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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Experten warnen vor Shopping-Monster
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Neumarkt: Braunschweiger Architekt empfiehlt Center von 12 000 Quadratmetern
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Ein XXL-Einkaufszentrum zu bauen, das wäre so, als würde ein Gärtner den gesamten Rasendünger in eine kleine Ecke kippen.

Mit diesem Vergleich warnte Dr. Holger Pump-Uhlmann Architekt, Bauhistoriker und nach eigenen Worten Stadtromantiker″ aus Braunschweig am Donnerstagabend eindringlich davor, den Fehler anderer Städte zu wiederholen. Ein zu großes, isoliertes Center werde sehr, sehr schädlich für die Stadt″ sein, sagte der forschende Architekt, der 2007/ 2008 in einer wissenschaftlichen Studie die Wirkungen von Shopping-Malls auf Innenstädte untersucht hatte. Er studierte auch die Kamp-Promenade in Osnabrück und war begeistert: Damit hat Osnabrück alles richtig gemacht. Osnabrück gilt als Vorbild für viele andere Städte und jetzt machen Sie hier denselben Fehler″, sagte der Gast aus Braunschweig, wo Deutschlands größter Centerentwickler ECE die Schloss-Arkaden gebaut hat. Pump-Uhlmann hält ein Center mit bis zu 12 000 Quadratmeter Verkaufsfläche am Neumarkt für verträglich. Das ist genau die Linie der CDU.

Die CDU-Fraktion hatte den Experten in einer öffentlichen Fraktionssitzung aufgeboten, um ihrer Warnung vor dem Bau eines Riesencenters am Neumarkt Nachdruck zu verleihen. Neben ihm auf dem Podium Dirk Kolkmeyer als Sprecher des Einzelhandels in der Stadt und Dirk Lührmann, Osnabrücker Makler, Architekt und Wirtschaftsingenieur. Auf 50 Seiten hatte Lührmann seine Kritik an den Center-Entwicklern zusammengetragen, mit Zahlen und Beispielen aus Bayreuth, Erlangen, Hamm und Siegen unterfüttert. Titel des Skripts: Macht uns nicht die Stadt kaputt.″

Lührmanns Beruf ist es, den großen Filialisten die besten Lagen in Deutschlands Innenstädten zu vermitteln. Der Makler warnte davor, den Angaben im Cima-Gutachten blind zu vertrauen oder sich von den Versprechungen der Center-Entwickler blenden zu lassen. Die Entwickler haben für jede Kritik die passende Antwort in der Schublade″, sagte Lührmann. Von 23 000 Quadratmeter Verkaufsfläche sei die Rede ohne Gastronomie und Dienstleistungen wie Handy-Shops oder Friseure. Am Ende würden es„locker″ 30 000 Qua dratmeter. Es entstünde ein Klotz″, ein Monster″, isoliert und mit vernichtender Wirkung auf die Innenstadt. Umsatz werde umverteilt″, so Lührmann, ein schreckliches Wort″. Denn es bedeute schlicht, dass Ihnen Umsatz weggenommen wird″.

Das Cima-Gutachten beziffert den Umsatz des geplanten Centers auf rund 100 Millionen Euro, wobei zwei Drittel aus dem bestehenden generiert würden. Ein Drittel würde von außen hinzugewonnen. Die Umsatzverluste des Einzelhandels sehen die Cima-Gutachter unter der kritischen Grenze von zehn Prozent. Eine Prognose, die Lührmann und Pump-Uhlmann sehr kritisch betrachten. Der Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche im Center werde mit 4300 Euro angegeben. Zu niedrig, wie beide meinen. Pump-Uhlmann geht von mindestens 500 Euro mehr″ aus. Lührmann sogar von 1000 Euro. Das heißt: Die Umsatzverluste für den bestehenden Einzelhandel lägen deutlich höher und würden die Zehn-Prozent-Marke überschreiten. Das ist der Wert, der betroffenen Geschäftsinhabern die Möglichkeit gibt, gegen die Center-Planungen zu klagen. Der ehemalige Textil-Einzelhändler Peter Wüsthoff ließ in der Diskussionsrunde keinen Zweifel daran, dass der Handel auch dieses Gegenmittel nutzen sollte.

Fritz Brickwedde legte dem Einzelhandel nahe, selbst ein Gutachten zur Center-Verträglichkeit in Auftrag zu geben. Das Cima-Gutachten wurde von Center-Befürworter Theodor Bergmann finanziert. Den Gutachter wählte die Stadt aus.

Dirk Kolkmeyer, Vorsitzender des City-Einzelhandels, äußerte starke Zweifel an den Aussagen der Verkehrsgutachter. Die Wirkungen auf den Wallring seien zum Beispiel unzureichend untersucht worden. Auch das Cima-Gutachten stelle aufgrund einer Befragung fest, dass die Stadt kein Center brauche. Die Gestaltung des Neumarktes sei unabhängig von einem Einkaufszentrum möglich. Kritisch sieht Kolkmeyer den enormen Zuwachs an Verkaufsfläche in der Innenstadt. Mit dem sogenannten Baulos 2 (vor H & M), dem Woolworth-Komplex am Jürgensort und dem etwaigen Riesencenter würde sich die Verkaufsfläche in Citylage auf einen Schlag um 25 Prozent erhöhen. Das werde zwangsläufig zu Leerständen führen. Dirk Lührmann erwartet einen Leerstand von mindestens 15 000 Quadratmetern.

Wo diese Leere entsteht, ist für Lührmann auch klar: Sinn-Leffers werde den Standort Johannisstraße verlassen. Die Möserstraße (ehemals C& A) werde komplett abgehängt und veröden, Peek und Cloppenburg den Nikolaiort räumen, und auch Galeria-Kaufhof werde sich neu orientieren. Die Folge, so Lührmann: große, leer stehende Immobilien, für die es keine adäquaten Nachnutzer gebe.

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Bildtxt:

Impressionen vom Neumarkt: Welche Größe ein Einkaufscenter haben darf, darüber streiten die Experten

Foto:

Jörn Martens
Autor:
Wilfried Hinrichs


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