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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
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Überschrift:
Bima hat es nicht mehr ganz so eilig
Zwischenüberschrift:
Verein "Antikriegsbaracke" setzt sich für Gedenkstätte in ehemaliger Kaserne ein
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hat es nicht mehr ganz so eilig, das 38 Hektar große Kasernengelände an der Landwehrstraße zu vermarkten. Der Förderverein " Antikriegsbaracke Atter" schöpft jetzt neue Hoffnung für eine Gedenkstätte in dem ehemaligen Gefangenenlager.
Nach den Plänen der Stadt soll auf der zuletzt von den Briten genutzten Kasernenfläche ein Gewerbegebiet entstehen. Der Verein will einen Teil der Baracken und das Haupttor aus dem früheren Lager Eversheide erhalten, um eine Gedenkstätte für Antikriegskultur und Friedenshandeln einzurichten. Seine Hauptforderung " Die Bima muss warten!" ist fürs Erste erfüllt, nachdem sich Oberbürgermeister Boris Pistorius für einen Aufschub eingesetzt hatte. Bis nach den Sommerferien ist nun Zeit gewonnen. In der kommenden Woche wird sich zudem der Verwaltungsausschuss mit dem Anliegen des Vereins auseinandersetzen.
Bevor die britische Armee das Gelände an der Landwehrstraße übernahm und " Quebec Barracks" nannte, diente es als Gefangenenlager. Von 1941 bis 1945 waren im Lager Oflag VIc Eversheide bis zu 5000 serbische Offiziere interniert, unter ihnen auch Juden. Dass sie in der Gefangenschaft nahezu unbehelligt ihre Glaubensriten pflegen durften, gilt als Besonderheit in der Geschichte des Nationalsozialismus.
In Osnabrück ist kaum bekannt, dass dieses Gefangenenlager den Ursprung für die serbisch-orthodoxe Kirche bildet, die in den 60er-Jahren an der Wersener Straße errichtet wurde. Die sterblichen Überreste von mehreren Hundert Lagerinsassen sind in der Krypta des Gotteshauses bestattet.
Auffällig ist die starke Ähnlichkeit der Kirche mit dem Kloster Kalenic in Serbien. Helmut Schmitz vom Förderverein " Antikriegskultur und Friedenshandeln" vermutet, dass es einen Zusammenhang mit dem Massaker von Kragujevac gibt, das deutsche Wehrmachtssoldaten in Jugoslawien angerichtet haben. Vom 21. bis zum 23. Oktober 1941 wurden in einem Racheakt 7000 zivile Bewohner der Stadt Kragujevac erschossen. Die Stadt liegt nur 27 Kilometer vom Kloster Kalenic entfernt.
Mitglieder der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde Osnabrück unterstützen den Verein " Antikriegsbaracke Atter" in seinem Engagement für eine Gedenkstätte auf dem Kasernengelände. Von den Lagerbaracken sollen 20 in einem guten Zustand und in ihrer Grundstruktur noch authentisch sein.
Die Baracke Nr. 35 wurde inzwischen vom Land Niedersachsen unter Denkmalschutz gestellt. Sie diente allerdings nicht der Unterbringung von Gefangenen, sondern von Wachmannschaften.
Die Bima hat dem Verein ein 2000 qm großes Grundstück mit der Baracke für 49 000 Euro zum Kauf angeboten. Aber die Aktivisten fühlten sich unter Druck gesetzt, zumal das Angebot zeitlich befristet war. Der Verein hat kein Geld und bislang auch keine Sponsoren, wohl aber eine Idee von einer " lebendigen Baracke", wie es der Vorsitzende Walter Gröttrup ausdrückt. Sein Anliegen ist es, Gruppen von Schülern und Geschichtsinteressierten einzuladen, um sie mit erlebnispädagogischen Mitteln über Antikriegskultur und Friedenshandeln zu informieren.
Das ZDF überträgt am Sonntag live ab 9 Uhr einen Gottesdienst aus der serbisch-orthodoxen Kirche mit Bischof Konstantin Djokic.

Bildtext:

Das Kasernengelände in Eversburg: Als historisch bedeutsam gelten die älteren Baracken (oben rechts) mit dem Haupttor an der Landwehrstraße (im Hintergrund) und an der zentralen Achse.

Foto:

Gert Westdörp
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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