
sich
Osnabrück
auf
die
neunte
"
Friedensweihnacht"
nach
dem
Ende
des
Bombenkriegs
vor.
Die
Trümmer
waren
beiseitegeräumt,
das
Leben
lief
wieder
in
einigermaßen
geregelten
Bahnen.
Doch
die
Wirtschaftswunderjahre
waren
noch
längst
nicht
angebrochen.
Dieser
Blick
in
die
Dielingerstraße
zeigt
notbehelfsmäßig
wiederaufgebaute
Fassaden,
äußerst
zurückhaltende
Reklame
und
darüber
schlichte,
tannengeschmückte
Lichterketten,
die
bei
allen
Entbehrungen
umso
größere
Vorfreude
auf
ein
friedliches
Weihnachtsfest
ausstrahlen.
Das
Licht
der
nackten
Glühbirnen
erwärmte
die
Herzen
und
stimmte
optimistisch,
so
der
Eindruck
dieser
Straßenszene,
es
brauchte
nicht
die
figürlichen
Darstellungen
der
1970er-
Jahre
oder
die
futuristischen
Beleuchtungskonzepte
unserer
Tage,
um
die
Menschen
einzustimmen.
Das
Licht
an
sich
wurde
geschätzt,
was
nach
den
vielen
Jahren
des
Verdunklungszwangs
während
des
Bombenkriegs
und
der
anschließenden
Elektrizitätsbewirtschaftung
verständlich
erscheinen
mag.
Das
Kriegs-
wie
auch
das
Nachkriegs-
Deutschland
war
dunkel.
Schaufensterbeleuchtungen
und
Lichtreklamen
aller
Art
blieben
nach
dem
Krieg
zunächst
verboten.
Der
Tagesstromverbrauch
war
auf
500
Watt
je
Zähler
begrenzt,
für
jede
im
Haushalt
lebende
Person
gab
es
50
Watt
obendrauf.
Vor
dem
Krieg
1939
wurden
die
Straßen
der
Stadt
durch
1716
Gaslaternen
und
725
elektrische
Bogenlampen
erhellt.
Anfang
1948
waren
erst
110
Lampen
wieder
in
Betrieb.
Der
unverputzte
Hausgiebel
auf
der
linken
Straßenseite
neben
dem
Lebensmittelgeschäft
mit
der
"
Eszet"
-
Schokoladen-
Werbung
ist
ein
typisches
Beispiel
für
ein
Bauwerk,
das
aus
wiederverwendeten
Backsteinen
hochgezogen
wurde.
Die
amtlichen
Baustoffzuteilungen
reichten
bei
Weitem
nicht
aus,
um
all
die
notwendigen
Reparaturen
und
Neubauten
von
Wohnraum
zu
versorgen.
Im
Zuge
der
Enttrümmerung
haben
Osnabrücker
Trümmerfrauen
und
-
männer
1,
8
Millionen
Ziegelsteine
geborgen
und
"
gepickt"
,
also
von
Mörtelresten
befreit,
um
ein
von
der
Not
diktiertes
Recycling
zu
ermöglichen.
Die
Ziegelsteine
wurden
in
einer
Personenkette
von
Hand
zu
Hand
aus
den
Ruinen
an
den
Straßenrand
weitergereicht,
dann
mit
einem
Maurer-
oder
Putzhammer
abgeklopft
und
aufgeschichtet.
Die
Vorgabe
lautete:
16
Stück
in
einer
Fläche
(4
x
4)
,
jeweils
12
Schichten
übereinander
und
abschließend
ein
Mittelhäufchen
von
acht
Stück,
sodass
sich
standsichere
Stapel
von
200
Steinen
ergaben,
die
eine
übersichtliche
Abrechnung
der
Leistung
ermöglichten.
Der
Krieg
hatte
die
Dielingerstraße
weitgehend
verschont.
So
lässt
denn
auch
das
Foto
von
1953
keine
größeren
Baulücken
erkennen.
Genau
diese
reichlich
vorhandene
Altbausubstanz
und
der
schnelle,
kleinräumige
Wiederaufbau
auf
dem
alten
Grundriss
stellte
die
Stadtväter
später
vor
große
Probleme.
Die
vielfach
minderwertige
Bausubstanz
konnte
die
wachsenden
Ansprüche
an
Wohnqualität
nicht
erfüllen.
Außerdem
wurde
die
Verkehrsführung
mit
der
beginnenden
Massenmotorisierung
zunehmend
schwieriger.
Das
Heger
Tor
am
Ende
der
Lotter
Straße,
mit
Heger
Straße
und
Marienstraße
die
angestammte
Verkehrsachse
aus
dem
Westen
in
die
nördliche
Altstadt,
stand
als
bedeutendes
Baudenkmal
nicht
zur
Disposition.
So
geriet
nach
Süden
hin
die
nächste
vom
Wall
abzweigende
Straße
in
den
Blick
der
Verkehrsplaner:
die
Dielingerstraße.
Zu
Beginn
der
1970er-
Jahre
startete
die
Stadt
ein
Flächensanierungsprogramm,
dem
die
südliche
Bebauung
der
Dielingerstraße
zum
Opfer
fiel,
in
Teilen
auch
die
nördliche.
Die
alte,
enge
Gassenführung
war
nicht
wiederzuerkennen.
Der
Autoverkehr
sollteüber
die
neue
vier-
bis
fünfspurige
Erschließungsstraße
in
die
Innenstadt
rollen.
Das
rief
heftige
Bürgerproteste
hervor,
die
in
Hausbesetzungen
gipfelten.
Aber
die
breite
Verkehrsschneise
für
die
neue
Dielingerstraße
war
geschlagen
und
nicht
mehr
rückgängig
zu
machen.
Sie
wird
heute
überwiegend
als
eine
unnötige
Bausünde
empfunden.
Bildtexte:
Die
Dielingerstraße,
vom
Wall
aus
betrachtet,
mit
adventlicher
Beleuchtung
im
Dezember
1953.
Fünf
Fahrspuren
für
den
Autoverkehr
prägen
heute
das
Gesicht
der
Dielingerstraße.
Foto:
Hugo
Mittelberg
(aus:
Wochenkalender
des
Museums
Industriekultur
2011)
Gert
Westdörp
Autor:
Joachim Dierks