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1.
Erscheinungsdatum:
15.06.2011
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Unstimmigkeiten
im
Rat
zur
Umbenennung
des
Karlsring.
-
Politisches
-
Geschichtliches
-
Kommentare
-
Meinungen.
Überschrift:
Der Remarque-Skandal
Zwischenüberschrift:
Warum es mehrere Jahre dauerte, eine Straße nach dem Osnabrücker Schriftsteller zu benennen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Heute
vor
40
Jahren
beschloss
der
Rat,
den
Karlsring
in
"
Erich-
Maria-
Remarque-
Ring"
umzubenennen.
Es
dauerte
vier
Jahre
und
drei
Monate,
die
Widerstände
gegen
diese
Entscheidung
aus
dem
Weg
zu
räumen.
Die
Absicht,
eine
Straße
nach
dem
Osnabrücker
Schriftsteller
zu
benennen,
ließ
einige
Zeitgenossen
sogar
in
dumpfe
Nazipropaganda
abgleiten.
Wer
für
würdig
erachtet
wird,
Namenspatron
einer
Straße
zu
sein,
liegt
gewöhnlich
schon
unter
der
Erde.
So
erging
es
auch
Erich
Maria
Remarque,
der
mit
seinem
Antikriegsroman
"
Im
Westen
nichts
Neues"
Weltruhm
erlangt
hat.
Am
21.
Oktober
1970,
knapp
vier
Wochen
nach
seinem
Tod,
stellte
die
SPD-
Fraktion
im
Rat
den
Antrag,
eine
Straße
nach
dem
Schriftsteller
aus
Osnabrück
zu
benennen.
Für
diesen
Antrag
gab
es
zwar
eine
überwältigende
Mehrheit,
weil
CDU
und
SPD
geschlossen
dafür
stimmten.
Aber
es
gab
eben
auch
drei
Enthaltungen,
die
in
den
folgenden
Wochen
noch
für
Diskussionsstoff
in
den
Leserbriefspalten
sorgten.
Die
NPD
war
damals
mit
einem
Sitz
im
Rat
vertreten,
und
ihr
Vertreter
enthielt
sich
ebenso
der
Stimme
wie
die
beiden
FDP-
Männer.
Dass
die
"
führenden
Vertreter
der
liberalen
Partei
nicht
für
diesen
Antrag
stimmten
und
sich
so
gemeinsam
mit
der
NPD
von
Remarque
distanzierten,
halte
ich
für
einen
politischen
Skandal!
",
schrieb
der
damals
22
Jahre
alte
Fritz
Brickwedde,
heute
Fraktionsvorsitzender
der
CDU.
Damit
provozierte
er
den
FDP-
Politiker
Horst
Wetterling,
in
einem
weiteren
Leserbrief
Remarques
Schriften
eine
"
allenfalls
mittelmäßige
Qualität"
zu
bescheinigen.
Außerdem
könne
"
man
nicht
behaupten,
dass
sich
Remarque
im
Widerstand
gegen
das
Regime
Hitlers
bewährt
und
ausgezeichnet
hat"
.
Die
Kritik
an
seiner
Stimmenthaltung
konterte
Wetterling
mit
dem
Hinweis,
Brickwedde
habe
sich
wohl
der
Hetze
angeschlossen,
"
der
die
FDP
deshalb
ausgesetzt
ist,
weil
sie
eine
Bundesregierung
mit
dem
Kanzler
Willy
Brandt
stützt"
.
Bis
zum
März
1971
kehrte
Ruhe
ein,
bis
die
Stadtverwaltung
bekannt
gab,
dass
die
Parkstraße
nach
dem
Schriftsteller
umbenannt
werden
solle.
Begründung:
Remarque
habe
im
Stadtteil
Wüste
einen
großen
Teil
seiner
Jugend
verbracht.
Am
1.
Januar
1972
sollte
der
feierliche
Akt
stattfinden.
Doch
dazu
kam
es
nicht.
Anwohner
der
Parkstraße
empörten
sich,
dass
sie
ihre
Briefköpfe
ändern
müssten.
Zudem
wüssten
die
meisten
Menschen
gar
nicht,
wer
dieser
Remarque
überhaupt
sei.
Unternehmen
droht
Die
Parkstraße
war
Sitz
der
Firma
"
Seifen-
Platz"
,
des
Vorläuferunternehmens
von
"
Ihr
Platz"
.
Aus
der
Geschäftsleitung
kam
die
unverhüllte
Drohung,
Osnabrück
zu
verlassen,
falls
die
Adresse
in
"
Remarquestraße"
geändert
werden
müsse,
schreibt
die
Stadthistorikerin
Ilsetraut
Lindemann.
Offenbar
ein
gewichtiges
Argument
für
Rat
und
Verwaltung,
immerhin
war
der
"
Seifen-
Platz"
damals
bundesweit
auf
Expansionskurs.
Es
dauerte
nicht
lange,
und
die
Stadt
präsentierte
eine
neue
Straße,
die
sie
dem
Schriftsteller
widmen
wollte
–
den
Karlsring,
der
vom
Berliner
Platz
zum
Hasetor
führte.
Am
15.
Juni
1971,
heute
vor
40
Jahren,
beschloss
der
Rat
die
Umbenennung
mit
zwei
Gegenstimmen
und
sechs
Enthaltungen.
Obwohl
deutlich
weniger
Briefköpfe
von
der
Änderung
betroffen
waren
als
an
der
Parkstraße,
gab
es
massiven
Widerstand.
