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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Dampfwäsche im Domschatten
Zwischenüberschrift:
Die Kleine Domsfreiheit vor 1915 – Schönfärberei und Kaufmannshaus
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Den Begriff " Schönfärberei" benutzen wir heute meistens im übertragenen Sinne, wenn wir eine absichtsvoll zu positive Darstellung von Sachverhalten kritisieren. Dass dem Begriff eine realwirtschaftliche Gewerbebezeichnung zugrunde liegt, beweist die Ansichtskarte aus der Zeit vor 1915. Sie zeigt uns den Sitz der " Chemischen Waschanstalt, Druckerei und Dampf-Schönfärberei H. B. Croon" am Anfang der Kleinen Domsfreiheit.

Seit dem späten Mittelalter unterschied man Schwarzfärber (die nur genau dieses taten), Leinwand- oder Schlechtfärber (die nur grobe Stoffe färbten) und Schönfärber (die sich mit zumeist importierten, hochwertigen Färbemitteln um feine Stoffe kümmerten). Schönfärberei war noch ein geläufiger Begriff, als Hinrich Bernhard Croon 1892 am Haseufer den von Carl Detering übernommenen Betrieb ins Firmenregister eintragen ließ.

Ein ausgewachsener Schornstein stand auf dem hinteren Teil des Betriebsgrundstücks. Er hatte mit der Feuerung des Dampfkessels zu tun. Dampf brauchten die Färber für das schnellere Fixieren der Farbe auf dem Textilmaterial. Das für die verschiedenen Prozesse erforderliche Wasser wurde auf kurzem Weg der Hase entnommen und danach wieder hineingelassen. Da die Umwelt-Standards damals noch nicht sehr weit entwickelt waren, dürften die Fische in der Hase hörbar aufgeatmet haben, als die Firma Croon nach dem letzten Krieg ihren angestammten Standort verließ und zum Nonnenpfad zog.

Während man heute Kleidungsstücke für weniger Geld kaufen kann, als eine spätere Reinigung kosten würde, war es vor hundert Jahren umgekehrt. Lange vor der Globalisierung waren Textilien teuer, und die Dienstleistungen wie Reinigen, Färben und Appretieren vergleichsweise billig. Wenn ein Trauerfall eintrat, war es selbstverständlich, dass man vorhandene Kleider schwarz färben ließ. Das alles erklärt die damalige wirtschaftliche Bedeutung des Gewerbezweigs der Färber.

Croon gehörte bis in die 1970er-Jahre hinein zu den angesehenen großen Reinigungsfirmen in Osnabrück und Umland. Annahmestellen wie die hier abgebildete mit dem großzügigen Schaufenster waren in der ganzen Region verbreitet. Branchenkenner vermuten, dass die Firma in den Siebzigern in eine Schieflage geriet, weil sie die Umstellung auf das System dezentraler Schnellreinigungen nicht schnell genug schaffte. Nach dem Konkurs und der Räumung des Betriebssitzes am Nonnenpfad hinterließ die Firma der Stadt ein großes Problem mit chemischen Rückständen im Boden.

Gegenüber von Croon residierte Krone. Das Eckhaus Herrenteichstraße 6–8 mit den repräsentativen Erkern gehörte dem Kaufmann Fritz Krone. Nach dem Krieg errichtete Hans Lahrmann hier ein Möbelkaufhaus. 1988 zog das technische Kaufhaus Brinkmann ein, das 2001 insolvent wurde. 2008 übernahm Lengermann & Trieschmann den Komplex und baute dort ein Parkhaus.

Ganz vorne links am Bildrand der historischen Aufnahme ist die Gebäudeecke des Hotels Kaiserhof mit dem schönen Briefkasten der Kaiserlichen Post zu sehen. Nach dem Krieg entstand hier das Wilhelmstift als Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen. Heute hat auch hier L & T Einzug gehalten.

Fluchtpunkt des Straßenverlaufs der Kleinen Domsfreiheit ist in dieser Perspektive der Vierungsturm des Doms. Er hatte damals noch eine steilere, höhere Turmhaube. Nach der Kriegszerstörung wählte man eine abgeflachte Form, die besser zu den neuen schlichten Hauben der Haupttürme in der Westfassade passte.

Rechts neben dem Vierungsturm ist die lang gestreckte Front der Ursulaschule zu erkennen, wobei auffällt, dass beim Wiederaufbau ein Stockwerk eingespart wurde. Statt dreieinhalb Geschossen hat der
Straßenflügel des Gymnasiums heute nur noch zweieinhalb.
Bildtexte:
Die Kleine Domsfreiheit wurde vor 1915 von der Wäscherei und Dampf-Schönfärberei Croon (rechts) und dem Kaufmannshaus Krone (links) eingerahmt.
Das L & T-Parkhaus und die dahinter gelegene Franz-von-Assisi-Schule für Sozialpädagogik beherrschen heute den Eingang der Kleinen Domsfreiheit.
Ansichtskarte des Verlags Heinrich Dresing aus der Sammlung
Helmut Riecken
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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