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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Oberschule für Osnabrück?
Zwischenüberschrift:
Verschmelzung von Real- und Hauptschule ist höchst umstritten.
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Verschmelzen die Möser-Realschule am Westerberg und die Hauptschule Innenstadt 2012 zur Oberschule? Die Stadt muss bis zum 31. Dezember einen entsprechenden Antrag an das Land richten. In der Schulpolitik brechen die alten Fronten wieder auf.
Die Ausgangslage
Als der Stadtrat im Dezember 2010 den Beschluss fasste, die Gründung einer Oberschule zu prüfen, wertete das die linke Ratsmehrheit als Schritt auf dem Weg zum integrativen Schulsystem. Möglich wird die Oberschule durch einen Schwenk in der Schulpolitik der schwarz-gelben Landesregierung. Angesichts sinkender Schülerzahlen an fast allen Hauptschulen öffnet die Landesregierung die Möglichkeit, Haupt- und Realschulen zu Oberschulen zu verschmelzen.
Sinkende Schülerzahlen bedrohen mittelfristig die Existenz der Hauptschule Innenstadt und der Möser-Realschule am Westerberg. Beide Schulen liegen nur etwa fünf Gehminuten auseinander. Als Standort favorisiert die Verwaltung die Hauptschule Innenstadt, die über geeignete Infrastruktur mit Küche und Freizeiträumen verfügt. Einen gymnasialen Zweig hält die Stadtverwaltung wegen des breiten gymnasialen Angebots in der Stadt nicht für notwendig.
Darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Leitung der Möser-Realschule spricht sich für einen gymnasialen Zweig und einen Erhalt des Standortes an der Lotter Straße aus. Die Hauptschule Innenstadt begrüßt dagegen den Standort-Vorschlag der Verwaltung und lehnt das gymnasiale Angebot ab. Stattdessen will die Hauptschule die enge Kooperation mit den Berufsbildenden Schulen fortsetzen und ausbauen.
Die Standpunkte
CDU: Die schulpolitische Sprecherin der CDU, Irene Thiel, steht hinter dem Verwaltungsvorschlag. Sie bestärkt die Hauptschule Innenstadt in ihrer Haltung, die Zusammenarbeit mit der Berufsschule an der Natruper Straße zu intensivieren. " Die praxisbezogene Ausbildung ist für diese Schüler besser", sagt Thiel. Sie weist daraufhin, dass heute etwa 40 Prozent der Studierenden ihre Hochschulreife an Berufsbildenden Schulen erworben haben. Die Kooperation mit den Berufsschulen sei ein erfolgreiches Modell und ein " ganz anderes Angebot", das die Schullandschaft in Osnabrück bereichere.
SPD: " Die Oberschule ist keine zukunftsfähige Lösung", sagt der schulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Paul Meimberg. Das Konzept greife zu kurz. Zukunftsfähig ist nach Ansicht der Sozialdemokraten die Integrierte Gesamtschule. Deshalb setzen sie sich für die Gründung einer dritten Gesamtschule in Osnabrück ein. Diese Schulform bringe die Stärken der Kinder besser hervor und lehre sie, " Verschiedenheit zu akzeptieren und in dieser Verschiedenheit zusammenzuarbeiten", so Meimberg. Das werde im Berufsleben ständig gefordert. Hinter der Oberschule stehe kein durchdachtes Konzept, sondern ein Versuch der CDU, neue Gesamtschulen zu verhindern.
Die Verschmelzung der Möser-Realschule und Hauptschule Innenstadt kommt für die SPD nicht infrage, solange die jeweiligen Schulvorstände weiter bei ihren gegenteiligen Stellungnahmen bleiben. Die SPD unterstützt auch den Wunsch beider Schulen, sich mehr Zeit zur Aussprache und Diskussion zu nehmen.
Grüne: Birgit Strangmann steht mit einem Bein auf dem Nein, mit dem anderen auf dem Fragezeichen: " Das ist Ausdruck des Spagats, den wir Kommunen wegen der desaströsen Bildungspolitik der Landesregierung machen müssen." Gemeinsames Lernen, das möglichst lange, ist nach Ansicht der Grünen am erfolgreichsten. Dazu biete die Integrierte Gesamtschule die beste Basis. Die Oberschule sei nichts anderes als ein " Rettungsschirm" für die Hauptschulen.
Birgit Strangmann sieht große Fragezeichen, weil das didaktische Konzept der Oberschule noch unklar ist. " Ist es ein gemeinsames Lernen oder nur eine räumliche Zusammenführung?", fragt sie. Für die Grünen sei der Elternwille von großer Bedeutung: " Reicht ihnen die Oberschule oder streben sie die IGS an?" Strangmann befürchtet Probleme im Detail. So sei unklar, ob es zusätzliche Sozialpädagogen geben wird oder die vorhandenen von der Hauptschule mitgebracht werden und dann an der Oberschule mehr Schüler betreuen müssen.
FDP: " Gute Bildung wird von engagierten Menschen und nicht durch staatliche Vorschriften gemacht", sagt Charlotte Winkler. Die FDP setze sich für eine vielfältige Schullandschaft ein, in der Eltern die für ihr Kind beste Schule auswählen können. Das Modell der Oberschule erhöhe die Bildungsqualität: Klassen würden verkleinert, die Durchlässigkeit erhöht, und im Anschluss stünden den Schülern alle Möglichkeiten von der Berufsausbildung bis zum Abitur offen. Die Schullandschaft werde weiterentwickelt, ohne die Gymnasien zu gefährden. Eine weitere Gesamtschule müsste einen Großteil ihrer Schülerschaft aus Gymnasien abwerben. Daneben sei die Einrichtung einer Oberschule trotz hoher Qualität mit erheblich geringeren Kosten für die Stadt verbunden.
UWG: Realschullehrer Achibert Goll hält die Oberschule für eine " falsche und teure Zwischenlösung". Ziel müsse die Einrichtung einer dritten oder, wenn es Wille der Eltern sei, auch einer vierten Integrierten Gesamtschule in Osnabrück sein. Diese Schulform vermittle am besten soziale Kompetenz, Teamfähigkeit und kooperatives Arbeiten. Fähigkeiten, die im Berufsalltag besonders gefragt seien.
Linke: Klaus-Wilhelm Depker vermisst bei der Oberschule ein " durchdachtes pädagogisches Konzept". Sie werde die Ausgrenzung von Schülern, wie es das dreigliedrige Schulsystem praktiziere, nicht überwinden, sondern zementieren. Ziel der Linken sei die inklusive gemeinsame Beschulung so lange wie möglich in der Gesamtschule. Warum das Fragezeichen? " Weil wir auf den Teil der Lehrer und Eltern zugehen wollen, der sich von der Oberschule ein besseres Bildungsangebot verspricht." Er erwarte diese Besserung zwar nicht, aber die Linken seien bereit, die Argumente der Lehrer und Eltern zu hören.

Fotos:

Gert Westdörp/ Elvira Parton/ Egmont Seiler
Autor:
Wilfried Hinrichs
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