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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Nadelöhr mit eingebauten Hindernissen
Zwischenüberschrift:
Dütestollen als Hochwasserrisiko
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Georgsmarienhütte. Der Dütestollen war das Nadelöhr, als Oesede im Sommer 2010 überflutet wurde. Zum ersten Mal in seiner 105-jährigen Geschichte lief der Tunnel unter dem Stahlwerk bis zur Oberkante voll. Weil Rohre und andere Hindernisse seinen Durchlass verengen, mag festhängendes Treibgut zur Verstopfung geführt haben.
Seit 1905 fließt die Düte auf einem 1260 Meter langen Abschnitt ohne Tageslicht unter dem Werksgelände der Georgsmarienhütte hindurch. Obwohl Fließgewässer eigentlich der Allgemeinheit gehören, wird der Düte stollen fast wie ein Staatsgeheimnis behandelt. Sogar von Behördenvertretern sei er lange Zeit als Blackbox″ behandelt worden, sagt Herbert Reinersmann, Bauamtsleiter der Stadt Georgsmarienhütte.
Selbst manchen Fachleuten ist nicht bekannt, dass es im Stollen künstliche Hindernisse gibt, die den Abfluss der Düte erheblich beeinträchtigen können. Durch den Gang verlaufen mal längs, mal quer unzählige Rohre verschiedener Größen. Gehalten werden sie von ausgedienten Eisenbahnschienen, die in den Wänden verankert sind.
Installiert wurde das Röhrengewirr schon vor vielen Jahrzehnten. Ein großer Teil davon soll gar nicht mehr in Betrieb sein. Dazu gehören die Leitungen, die das Walzwerk und die Kühltürme mit Wasser versorgt haben. Andere dienen noch immer der Entwässerung des Werksgeländes. Durch den Stollen läuft aber auch ein städtischer Schmutzwasserkanal.
Bei Hochwasser setzt sich das Treibgut an diesen Hindernissen fest. Wo schon Baumstämme hängen bleiben, können sich auch in der Düte treibende Holzpaletten oder Sichtschutzwände festsetzen. So besteht die Gefahr, dass sich zumindest vorübergehend ein Pfropfen bildet, der den Durchfluss entscheidend vermindert. Niemand weiß, ob das beim Hochwasser im August 2010 geschehen ist.
Marcus Wolf, der Pressesprecher der Georgsmarienhütte GmbH, glaubt nicht, dass die Einbauten im Düte stollen das Hochwasser in Oesede gravierend verschärft haben. Zudem gebe es auch noch andere Engpässe etwa die Eisenbahnbrücke am oberen Ende des Stollens. Aber trotz der Barrierewirkung seien noch gewaltige Wassermengen unten angekommen.
Ähnlich sieht es Ulrich Schierhold vom Unterhaltungsverband Obere Hase. Er macht den extremen Regen am Oberlauf der Düte für die Überschwemmungen in Oesede verantwortlich, nicht den Flaschenhals unter dem Stahlwerk. Der Stollen reiche für ein Jahrhunderthochwasser aus. Und was das Treibgut betrifft: Gartentore, die oben in den Dütestollen geschwemmt wurden, seien unten auch wieder herausgekommen.
Maximal 30 Kubikmeter Wasser pro Sekunde sollen durch den Dütestollen fließen können. So steht es im Niederschlags-Abfluss-Modell von 2004, das im Auftrag des Unterhaltungsverbandes berechnet wurde. Aber die Gutachter haben die Hindernisse im oberen Teil des Tunnels gar nicht berücksichtigt. Damit ist die Durchlassmenge infrage gestellt.
Auf die Statistik dürfe man sich ohnehin nicht verlassen, sagt Bauamtsleiter Herbert Reinersmann. Genauere Aussagen erwartet er aber vom neuen Niederschlags-Abfluss-Modell, das zurzeit in Arbeit ist. Nach dem Desaster vor einem Jahr will die Stadt Georgsmarienhütte ein Frühwarnsystem aufbauen, um sich gegen solche Kata strophen zu wappnen.
Gut möglich, dass eine Empfehlung lautet, die Hindernisse aus dem Stollen zu entfernen. Herbert Reinersmann setzt auf die Zusammenarbeit mit dem größten Arbeitgeber seiner Stadt: Die haben ja auch ein Interesse daran, dass es funktioniert.″ Von der Georgsmarienhütte GmbH wird Entgegenkommen signalisiert. Die alten Rohre würden ja nicht mehr gebraucht, sagt Pressesprecher Marcus Wolf.

Bildtexte:

Souvenir vom großen Hochwasser im August 2010: Hier hat sich ein Holzklotz festgekeilt.

Die Düte ist unsichtbar: Auf einer Länge von 1, 26 km fließt sie unter dem Stahlwerk hindurch.

Überall Rohre, die keiner mehr braucht: An solchen Stellen bleibt das Treibgut hängen.

Fotos:

Gert Westdörp

Bildergalerie
und ein os1.tv-Video
auf www.noz.de

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Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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