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1.
Erscheinungsdatum:
09.11.2011
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Ausführlicher
Bericht
über
die
jüdische
Synagoge.
Historischer
Rückblick.
Überschrift:
"Schnauze halten" als Bürgerpflicht
Zwischenüberschrift:
1938 ging die Osnabrücker Synagoge in Flammen auf
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Heute
vor
73
Jahren
zersprangen
in
der
Rolandstraße
kurz
vor
Mitternacht
zahlreiche
Scheiben
unter
den
Steinwürfen
von
SA-
Männern.
Ziel
war
die
jüdische
Synagoge.
Durch
die
zerborstenen
Scheiben
drangen
die
Männer
in
den
Innenraum
ein,
zerstörten
liturgisches
Gerät,
warfen
Talmud
und
Talar
des
Kantors
auf
die
Straße,
zerhackten
das
Mobiliar
und
zündeten
es
an.
Das
Gotteshaus
der
jüdischen
Gemeinde
brannte
aus.
Feuerwehrleute
wurden
am
Löschen
gehindert.
Die
historische
Ansicht
aus
dem
Jahr
1910
zeigt
einen
wuchtigen,
imposanten
Sakralbau
im
Stil
der
Neuromanik.
1905/
06
vom
Kölner
Architekten
Sigmund
Münchhausen
errichtet,
verkörpert
das
Gotteshaus
mit
seinem
34
Meter
hohen
Mittelbau
und
der
mächtigen
Kuppel
darüber
den
selbstbewussten
Anspruch
der
jüdischen
Gemeinde,
in
der
deutschen
Gesellschaft
angekommen
zu
sein.
Nicht
ohne
Grund
hatte
man
einen
Bauplatz
neben
der
königlich
preußischen
Regierung
gewählt.
Auch
die
Wahl
des
typisch
deutschen
und
sich
gerade
in
Osnabrück
besonders
gut
einfügenden
neoromanischen
Rundbogenstils
war
ein
deutliches
Bekenntnis
zum
Integrationswillen.
Zerschnittene
Schläuche
Am
9.
November
1938
geht
das
alles
in
Flammen
auf.
Der
freiwillige
Feuerwehrmann
Fritz
Fiege
befiehlt:
"
Wasser
marsch!
"
Er
ist
als
"
Erster
Rohrführer"
auf
dem
Dach
des
Regierungsgebäudes
am
Kanzlerwall,
dem
heutigen
Heger-
Tor-
Wall,
eingeteilt.
Doch
kein
Tropfen
Löschwasser
kommt
oben
an.
Er
ruft
mehrfach
herunter:
"
Wasser
marsch!
"
Doch
als
Antwort
bekommt
er
lediglich
die
Anweisung,
die
Schnauze
zu
halten.
Später
heißt
es,
die
SA-
Gefolgsleute
hätten
die
Schläuche
zerschnitten.
Erst
als
die
Polizei
meldet,
die
Akten
im
angrenzenden
Regierungsgebäude
heizten
sich
gefährlich
auf,
wurde
das
Wasser
freigegeben.
Die
"
Reichspogromnacht"
zum
10.
November
1938,
der
in
Deutschland
rund
1400
Synagogen
und
zahllose
jüdische
Geschäfte
zum
Opfer
fielen,
markierte
den
Übergang
von
der
Diskriminierung
zur
offenen
Verfolgung
der
Juden.
Historiker
sehen
in
der
abgestimmten
reichsweiten
Anzettelung
sogenannter
"
spontaner
Ausbrüche
des
Volkszorns"
eine
Art
Testlauf
des
Regimes,
inwieweit
die
Mehrheitsbevölkerung
die
nächste
Stufe
der
Maßnahmen
tolerieren
oder
sogar
unterstützen
würde.
Die
Osnabrücker
Bevölkerung,
so
sagte
etwa
Karl
Kühling
als
Augenzeuge
später
aus,
sah
sich
in
großer
Zahl
machtlos
das
Spektakel
an
–
und
schwieg
bedrückt.
