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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Haus am Rosenplatz soll Studenten locken
Zwischenüberschrift:
Nach Sanierung erste Wohnungen im "Skandalhaus" bereits vermietet – Skepsis im Quartiersbüro
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Das " Skandalhaus" am Rosenplatz wandelt sich: Die verrotteten grünen Balkonverkleidungen sind verschwunden, stattdessen hängen dort silberne Quader. Und ein Schild weist darauf hin, dass Zimmer zu vermieten sind. Insbesondere Studenten werden angesprochen. Dabei musste das Haus im Jahr 2009 zwangsgeräumt werden. Die Stadtwerke hatten wegen akuter Brandgefahr den Strom abgestellt.

Manchmal gelangt ein Journalist an die Grenzen seines eigenen Anspruchs. Der Anspruch ist der: Eine Geschichte soll erzählt werden. Und zwar lückenlos und so, dass alle Seiten zu Wort kommen. Bei der Geschichte des Hauses am Rosenplatz ist das nicht möglich. Denn der Eigentümer Marc Aurel Lehmann aus Berlin ist nach reiflicher Überlegung nicht gewillt, mit der Neuen Osnabrücker Zeitung " zusammenzuarbeiten", wie er über seinen Makler ausrichten lässt. Ein Gang durchs Haus, ein Foto von den offenbar renovierten Wohnungen, ein Gespräch nicht möglich. Daher müssen wir uns auf die Aussage eines Interessenten verlassen, der auf der Suche nach einer Wohnung auch das Rosenplatzhaus besichtigt hat.

Sein Eindruck: Nicht nur die grünen Balkonverkleidungen sind verschwunden, sondern auch der Dreck, mit dem man zuletzt das Haus verbunden hat. Die einst beschmierten Wände sind weiß gestrichen, der Fußboden ist mit Laminat ausgelegt. Laut ist es, erzählt uns der Interessent. Es brennt wieder Licht im Rosenplatzhaus. Auch der Aufzug fährt wieder. Gerade er ruft bei vielen Osnabrückern grausige Erinnerungen hervor war doch im Jahr 2005 im Fahrstuhlschacht ein Mann in den Tod gestürzt.

Wird denn nun endlich alles gut im Rosenplatzhaus? Zumindest setzt der Eigentümer bei der Vermietung verstärkt auf Schüler und Studenten, möchte damit womöglich einer " Gettoisierung", wie sie einst in diesem Haus bestand, vorbeugen. Der Interessent zuckt mit den Schultern. " Ich hatte so ein bisschen das Gefühl, dass die einem das Geld aus der Tasche ziehen wollen."

370 Euro sollte er für rund 33 Quadratmeter warm zahlen. Dazu die Küche übernehmen, zwei Monatskaltmieten Kaution und zwei Monatskaltmieten Courtage zahlen. " Außerdem hätte ich ein Jahr lang keine Kündigungsmöglichkeit, höchstens dann, wenn man einen Nachmieter stellt." Man wolle verhindern, dass es sich die Studenten kurzfristig anders überlegten, soll der Makler ihm gesagt haben. " Für Osnabrück und die laute Lage finde ich das zu teuer", so der Interessent.

Zumal noch nicht alles wieder ganz in Schuss ist: Der Fahrstuhl fährt zwar wieder, doch noch klemmt die Tür. Und auch manche Treppenstufen müssen noch von Pflastersteinen gestützt werden. Die Renovierung ist noch nicht abgeschlossen. " Aber ich hätte schon diesen Montag einziehen können. Die Hälfte der Wohnungen soll schon vermietet sein", sagt der Interessent.

Dabei ist das Objekt von der Stadt noch gar nicht abgesegnet worden derzeit unterliegt das Haus einer " Nutzungsuntersagung", zu Deutsch: Es darf eigentlich niemand darin wohnen. " Demnächst soll es einen Termin geben, an dem geprüft wird, ob die Mängel beseitigt wurden und ob die Nutzungsuntersagung aufgehoben werden kann", sagt Stadtsprecher Sven Jürgensen.

Dass trotz der Vorgeschichte des Hauses bereits einige Wohnungen Interessenten gefunden haben, liegt sicher an der einzigartigen Wohnungsmarktsituation in diesem Herbst: Denn wegen des doppelten Abiturjahrgangs und des Wegfalls des Wehrdienstes strömen mehr Erstsemester denn je an die Osnabrücker Hochschulen. Das Studentenwerk hat erst kürzlich vermeldet, dass die Studentenwohnheime bereits belegt sind. Da stellt für viele Studenten das Haus am Rosenplatz eine Alternative dar. " Uns wurde das Objekt am Rosenplatz auch schon einmal als mögliches Studentenwohnheim angeboten, aber wir haben dankend abgelehnt", heißt es vonseiten des Studentenwerks Osnabrück.

Auch die Mitarbeiter des Rosenplatzquartiers sind skeptisch. " Wir hatten dem Eigentümer ursprünglich ein Modernisierungskonzept vorgelegt, das er jedoch abgelehnt hat", sagt Susanne Ahrens von der Gesellschaft für Stadtentwicklung. Eine wirkliche Modernisierung finde ihrer Ansicht nach derzeit nicht statt. Dabei wäre eine Förderung durch das Programm " Soziale Stadt" möglich gewesen. Das von Stadt, Land und Bund geförderte Programm stellt Mittel für Stadtteile mit besonderem Förderungsbedarf zur Verfügung.

Bildtexte:

Das Wohnhaus am Rosenplatz nach der Sanierung. Demnächst sollen hier die ersten Mieter einziehen.

Ganz schmuck: das Haus am Rosenplatz 1/ 2 damals " Wohn- und Geschäftshaus Emil Krone" im Jahr 1965.

Und so sah das Haus bis vor Kurzem aus dringend sanierungsbedürftig.

Fotos:

Jörn Martens/ Archiv

Kommentar:

Es könnte...

Es tut sich was am Rosenplatz. Und die meisten Osnabrücker werden denken: endlich. Das Haus ist ein Schandfleck, und der Bereich um den Rosenplatz gilt als sozialer Brennpunkt. Ein Studentenwohnheim könnte das Viertel aufwerten. Könnte. Doch irgendwie fällt es schwer, an die Wandlung zu glauben. Die Zweifel werden sicherlich durch das Verhalten des Eigentümers geschürt, der sich nur ungern in die Karten blicken lässt. Er hätte gut daran getan, sich mit dem Sanierungsprogramm " Soziale Stadt", also dem Rosenplatzquartier, zusammenzutun und damit für eine transparente Modernisierung zu sorgen. Denn so, wie es jetzt läuft, entsteht der Eindruck, dass mit einer oberflächlichen Sanierung Kapital aus den überlasteten Studentenwohnheimen geschlagen werden soll.

Autor:
Cornelia Laufer


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