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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Entlastungsstraße am Westerberg?
Zwischenüberschrift:
Zwei Spuren und sechs Knotenpunkte
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Eine neue Straße am Rande eines wichtigen Naherholungsgebietes? Die Entlastungsstraße West, die früher als Westumgehung firmierte, ist nach Ansicht von Verkehrsexperten unerlässlich, weil die frühere Briten-Kaserne an der Sedanstraße bald neuen Zwecken dient. Ein jahrzehntealter Streit strebt dem Höhepunkt zu.
Die Ausgangslage
Es war einmal eine Westumgehung. Sie sollte groß und breit werden, sogar unter der Erde die Stadtteile Hellern und Hafen verbinden. Alle Pläne, den Verkehr im Westen der Stadt möglichst störungsfrei und umweltverträglich um den Westerberg herumzuführen, sind bisher im Sande verlaufen. Das geht so seit 33 Jahren.
Der Abzug der Briten hat die Weichen neu gestellt. Der Masterplan Mobilität, den der Rat im vergangenen Jahr verabschiedete, weist der West-Straße eine neue und wichtige Rolle zu. Sie soll den Verkehr aufnehmen, der durch den künftigen Wissenschaftspark in der Briten-Kaserne und den neuen Hochschulcampus auf dem Westerberg entsteht.
So wird aus der Westumgehung die Entlastungsstraße West. Aus der einst vierspurigen Schnellverbindung ist eine zweispurige Stadtstraße (Tempo 50) mit sechs Knotenpunkten geworden, die eine gute Anbindung des Westerberges gewährleistet. Denn ein Gutachten zeigte, dass der Durchgangsverkehr kaum eine Rolle spielt. Der Verkehr entsteht demnach vor allem im Stadtteil Westerberg selbst. Nennenswert sind nur die Fahrten von den Gewerbegebieten am Hafen zur Rheiner Landstraße und Autobahn.
Gegner der West-Straße befürchten Lärm und Schäden für das Naherholungsgebiet Heger Holz. Auf der anderen Seite fordern die Anlieger von Mozartstraße, Lieneschweg, Händelstraße und Gluckstraße seit Jahrzehnten eine Entlastung. Über diesen Straßenzug rollt der meiste Verkehr am Westerberg. Die Anlieger sprechen von der " heimlichen Westumgehung". Unklar ist noch, wie die Entlastungsstraße an die Rheiner Landstraße und damit an die A 30 angebunden werden kann. Die Kosten der Entlastungsstraße wurden 2009 mit rund sechs Millionen Euro angegeben.
Die Standpunkte
CDU: Die CDU-Fraktion will in der kommenden Legislaturperiode erneut eine Initiative für den Bau starten. " Die Entlastungsstraße West ist die einzige Alternative, um die seit Jahren hohen Verkehrsbelastungen am Westerberg vor allem in den Wohngebieten zu reduzieren", sagt Katharina Pötter. " Bereits heute sind die Belastungen für die betroffenen Straßen nicht hinnehmbar, und wir müssen davon ausgehen, dass der Verkehr durch die erfolgreiche Entwicklung der ehemaligen Britenflächen noch zunimmt." Die CDU hält es für " zwingend erforderlich", die Kasernenflächen und den Wissenschaftspark " verkehrlich sinnvoll zu erschließen".
Die Belastungen für Umwelt und Anlieger müssten so gering wie möglich gehalten werden. Ausreichender Lärmschutz sei selbstverständlich. " Zudem ist ein Fahrverbot für Lkw zwingende Bedingung", so Katharina Pötter. Die Entlastungsstraße werde zu weniger Verkehr auf der Caprivistraße, Albrechtstraße, Lotter Straße, Martinistraße und auf dem Wallring führen.
SPD: Fraktionschef Frank Henning scheut in dieser Frage den Konflikt mit den Grünen nicht. " Wir stehen zum Bau der Entlastungsstraße West", sagt Henning, denn die Straße sei zur Erschließung des Wissenschaftsparks und der Hochschulen unverzichtbar. Vor allem aber sei die Entlastungsstraße ein wichtiger Baustein im gesamtstädtischen Verkehrskonzept, der im Masterplan Mobilität niedergelegt ist. Henning blickt zum Neumarkt: Um den Verkehr dort zu reduzieren, müssten den Autofahrern Alternativen geboten werden. Das seien perspektivisch die A 33 im Osten und die Entlastungsstraße im Westen. 65 Prozent des Verkehrs auf dem Neumarkt sind nach Hennings Angaben dem Durchgangsverkehr zuzuordnen. An den Anschlussstücken der Entlastungsstraße sieht Henning noch " einige Probleme im Detail".