Osnabrücks
Oberbürgermeister
Erich
Gaertner
kam
die
Zerstörung
der
Synagoge
sehr
gelegen,
wie
neuere
Forschungen
des
Historikers
Michael
Gander
beweisen.
Gaert
ner
hatte
schon
ein
halbes
Jahr
zuvor
versucht,
der
jüdischen
Gemeinde
das
Grundstück
Rolandstraße
3
abzukaufen
und
die
Synagoge
entfernen
zu
lassen.
Er
wollte
den
staatlichen
Stellen
einen
Anbau
an
die
Regierung
ermöglichen,
damit
sie
von
ihren
Plänen
abließen,
Schloss
und
Schlossgarten
zu
verunstalten.
Die
Gestapo
als
Hausherr
des
westlichen
Schlossflügels
hatte
nämlich
zusätzlichen
Platzbedarf
angemeldet,
der
durch
einen
Schuppen-
Anbau
am
Schloss
verwirklicht
werden
sollte.
Nun
versank
die
Synagoge
in
Schutt
und
Asche,
ohne
dass
Gaertner
dafür
hätte
bezahlen
müssen.
Um
die
geschaffenen
Fakten
zu
zementieren,
verfügte
er
gleich
am
nächsten
Tag
den
Abbruch
der
Brandruine.
Offiziell
aus
baupolizeilichen
Gründen,
weil
die
Standsicherheit
der
Umfassungsmauern
nicht
mehr
gegeben
sei.
Das
geräumte
Grundstück
blieb
während
des
Krieges
unbebaut.
Auch
weil
der
Platzbedarf
der
Gestapo
auf
andere
Weise
gelöst
worden
war:
Sie
hatte
das
in
Konkurs
gefallene
Hotel
Schaumburg
am
Schillerplatz
beschlagnahmt.
Ein
würdiges
Mahnmal
Nach
dem
Krieg
wurde
1956
der
Anbau
an
das
Regierungsgebäude
verwirklicht.
Die
Erinnerungskultur
im
Nachkriegsdeutschland
brauchte
Zeit,
um
zu
reifen.
Der
östliche
Abschnitt
der
Rolandstraße
wurde
1978
in
"
Alte
Synagogenstraße"
umbenannt,
doch
als
"
Mahnmal"
waren
lediglich
drei
unscheinbare
Bronzetafeln
am
Regierungsgebäude
angebracht;
am
"
Ort
der
Täter"
,
nicht
am
"
Ort
der
Opfer"
,
bemängelte
die
jüdische
Gemeinde.
Es
brauchte
bis
zum
Jahr
2004,
um
eine
würdigere
Gedenkstätte
herzurichten.
Über
den
Grundmauern
der
Synagoge,
die
noch
unter
dem
Asphalt
des
Regierungs-
Parkplatzes
vorhanden
sind,
haben
Berufsschüler
und
Azubis
ein
vom
Staatlichen
Baumanagement
entworfenes
Mahnmal
errichtet
–
vor
allem
auf
Betreiben
der
Gesellschaft
für
christlich-
jüdische
Zusammenarbeit.
Bildtexte:
Von
1906
bis
1938
stand
die
Synagoge
der
Osnabrücker
jüdischen
Gemeinde
in
der
Rolandstraße,
eingerahmt
von
der
Regierung
am
Kanzlerwall
(links
daneben)
und
dem
Haus
Rolandstraße
5
(rechts)
,
das
1919
zur
Israelitischen
Elementarschule
umgebaut
wurde,
die
bei
den
Ausschreitungen
1938
unbehelligt
blieb
Ein
dreiachsiger
Nachkriegs-
Anbau
an
die
Regierung
und
ein
Parkplatz
nehmen
heute
den
früheren
Standort
der
Synagoge
ein.
Davor
das
2004
errichtete
Mahnmal
mit
dem
abgeknickten
Davidsstern.
Die
161
Gitterstäbe
stehen
für
161
ermordete
Osnabrücker
Juden.
Fotos:
Privatsammlung
Michael
Hehmann
Autor:
jod