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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Der vergoldete Bürgerstolz
Zwischenüberschrift:
Der Osnabrücker Kaiserpokal
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Im Osnabrücker Ratsschatz wird mit dem " Kaiserpokal" eine der bedeutendsten profanen Goldschmiedearbeiten der europäischen Frühgotik bewahrt. Es handelt sich entweder um eine französische Arbeit vom Ende des 13. Jahrhunderts oder um eine deutsche vom Beginn des 14. Jahrhunderts. In dieser Zeit, genau 1307, vereinigte sich gerade die Altstadt mit der Neustadt. Der Anlass für die Anschaffung des Kelches zur Repräsentation einer stolzen Bürgerschaft?

Auf ein weiteres historisches Ereignis verweist der Umbau des Gefäßes im Jahre 1544. Ein Jahr zuvor war in Osnabrück die Reformation eingeführt worden; ein Ereignis, das über das religiöse Verständnis hinaus für große Veränderungen in Leben und Struktur der Stadt und ihrer Bevölkerung sorgte.

Damals wurde der alte Schaft durch einen moderneren Balusterschaft im Stil der Renaissance ersetzt. Zugleich wurde der Deckel um die Figur Karls des Großen ergänzt. Sie kopiert die Steinplastik am neuen Rathausbau, der 1512 fertiggestellt worden war.

In der Figur Kaiser Karls des Großen sowie im darunter befindlichen Reichswappen drückt sich das Selbstbewusstsein der Osnabrücker Bürgerschaft aus, als quasi reichsfreie Stadt nur bedingt dem Bischof als Landesherrn unterworfen zu sein. Dabei bezog sich der Stadtrat auf die kaiserlichen Privilegien, die Osnabrück verliehen worden waren.

Wie war es zur Ausbildung dieser städtischen Selbstständigkeit gekommen? 1171 verlieh Kaiser Friedrich " Barbarossa" Osnabrück das " ius de non evocando". Das urkundlich verbriefte Privileg schützte die Bürger davor, vor ein anderes als das eigene oder das kaiserliche Gericht zitiert zu werden. Das Privileg machte die Stadt zu einem selbstständigen Gerichtsbezirk.

Nach dem schon erteilten Marktrecht sowie dem um 1180 gestatteten Bau einer Stadtmauer war dies ein weiteres wichtiges Vorrecht. Aus dem Niedergericht, das die Stadt 1225 vom Bischof halb und 1409 quasi ganz erwarb, entwickelte sich die Selbstverwaltung der Stadt. Der Richter ein Lehnsmann des Bischofs aus dem Patriziat der Stadt war zugleich Vorsteher des Gemeinwesens.

Aus dem Schöffenkollegium, das der Urteilsfindung diente, entstand der Stadtrat. Der 1277 erstmals erwähnte Schöffenmeister wird später gewählter Bürgermeister. Er verdrängte den bischöflichen Richter als Vorsteher. Ein eigenes Stadtsiegel machte seit dem 13. Jahrhundert die Autonomie auch nach außen sichtbar. Der Kaiserpokal wiederum wurde zum repräsentativen " Aushängeschild" des Osnabrücker Stadtregiments.

Bildtext:

Der Kaiserpokal ist eine der bedeutendsten profanen Goldschmiedearbeiten der europäischen Frühgotik.

Foto:

Jörn Martens
Autor:
Thorsten Heese


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