Grüne: Diese " sogenannte Entlastungsstraße" wäre nach Ansicht der Grünen in Wirklichkeit eine " Belastungsstraße", weil sie den Verkehr in der Gluckstraße zwar von 9000 Fahrzeugen auf 4500 Fahrzeuge pro Tag reduziert, im Gegenzug aber würde die neue West-Straße laut Gutachten von 16 500 Fahrzeugen befahren. Der Gesamtverkehr durch das westliche Wohngebiet stiege um 133 Prozent von 9000 auf 21 000 Fahrzeuge täglich. Durch die Parallelität zur Autobahn würden Lkw-Mautflüchtlinge angezogen, sagt Grünen-Fraktionschef Michael Hagedorn.
Am Anknüpfungspunkt Rheiner Landstraße/ Autobahn Hellern werde es zu Staus kommen, die die dortigen Anwohner erheblich belasten. Gleichzeitig würde das wichtigste Naherholungsgebiet zwischen Rubbenbruchsee und Westerberg zerstückelt.
Bei einer Verkehrsberuhigung und dem Ausschluss von Lkw, die von einigen Befürwortern zur Besänftigung versprochen würden, gäbe es keine Landesmittel, so Hagedorn. Die Straße würde also viel teurer. Für die Anbindung des Wissenschaftsparks sei die Westumgehung nicht notwendig.
FDP: Auch die Liberalen sprechen von einer " Belastungsstraße". Fraktionschef Thomas Thiele warnt, die Straße würde mehr Verkehr anziehen, weil Autofahrer sie zur Umgehung der Autobahn nutzten. Unlösbare Probleme sieht die FDP besonders an den Anschlussstellen in Hellern und an der Natruper Straße. Das wichtige Naherholungsgebiet zwischen Westerberg und Rubbenbruchsee werde zerschnitten, warnt Thiele. 2006 schien die FDP der West-Umgehung schon den Todesstoß versetzt zu haben. Der Rat billigte damals einen FDP-Antrag, wonach bis 2008 ein schlüssiges Verkehrskonzept vorliegen sollte, ansonsten sollte die Planung endgültig gestoppt werden. Heraus kam 2009 der Masterplan Mobilität mit der Entlastungsstraße.
UWG: Egal, ob " Westumgehung" oder " Entlastungsstraße West": Für die UWG steht fest, dass die Trasse zwischen Natruper und Rheiner Landstraße nicht mehr benötigt wird. Annette Niemann
sagt: " Der Millionenaufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen, der weder heute noch künftig wirklich zu erkennen ist."
Die Straße brächte keine Lösung der Verkehrsprobleme am Westerberg. Da helfe nur eine konsequente Verkehrsberuhigung. Zur Erschließung des Wissenschaftsparks könne die Straße kaum beitragen. Auch sei es falsch, die West-Straße zur Entlastung des Neumarktes heranzuziehen: " Die Verkehrsmengen der Innenstadt müssen dort reguliert werden, es wäre falsch, diese einfach in andere Stadtteile zu verdrängen."
Linke: " Auf gar keinen Fall." Christopher Cheeseman beruft sich auf " zahlreiche Studien", wonach neue Straßen neuen Verkehr anziehen und damit weitere Probleme produzieren. Eine Entlastung für den Stadtteil erwartet er nicht. Im Gegenteil: Die Straße werde Autofahrer verleiten, über den Westerberg statt übers Lotter Kreuz zu fahren. Außerdem: " Die Kosten sind viel zu hoch."

Zur Kommunalwahl am 11. September haben wir die im Rat vertretenen Parteien aufgefordert, zu vier zentralen Fragen der Kommunalpolitik Position zu beziehen. Wie stehen Sie zum Bau der Entlastungsstraße West, zu einem Einkaufszentrum am Neumarkt mit etwa 18 000 Quadratmetern, zur Einrichtung einer Oberschule in der Hauptschule Innenstadt und zur geplanten Sanierung der Osnabrückhalle für 18 Millionen Euro? Diese Fotos entstanden auf der geplanten Trasse an der Paracelsus-Klinik..

Fotos:

Gert Westdörp/ Egmont Seiler/ Elvira Parton/ Klaus Lindemann
Autor:
Wilfried Hinrichs
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