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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Im freien Fall in die Wasserrakete
Zwischenüberschrift:
Nettebad erhält neue Rutsche - Im Spätsommer sollen die Bauarbeiten beginnen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Runter kommen sie alle, heißt es. Nur geht es bei manchen schneller als bei anderen. So wie in der neuen Rutsche, die im Nettebad entstehen soll. " Aqua Rocket", Wasserrakete, nennen die Stadtwerke die zusätzliche Rutsche - und das hat seinen Grund.
Zehn. Die Kapsel ist geschlossen, der Countdown hat begonnen. Neun. Acht. Durchatmen, Arme eng an den Körper legen oder besser: vor der Brust kreuzen. Sieben. Sechs. Das Zittern beginnt. Adrenalin strömt in den Körper. Fünf. Vier. Oh man, nur noch drei Sekunden. Drei. Zwei. Gleich geht' s . . . Eins . . . loooooooos!
Das Nettebad bekommt eine neue Rutsche. Kamikazerutsche haben die Stadtwerke sie in einer Pressemitteilung genannt. Das klingt brutal. Zu brutal, deshalb wird der 73, 6 Meter lange Tunnel unter dem Namen " Aqua Rocket" laufen, was zu Deutsch in etwa Wasserrakete heißt. Die Bezeichnung passt, denn nach den Plänen der Badbetreiber sollen die Rutscher tatsächlich wie menschliche Raketen starten. Nur eben nicht nach oben in den Himmel, sondern nach unten in den Tunnel. Oben auf dem Turm geht es in eine Startkapsel. Dann ertönt ein Countdown. Ist der abgelaufen, soll ein Mitarbeiter per Knopfdruck den Boden der Kapsel öffnen.
Für einen kurzen Moment erlebt der Rutschende den freien Fall, ehe er in einem 21, 5-prozentigen Gefälle aufsetzt und das Fallen in ein Gleiten übergeht. Dabei überwindet er auf der gesamten Strecke nach den bisherigen Plänen eine Höhendifferenz von 14, 9 Metern - mit einer Höchstgeschwindigkeit von 46 Kilometern pro Stunde. Das entspricht etwa 12, 7 Metern pro Sekunde. Damit würde ein Rutscher für die gesamten 73, 6 Meter nicht einmal sechs Sekunden brauchen. Da wäre wohl selbst 100-Meter-Weltrekordläufer Usain Bolt neidisch.
Im Spätsommer solle der Bau beginnen, Ende des Jahres sei die Rutsche fertig, sagt Stadtwerkesprecher Marco Hörmeyer. Nach Ostern sind die Vorgespräche abgeschlossen, dann gehe es daran, die Pläne zu konkretisieren und umzusetzen. Wie teuer das Vorhaben wird, ist noch nicht abzusehen. Eine sechsstellige Summe werde auf jeden Fall notwendig sein, lässt sich Bäderchef Wolfgang Hermle zitieren. Mehr möchte er noch nicht sagen, um die Verhandlungen nicht zu beeinflussen.
Vorbilder für die Rutsche stehen in österreichischen Wörgl und im slowenischen Moravske Toplice. Auch dort beginnt die Schussfahrt mit dem freien Fall. Über den Bau entschieden haben auch die Nutzer der Internetplattform OS-Community (OSC). Die waren Ende November aufgerufen abzustimmen, ob sie lieber eine Surfwelle oder eine Kamikazerutsche im Nettebad haben wollten. Eine Woche lang hatten sie Zeit, ihre Stimmen abzugeben.
Eindeutiges Ergebnis
Es sei ein Versuch gewesen, sagte Hörmeyer. Ein Versuch, die Zielgruppe zu erreichen, für die das Angebot vor allem gedacht ist. Er gelang. 6527 Stimmen waren am Ende der Woche eingegangen. Das Ergebnis war eindeutig: 29, 1 Prozent hatten für eine Surfwelle gestimmt, 70, 9 Prozent für die Rutsche. " Ein tolles Instrument, diese Online-Abstimmung", sagte Hörmeyer. Sie habe ein Stimmungsbild geliefert und sich als Entscheidungshilfe bewährt. Auch den Nutzern schien diese Art des Einbezugs zu gefallen: " Megacool, dass wir mit entscheiden dürfen", schrieb einer, und viele stimmten zu.
Nun bekomme das Nettebad eine weitere Attraktion, sagte Hörmeyer. Damit würden die Stadtwerke ihrem Anspruch gerecht, die Bäder ständig zu verbessern und attraktiver zu machen.
Doch so schön die Rutsche auch sein mag, gibt es wie bei jeder Entscheidung auch hier die Enttäuschten. So hatte sich ein User für die Surfwelle ausgesprochen: " So ist es einfacher, surfen zu lernen, anstatt nach Hawaii zu fahren oder so. Ist doch praktisch." Nun bleibt ihm nur der " unpraktische" Hawaiiurlaub - zumindest bis zur nächsten Abstimmung.

Bildtext:

Vorbilder: Die neue Rutsche " Aqua Rocket" im Nettebad lehnt sich an die im slowenischen Moravske Toplice (oben links) an und wird eine Startkapsel bekommen wie die Rutsche im österreichischen Wörgl.

Fotos:

Gert Westdörp, PR (2)/ Montage: Michael Wilcke
Autor:
Michael Schiffbänker


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