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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Früher ein Hauptverkehrsweg
Zwischenüberschrift:
Die Herrenteichsstraße vor 70 Jahren
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Blick aus der Stubenstraße in die enge Kurve der Herrenteichsstraße im Jahr 1941, ein Jahr vor dem ersten schweren Bombenangriff auf Osnabrück, lässt noch weitgehende Normalität im alltäglichen Verkehrsgewusel erkennen auch wenn in der Tageszeitung die Spalten mit den " für Volk und Vaterland" Gefallenen täglich länger wurden.

In der Stadt gab es noch keine nennenswerten Bombenschäden, der Krieg war noch nicht das alles beherrschende Thema. Der Fotograf dieser Straßenszene (der Großvater des Autors) beschäftigte sich mit einem typischen Nadelöhr, wie es sich an vielen Stellen der Altstadt ergab, wo dem zunehmenden Verkehr der mittelalterliche Straßengrundriss zu schaffen machte. Hier in der Herrenteichsstraße konnte einem die Straßenbahn trotz Einbahnstraßen-Regelung entgegenkommen, ohne dass man eine Möglichkeit zum Ausweichen gehabt hätte, denn der Ladeverkehr blockierte so manches Mal die Seitenräume.

Seit den 1920er-Jahren hatten Autos die Straßen erobert. 1927 waren erstmals mehr Automobile als Pferdefuhrwerke in der Stadt unterwegs. Dennoch gehörten auch 1941, wie das Bild zeigt, Gespanne mit " 1-PS-Hafermotoren" zum Alltag. In den Kriegsjahren sogar wieder vermehrt, da viele Lastkraftwagen von der Wehrmacht requiriert waren. Was heute UPS und DHL besorgen, nämlich die Zustellung von Kleinsendungen an Geschäfte und Privatleute, fiel damals Fuhrgeschäften wie dem von Johann Hillebränder zu. Leider ist nicht zu erkennen, was Hillebränder gerade ablädt. Charakteristisch für die Fuhrwerke war die Stange in Längsrichtung über der Ladefläche, über die bei Regen die Plane gespannt werden konnte. Hier auf dem Bild hängt die Plane nach hinten zusammengeschoben schlaff herunter.

Die Führung der Straßenbahnlinie 1 durch die Herrenteichsstraße war nicht unumstritten. Bis 1931 fuhren die Wagen dieser Linie durch die Große Straße, die auch den Verkehr der Linie 3 aufnehmen musste. Um Große Straße und Neumarkt zu entlasten, legte man Gleise in die kurvenreiche Herrenteichsstraße. Die abgebildete Kurve war mit einem Radius von nur 15 Metern die engste im Osnabrücker Gleisnetz. Es kam häufig zu Konflikten mit dem übrigen Verkehr.

Das Fuhrwerk von Hillebränder steht vor dem hellen Gebäude Herrenteichsstraße 9/ 10, in dem damals die Handlung von Wilhelm Becker Haus- und Küchengerätschaften, Weck-Gläser und Bäckereiartikel anbot. Das Haus ging im Krieg verloren. Nach dem Krieg verkaufte an gleicher Stelle Firma Lahrmann Möbel. 1988 zog das technische Kaufhaus Brinkmann ein, das 2001 insolvent wurde. 2008 übernahm das Bekleidungshaus Lengermann & Trieschmann den Komplex und errichtete dort ein Parkhaus.

Das dunklere Haus am linken Bildrand, Herrenteichs straße 11, beherbergte die Kolonialwarenhandlung Theodor Röver. Die Sandsteinfassade des Hauses ist nur wenig verändert erhalten geblieben, wie der Vergleich mit der aktuellen Aufnahme zeigt. Das neue Fenster mit der Sprossenteilung erscheint dem heutigen Betrachter sogar " historischer" als das alte.

Hinter der Straßenbahn ist der Giebel der Wäscherei und " Dampfschönfärberei" Bernhard Croon, Kleine Domsfreiheit 9, zu erkennen, die hier an der Hase ihren ersten Firmensitz hatte, bevor sie zum Nonnenpfad umzog. Das Haus ist nicht erhalten, der Nachkriegsersatzbau bewahrt recht ansprechend die Proportionen.

Am rechten Bildrand streift der Blick die Front des prächtigen Hotels Kaiserhof, dessen Hauptfassade auf der anderen Seite dem Lauf der Hase zugewandt war.

Der Kaiserhof gehörte zu der erstaunlichen Vielzahl von Hotels, die den Weg von Osnabrücks erstem, dem Hannoverschen Bahnhof zur Altstadt säumten. Nach dem Krieg wurde auf dem Eckgrundstück das Wilhelmstift als Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen errichtet. Heute hat auch hier Lengermann & Trieschmann Einzug gehalten.

Bildtext:

Verkehrsprobleme anno 1941: Die Straßenbahn kämpft sich durch die kurvenreiche Herrenteichsstraße. Im Vordergrund mündet die Stubenstraße ein.

70 Jahre später: Die Herrenteichsstraße ist ruhiger geworden

Fotos:

Hans Dierks / Joachim Dierks


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