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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Entsteht am Neumarkt ein Monster?
Zwischenüberschrift:
Debatte um Einkaufszentrum
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Die Initiative von City-Kaufleuten gegen ein großes Einkaufszentrum am Neumarkt hat in der Politik lebhafte Reaktionen ausgelöst. Begriffe wie " Monsterzentrum" seien wenig hilfreich, sagte Fraktionschef Michael Hagedorn. Er ruft zu mehr Sachlichkeit in der Debatte auf.
Unter dem Titel " Lebendiges Osnabrück" ziehen Geschäftsleute mit den L + T-Chefs Mark und Dieter Rauschen an der Spitze gegen ein XXL-Shoppingcenter am Neumarkt zu Felde. Beim ersten Auftritt der Initiative fiel auch der Begriff " Monsterzentrum", den der Osnabrücker Makler und Center-Kritiker Dirk Lührmann in einer öffentlichen Veranstaltung der CDU geprägt hatte. Lührmann warnte: Ein Center mit 23 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, wie es die Investoren wollten, erreiche mit Flächen für Dienstleistung und Gastronomie leicht 30 000 Quadratmeter.
Grünen-Sprecher Hagedorn weist darauf hin, dass in der Politik eine Größenordnung von 18 000 Quadratmetern diskutiert werde. " Dann würde das von uns allen geschätzte Kaufhaus L + T mit über 20 000 Quadratmetern auch in die Monster-Kategorie fallen", heißt es in einer Erklärung Hagedorns. Um den Neumarkt als Platz zu entwickeln, sei eine Investition im südlichen Bereich " unabdingbar", ohne Investor aber nicht zu machen. Die Grünen wollen die Einkaufsfläche begrenzen und das Einkaufszentrum offen gestalten.
Sündenfall Parkhaus
Für die Platzgestaltung sei es wichtig, den Verkehr zu reduzieren. Auch die Zahl der Stellplätze am geplanten Einkaufszentrum müsse verringert werden, so die Grünen weiter. " Der verkehrspolitische Sündenfall wie beim L + T-Parkhaus mit allen Problemen des sich rückstauenden Verkehrs darf sich jedenfalls nicht wiederholen."
Die CDU kontert scharf: Die Grünen streuten Falschinformationen, erklärte CDU-Fraktionschef Fritz Brickwedde. Er wiederholte die Warnung, dass mit Verkehrs- und Dienstleistungsflächen ein " Rieseneinkaufszentrum" entstünde, würde die Stadt dem Wunsch der Investoren folgen. Das werde Leerstände und Pleiten in der Innenstadt zur Folge haben. Brickwedde weist auch die Darstellung der Grünen zurück, beim L + T-Parkhaus handele es sich um einen " verkehrspolitischen Sündenfall". Brickwedde: " Alle Parkhäuser auch das von L + T tragen entscheidend zur Attraktivität Osnabrücks als Einkaufsstadt bei."
Die SPD bekräftigt in einem jetzt veröffentlichten " Positionspapier zum Neumarkt" ihr Ja zum Bau eines offenen Einkaufszentrums. " Wir stehen für Aufenthaltsqualität vor dem Landgericht, für eine Neuordnung der Bussteige, die Reduzierung des Durchgangsverkehrs und nicht zuletzt für eine attraktive Anbindung der Südstadt", heißt es im Positionspapier. Der Verkehr solle auf zwei Fahrspuren beschränkt werden mit dem Ziel, " zukünftig keinen Individualverkehr als Durchgangsverkehr mehr zuzulassen".
Wie die Vampire
Die FDP lehnt die " Null-Option" der Kaufleute ab, wie FDP-Fraktionschef Thomas Thiele sagte. " Es muss an dieser Stelle was passieren", betont er. Deshalb habe er die Osnabrücker Kaufleute in Vorgesprächen aufgefordert, selbst am Neumarkt zu investieren, wenn sie Konkurrenz von außen abwehren wollten. Die Liberalen ziehen die Obergrenze bei 18 000 Quadratmetern einschließlich aller Neben- und Gastronomieflächen.
Die UWG sieht in dem Einkaufszentrum ein " Mittel zum Zweck", um den Neumarkt aufzuwerten. " Wenn Herr Rauschen behauptet, der Platz funktioniere, geht das leider an der Realität vorbei", erklärte UWG-Ratsmitglied Nils Peters: " Tatsache ist, dass der Neumarkt immer mehr zu einem Schandfleck verkommt, an dem zwielichtige Personen abends an Häuserwände urinieren."
Christopher Cheeseman reagierte mit bissiger Ironie. Die " Superhelden aus der nördlichen Innenstadt" befürchteten das Erwachen eines Monsters am Neumarkt, das vampirhaft Kaufkraft aufsauge. Aber das Syndikat der Kaufleute, selbst mit Vampirkräften versehen, wolle Konkurrenz verhindern und habe den Neumarkt mit einem " Bannfluch" belegt, damit er ihren Teil der Innenstadt abschirme.

Kommentar:

Horrorgeschichten
Nach Kaufkraft hungernd, durchziehen Monster und Vampire die Innenstadt und hinterlassen Wüste und Ödnis. Mit Verlaub: Im Wahlkampf sind Übertreibungen erlaubt, aber die Neumarkt-Entwicklung bietet gewiss keinen Stoff für Horrorgeschichten. Und auch nicht für Legenden oder verklärende Märchen mit Happy End. Nein, gefragt ist jetzt eine nüchterne, verständliche Gebrauchsanleitung, wie eine Stadt die Ansiedlung eines verträglichen Einkaufszentrums steuern kann.
Denn der Politik stehen viele zähe Verhandlungen bevor. Die Größe und die Zahl der Stellplätze sind nur zwei Aspekte. Gestalt der Eingänge und Fronten, Anlieferung per Lkw, Verkehrslenkung, Auswahl und Größe der Sortimente: Es wird Monate, vielleicht Jahre dauern, bis alle Fragen im Detail ausgehandelt sind falls überhaupt eine Einigung erzielt wird. Dabei sind die Investoren im Vorteil, weil sie das Ringen mit Kommunen und alle Schliche kennen. Für Ratspolitiker ist das alles neu. Sie müssen auf der Hut sein.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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