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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Steigende Preise, wachsende Not
Zwischenüberschrift:
Oktober 1911: Lebensmittel wurden teurer, die Stadt musste handeln
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die steigenden Preise für Lebensmittel brachten viele Menschen im Herbst vor 100 Jahren in Bedrängnis. Im Oktober 1911 sah sich auch die Stadt gezwungen zu handeln.

Seit etlichen Monaten hatten sich die Lebensmittel verteuert. Die städtischen Kollegien besprachen im Oktober Gegenmaßnahmen zum Wohle der mittellosen Bevölkerung. Die Teuerung ließ viele Menschen in den großen Städten, auch in Osnabrück, Not erleiden. Die Stadtväter diskutierten, wie man Seefisch, Fleisch und Gemüse billiger anbieten könnte. Im Reich wurde zu wenig Gemüse, also Kartoffeln und Kohl, angebaut, um alle preisgünstig zu versorgen. Von Gemüsekäufen in Holland wollte man noch absehen, aber im Osnabrücker Land sollte 1912 mehr Gemüse angebaut werden.

Die Lieferungen der Niederländer an das Reich erreichten 1911 eine Rekordhöhe. Mehr als 31 Schiffsladungen mit Kartoffeln waren aus dem Nachbarland angelandet.

Der Magistrat plante, Fisch direkt an der Küste zu kaufen und per Bahn nach Osnabrück schaffen zu lassen. Schon Ende Oktober betrieb die Stadt zwei eigene Fischverkaufsstände auf den Wochenmärkten. An die hiesigen Fischereihändler erging daneben die Botschaft der städtischen Kollegien, dass man keinesfalls in die Geschäfte der altgedienten Kaufleute eingreifen wolle. Diskutiert wurde auch, wie man es Arbeiterinnen ermöglichen könne, an Fisch-Kochkursen teilzunehmen. Die Not steigerte sich von Woche zu Woche, sodass die Stadt ein Obdachlosenasyl eröffnen musste.

Gedacht wurde an das Heim der Wanderarbeiter in Eversburg, das um- und ausgebaut werden sollte. Noch war das letzte Wort aber nicht gesprochen, denn die Eversburger widersetzten sich den Plänen vehement.

Aus Hannover verlautete, dass allein die Regierung für die Bekämpfung der Lebensmittelknappheit zuständig sei. Den Städten könne nicht auch noch angelastet werden, für die Notleidenden dieser Krise zu sorgen.

Nicht alle litten Not in diesen Zeiten, denn der Lloyd-Riviera- und der Berlin-Engadin-Express verkehrten im gesamten Winterhalbjahr und fuhren mit Kurswagen auch auf der Strecke Bremen oder Amsterdam–Osna brück–Münster nach Süden und zurück.

Ein weiteres Thema, das die städtischen Kollegien beschäftigte, waren die schmalen Straßen, die für Wagen-, Straßenbahn und Fußgänger oft nicht mehr ausreichten. Eine Fahrbahnbreite von 7, 50 m plus 3, 50 m für Trottoirs sei anzustreben, verkündete Stadtbaurat Lehmann. Zunächst betraf das den Kollegienwall, andere Straßenzüge sollten folgen. Für vier Fuhrwerke nebeneinander, wie am Güterbahnhof sicher erforderlich, musste die Straßenbreite aber wenigstens 9 Meter betragen.

Deutlich zu eng fanden die Anlieger die Kleine Hamkenstraße, die aber nicht " erbreitert" werden konnte, ohne Gebäude abzureißen. Neubauten der Zukunft sollten ein paar Meter nach hinten fluchten. 1911 war die Straße aber so schmal, dass dort kein Gegenverkehr möglich war. Zwei Wagen passten nicht nebeneinander.

Nach den letzten Ergebnissen der Volkszählung lebten 1911 in Osnabrück 65 957 Menschen, wobei die Frauen etwas in der Überzahl waren. Von den 4700 Wohnhäusern waren 64 nicht bewohnt. 33 Hütten, Schuppen, Wagen oder Schiffe nannte die Statistik ebenfalls. 62 Gasthöfe, Herbergen und " Anstalten aller Art" gab es in Osnabrück.

Über 13 300 Gemeinschaften mit mehr als zwei Personen waren gezählt worden. Mehr als 600 Frauen lebten allein in ihren Haushaltungen, ebenso mehr als 200 Männer.

Bildtext:
Zu schmal für eine moderne Stadt: So lautete vor 100 Jahren das Urteil für die Osterberger Reihe (hier mit St. Katharinen) und andere Straßen in Osnabrück,
Foto:
Helmut Schwarz
Autor:
Christiana Keller


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