User Online: 2 | Timeout: 01:10Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Heger Laischaft braucht Reformen
Zwischenüberschrift:
Jahreshauptversammlung diskutiert über Schnatgang
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der jüngste Schnatgang hat es gezeigt: Es wird immer schwieriger, die Osnabrücker Altstadt bei dem Traditionsfest der Heger Laischaft, das alle sieben Jahre gefeiert wird, nach alter Väter Sitte zu schmücken. Das beklagte jetzt Frank Henrichvark, Wort- und Buchhalter der Heger Laischaft, bei der Jahreshauptversammlung im Rathaus.

Der Vorsitzende führt das unter anderem darauf zurück, dass viele Mitglieder nicht mehr in der Altstadt wohnen, wie es ursprünglich einmal die Regel war: Interessent, also Anteilseigner des Laischaftsbesitzes, konnte nur sein, wer ein Haus im Heger-Tor-Viertel bewohnte. Diese Regel ist bereits vor Jahrzehnten aus der Satzung gestrichen worden.

Für das alle sieben Jahre stattfindende Laischaftsfest putzten die Anwohner Häuser und Straßen der Altstadt in den Farben der Heger Laischaft heraus. Freche Sprüche zum lokalen Geschehen prägten die grün-weiß geschmückten Straßen, Schaufenster wurden im Stil der " guten alten Zeit" dekoriert. Mannsgroße Puppen sagen den Passanten auf Schildern mit derb-ironischen Sprüchen die Meinung – " Putzige Kiärls un lustige Sprüerke", wie es auf Platt heißt.

Anwohner, die nicht mehr Mitglied der Laischaft seien, machten sich nicht mehr selbstverständlich diese Mühe bedauerte Henrichvark. Immerhin, die von Stadt und Laischaft beschafften und subventionierten Girlanden übernähmen die meisten Anwohner. Wenngleich Anbringung und Demontage in der Regel auch der Laischaft überlassen würden. Das übersteige jedoch zunehmend deren ehrenamtliche und finanzielle Möglichkeiten.

Ein Vorschlag aus der Laischaftsversammlung: Man sollte sich am Steckenpferd reiten orientieren. Hier werden Osnabrücker Jungen und Mädchen stadtweit die Geschichte des Westfälischen Friedens und die Rolle der Stadt bei der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges nähergebracht. Ähnlich könne man möglicherweise die Geschichte der Osnabrücker Laischaften vermitteln, so die Interessentin. Immerhin sei es eine Besonderheit und ein Osnabrücker Alleinstellungsmerkmal, dass das Laischaftswesen in Osnabrück in Teilen bis heute lebendig geblieben sei.

Der Wiederaufbau der im vergangenen Jahr abgebrannten Scheune am Schütterhaus schreitet planmäßig voran. Die Kosten würden voraussichtlich die kalkulierten Ausgaben von 80 000 Euro nicht übersteigen, schätzt Ingo Klute, für die Gebäude, Wege und Gräben zuständiges Vorstandsmitglied der Laischaft. Ulrich Läer, zuständig für die Forstwirtschaft, berichtete von verstärktem Holzeinschlag im Heger Holz. Die Einnahmen hätten sich auch durch die gestiegene Holznachfrage gut entwickelt. Gut 42 000 Euro kamen im vergangenen Geschäftsjahr in die Kasse durch den Verkauf von rund 180 Festmeter Nutzholz und 395 Festmeter Brennholz. Durch die wachsende Energieholznachfrage sei inzwischen auch das Kronenholz für die Holzhackschnitzel-Herstellung zu verkaufen. Bezirksförster Frank Berstermann vermutet sogar, dass der Preis für Brennholz über kurz oder lang gleichzieht mit dem Preis für Bau- oder Möbelholz.

Wort- und Buchhalter Frank Henrichvark ehrte Harald Niemann für zehnjährige Mitarbeit im Vorstand. Außerdem verkündete er, dass Leo Lammers sich aus Altersgründen nach jahrzehntelanger ehrenamtlicher Mitarbeit aus dem Vorstand verabschiedet.

Bildtext:

Viele ehrenamtliche Hände und etliche Euro werden alle sieben Jahre benötigt, um die Altstadt für den Schnatgang herauszuputzen.

Foto:

Archiv/ Jörn Martens

Kommentar:

Der Schnatgang der Heger Laischaft ist eine einzigartige, urige Veranstaltung und hat eine jahrhundertealte Tradition. Dass der Stellenwert des Festes in der Osnabrücker Bürgerschaft stetig sinkt und selbst Anwohner des Heger-Tor-Viertels, der Osnabrücker Altstadt, offenbar immer weniger Interesse zeigen, ist deshalb zu bedauern. Zu begrüßen ist dagegen, dass die Laischaft das Problem erkannt hat und gegensteuern will. Gute Ideen gibt′s da durchaus.

Aber woran liegt es, dass ein ortstypisches Fest mit Alleinstellungsmerkmal und langer Tradition zu verkümmern droht? Selbst Importe aus Süddeutschland wie Oktoberfeste oder Maibaumwettbewerbe haben eindeutig mehr Anziehungskraft auf die Leute.

Sicher spielt die lange Wartezeit von sieben Jahren bis zum nächsten Schnatgang eine Rolle. Und anders als bei Halloween oder Karneval kann man für den Schnatgang weder Lichterketten noch Kostüme verkaufen.

Aber die Laischaft ist auch ein bisschen selbst schuld. Die Entkopplung von Mitgliedschaft und Hausbesitz im Heger-Tor-Viertel vor Jahrzehnten war ein erster Fehler. Deshalb erscheinen heute die Aufnahmekriterien undurchschaubar. Vor allem dem " tolopen Volk", also Leuten, die noch nicht seit 25 Generationen in Osnabrück leben. Und auch die Feste der Heger Laischaft sind so gestaltet, dass Nichtmitglieder das Gefühl nicht loswerden, dass man in der Laischaft doch lieber unter sich ist.
Autor:
Michael Schwager


Anfang der Liste Ende der Liste