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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Mehr Zeit für eine Geschichtslektion
Zwischenüberschrift:
Rat will Fragen zum ehemaligen Kriegsgefangenenlager Eversheide klären
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Unter Denkmalschutz steht diese Baracke, die zum Lager Eversheide gehörte. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) will das Kasernengelände an der Landwehrstraße verkaufen, wartet aber bis nach den Sommerferien. Foto: Klaus Lindemann
Von Rainer Lahmann-Lammert - Osnabrück. Die Stadt Osnabrück nimmt sich etwas Zeit für eine Geschichtslektion. Sie will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) bewegen, mit dem Verkauf der Kasernenflächen an der Landwehrstraße bis Ende September zu warten. In der Zwischenzeit sollen einige Fragen zum ehemaligen Kriegsgefangenenlager Eversheide geklärt werden.
In der Sitzung des Stadtrates gab es nun anerkennende Worte für den Förderverein Antikriegskultur und Friedenshandeln″, der auf die historischen Besonderheiten des Lagers Oflag VIc hingewiesen hatte. Zurückhaltend gingen Oberbürgermeister Boris Pistorius und die Fraktionen aber auf die Idee einer Gedenkstätte ein.
Im Lager Eversheide waren von 1941 bis 1945 serbische Offiziere interniert. Nach dem Krieg übernahmen die britischen Streitkräfte das Kasernengelände. Sie nannten es Quebec Barracks″ und räumten es vor knapp drei Jahren.
Jetzt verfügt die Bima über das 38 Hektar große Areal, das nach dem Willen der Stadt überwiegend als Gewerbegebiet genutzt werden soll. Gab es vor Kurzem noch Ambitionen, die Flächen kurzfristig zu vermarkten, tritt die Stadt jetzt auf die Bremse. Einstimmig, bei einer Enthaltung, votierte der Rat am Dienstag dafür, dass zuerst einige Fragen abgearbeitet werden sollen.
Nach dem Vorschlag von Kultusdezernentin Rita Maria Rzyski will die Stadt erkunden, wie die Geschichte des Lagers Oflag VIc aufgearbeitet werden kann. Auch Fördermöglichkeiten durch das Land oder den Bund sollen ausgelotet werden.
In der Kulturverwaltung gibt es Überlegungen, die Erinnerungsarbeit an die Gedenkstätte Augustaschacht zu übertragen. Auch die Information der Öffentlichkeit über die Geschichte des Lagers wird als Aufgabe angesehen. Nach den Sommerferien hofft Rzyski, Antworten auf die offenen Fragen geben zu können.
In der Öffentlichkeit war bis vor Kurzem kaum bekannt, dass während des Zweiten Weltkriegs 5000 serbische Offiziere an der Landwehrstraße interniert waren. Unter ihnen lebten zeitweise bis zu 400 Männer jüdischen Glaubens. Durch das Tagebuch des späteren niedersächsischen Landesrabbiners Zvi Asaria ist überliefert, dass sie im Lager nahezu unbehelligt ihre religiösen Feste und Glaubensriten feiern und sogar ihre Toten auf dem jüdischen Teil des Johannisfriedhofs bestatten durften. Und das, während überall im Deutschen Reich Juden in die Vernichtungslager deportiert wurden.
Historiker haben noch keine Erklärung für diese offensichtliche Toleranz. Wenig erforscht ist zudem die Geschichte der serbischen Kolonie in Osnabrück, die aus den internierten königstreuen Offizieren hervorgegangen ist. Die serbisch-orthodoxe Kirche an der Wersener Straße und ein Mahnmal auf dem Eversburger Friedhof sind die sichtbaren Dokumente dieser bislang wenig beachteten Geschehnisse.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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