Vor
allem
von
einem
Facharzt,
der
gegen
die
Entscheidung
klagte
und
bis
zum
Oberverwaltungsgericht
ging.
Er
machte
geltend,
seine
Patienten,
die
überwiegend
aus
dem
ländlichen
Raum
stammten,
würden
nicht
mehr
zu
ihm
finden.
Beim
Anblick
der
neuen
Adresse
könnten
sie
den
Eindruck
gewinnen,
die
Praxis
sei
umgezogen.
Weitere
Argumente
gegen
den
schon
beschlossenen
"
Erich-
Maria-
Remarque-
Ring"
lauteten,
der
Name
sei
zu
lang,
die
meisten
Menschen
hätten
mit
der
Aussprache
ihre
Schwierigkeiten,
erst
recht
aber
mit
der
korrekten
Schreibweise.
Alles
Begründungen,
die
für
das
Gericht
einer
Umbenennung
nicht
im
Wege
standen.
So
bekam
die
Stadt
mit
ihrer
Auffassung
in
erster
Instanz
recht,
verlor
jedoch
vor
dem
Niedersächsischen
Oberverwaltungsgericht
(OVG)
in
Lüneburg.
Aber
auch
nur,
weil
die
Juristen
einen
Formfehler
anprangerten,
der
–
wie
wir
heute
wissen
–
keiner
war.
Ausgerechnet
Karl
den
Großen
machten
die
OVG-
Richter
zum
Gegenspieler
Remarques.
Als
Beweis
wurde
die
nahe
gelegene
Wittekindstraße
herangezogen.
Wo
der
sächsische
Herzog
seine
Spuren
hinterlassen
hat,
da
kann
sein
Widersacher
Karl
nicht
weit
gewesen
sein,
lautete
die
Schlussfolgerung.
Die
Stadt
hatte
hingegen
den
früheren
Bürgermeister
Carl
Bertram
Stüve
als
Namenspatron
des
Karlsrings
benannt,
was
ihr
die
Verwaltungsrichter
wegen
des
"
willkürlich
gewählten
Vornamens"
nicht
abnahmen.
Damit
habe
der
Rat
seine
Entscheidung
auf
falsche
Tatsachen
gestützt,
urteilte
das
OVG
triumphierend
und
hob
den
Beschluss
zur
Straßenumbenennung
auf.
Eine
Rolle
rückwärts,
die
den
Erich-
Maria-
Remarque-
Ring
wieder
zum
Karlsring
machte.
Allerdings
nur
für
kurze
Zeit,
denn
der
Rat
ließ
sich
auf
die
Richterschelte
ein
und
traf
im
September
1975
einen
neuen
Beschluss,
der
ausdrücklich
auf
Karl
den
Großen
Bezug
nahm.
Es
war
Ilsetraut
Lindemann,
die
nach
der
Lektüre
alter
Protokolle
darlegte,
dass
die
Stadt
mit
ihrem
ursprünglichen
Stüve-
Bezug
durchaus
richtig
gelegen
hatte.
Der
Karlsring,
so
vermerkte
sie,
lehnte
sich
nicht
nur
räumlich
an
die
Karlstraße
an.
1865
hatte
der
Parallelweg
zur
neuen
Eisenbahnstrecke
den
Namen
"
Carlstraße"
bekommen
–
wohlgemerkt
mit
C.
Der
beliebte
Alt-
Bürgermeister
Carl
Bertram
Stüve
lebte
noch,
als
ihm
diese
Ehrung
zuteil
wurde,
gerade
ein
Jahr
zuvor
war
er
aus
dem
Magistrat
ausgeschieden.
Mit
der
Beschränkung
auf
den
Vornamen
hielt
die
Stadt
den
Personenkult
in
Grenzen.
Dass
die
Schreibweise
zunächst
variierte
und
dass
im
20.
Jahrhundert
aus
"
Carl"
dauerhaft
"
Karl"
wurde,
hätten
die
Richter
herausfinden
können,
wenn
sie
nicht
vorschnell
Karl
dem
Großen
verfallen
wären.
Fünfjähriges
Gezerre
Und
Remarque?
Um
den
berühmten
Sohn
der
Stadt
aufs
Straßenschild
zu
bekommen,
ließ
sich
der
Rat
darauf
ein,
seinen
Erich
Maria
auf
ein
knappes
"
E.-
M."
zusammenzustreichen.
Damit
sollte
der
unseligen
Geschichte
nach
fünf
Jahren
ein
Ende
bereitet
werden,
was
auch
gelang.
Der
Beigeordnete
Hawighorst
nannte
die
Straßenbenennung
1975
eine
"
politische
Entscheidung"
.
Ihm
habe
sich
immer
der
Verdacht
aufgedrängt,
"
dass
vereinzelt
im
Volk
noch
der
Geist
auftaucht,
der
damals
Remarques
Bücher
verbrennen
ließ"
.
Bildtexte:
Ein
Kompromiss:
Das
Straßenschild
für
Erich
Maria
Remarque
durfte
nicht
zu
lang
sein.
Deshalb
entschied
sich
der
Rat
für
die
Pünktchen.
Im
Osnabrück
der
Nachkriegszeit
gab
es
noch
viele
Vorbehalte
gegenüber
dem
Schriftsteller
Erich
Maria
Remarque.
Foto:
Jörn
Martens/
Archiv
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert