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1.
Erscheinungsdatum:
09.04.2011
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Eine
Ausstellung
im
Museum
Industriekultur
über
die
Geschichte
des
Kaffeeanbaus
und
dessen
Durchsetzung
in
Osnabrück.
Dazu
ein
Artikel
über
den
historischen
Kampf
von
Justus
Möser
gegen
den
seiner
Meinung
nach
gesundheitlich
und
wirtschaftlich
schädlichen
Kaffeekonsum
zu
seiner
Zeit.
Überschrift:
So kam der Kaffeeduftan die Hase
Ein Patriot darf keinen Koffee trinken
Zwischenüberschrift:
Dufte Bohne im Industriemuseum
Justus Möser führte in Osnabrück einen aussichtslosen Kampf gegen die schwarze Bohne
Artikel:
Originaltext:
Werbung
ist
alles:
Autor
Harald
Preuin
und
Ausstellungsmacherin
Barbara
Kahlert
zeigen
Schilder,
mit
denen
Osnabrücker
Röstereien
früher
ihren
Kaffee
angepriesen
haben.
Foto:
Michael
Hehmann
Osnabrück.
160
Liter
Kaffee
trinkt
jeder
Deutsche
pro
Kopf
und
Jahr.
Das
sind
etwa
vier
Tassen
täglich,
sofern
man
das
überhaupt
noch
so
rechnen
kann.
Denn
die
"
gute
Tasse
Kaffee"
wird
immer
mehr
von
Espresso,
Latte
macchiato,
Café
au
Lait
und
anderen
Spezialitäten
abgelöst.
Am
Sonntag
startet
im
Museum
Industriekultur
eine
Ausstellung
über
die
"
Dufte
Bohne"
und
wie
sie
nach
Osnabrück
kam.
Von
Marie-
Luise
Braun
-
Das
Buch
"
Die
Mischung
macht'
s"
brachte
alles
ins
Rollen.
In
ihm
stellt
der
Journalist
Harald
Preuin
Osnabrücker
Kaffeeröstereien
vor.
Das
Thema
reizte
die
Mitarbeiter
des
Museums
Industriekultur,
und
Barbara
Kahlert
machte
sich
ans
Werk.
Die
Ausstellungsmacherin
recherchierte
zur
Geschichte
der
braunen
Bohne,
zum
Anbau
des
Kaffeebaums
und
zur
Kolonialzeit.
Sie
trug
zusammen,
wie
der
Kaffee
nach
Europa
kam
und
wie
er
hier
weiter
verarbeitet
wurde.
Und
Kahlert
sprach
mit
Unternehmern,
die
in
Osnabrück
Röstereien
betrieben
haben.
"
Das
Thema
ist
ein
Fass
ohne
Boden"
,
sagt
sie
im
ersten
Stock
des
Haseschacht-
Gebäudes
und
deutet
auf
Stiche
aus
dem
18.
Jahrhundert,
auf
Kaffeezubereiter,
auf
Röstmaschinen
aus
den
1950er-
Jahren,
auf
Werbeplakate
und
Porzellan.
Auf
luftige
Stoffbahnen
projizierte
Bilder
von
Kaffeepflanzen
geleiten
die
Besucher
hinein
in
die
Welt
des
Kaffees.
Wie
und
wann
seine
Wirkung
und
die
Zubereitung
als
Getränk
entdeckt
wurden,
ist
nicht
überliefert.
Im
9.
Jahrhundert
wurde
Kaffee
in
der
Region
Kaffa
im
afrikanischen
Äthiopien
erwähnt.
Später
gelangte
er
nach
Arabien,
das
im
14.
Jahrhundert
ein
Monopol
für
den
Handel
mit
der
Bohne
hatte.
Hirten
sollen
es
gewesen
sein,
die
an
ihren
Ziegen
die
aufputschende
Wirkung
des
Kaffees
entdeckten.
In
der
Ausstellung
findet
sich
eine
ähnliche
Geschichte
über
Kamele.
Barbara
Kahlert
erzählt
vom
arabischen
Sufi-
Orden
und
den
sich
drehenden
Derwischen,
die
die
belebende
Wirkung
nutzten.
Über
den
Anbau
des
Kaffees
in
ihren
Kolonien
sicherten
sich
im
17.
Jahrhundert
Holländer
eine
zentrale
Stellung
im
Kaffeehandel.
In
Deutschland
wurde
der
erste
Kaffee
1673
in
Bremen
ausgeschenkt.
Hier,
in
Hamburg
und
Leipzig
standen
Kaffeehäuser.
"
In
Deutschland
setzte
sich
aber
nie
eine
Kaffeehauskultur
durch"
,
sagt
Kahlert
vor
kostbarem
Porzellan,
in
dem
das
Getränk
seinem
Ansehen
angemessen
ausgeschenkt
wurde.
Erst
ab
Mitte
des
19.
Jahrhunderts
entwickelte
sich
aus
dem
Edelgebräu
für
Adelige
und
Bürger
ein
Volksgetränk.
Kaffee
wurde
so
wichtig,
dass
die
teure
Bohne
in
Notzeiten
durch
einen
preiswerten
Getreidekaffee
ersetzt
wurde
-
den
Muckefuck.
Der
wurde
oft
auch
in
der
Woche
getrunken,
den
teuren
Bohnenkaffee
leisteten
sich
viele
nur
sonntags.
Lange
kauften
sie
ihn
als
grüne
Bohnen,
die
sie
selbst
über
dem
Feuer
rösteten.
Erst
später
wurde
Kaffee
geröstet
verkauft.
In
seinem
Buch
nennt
Harald
Preuin
19
Osnabrücker
Unternehmen,
die
ab
dem
Ende
des
19.
Jahrhunderts
am
Breiten
Gang,
an
der
Martinistraße
oder
in
der
Heger
Straße
die
Bohnen
rösteten
und
mit
diesem
ganz
speziellen
Duft
auf
sich
aufmerksam
machten.
Der
Kaufmann
Richard
Pott
eröffnete
1924
sein
Geschäft
am
Kollegienwall,
in
den
30ern
zog
er
in
die
Martinistraße
um.
Von
Anfang
an
gehörten
Hotels
und
Ausflugslokale
zu
seinen
Kunden,
sein
guter
Ruf
ging
bis
ins
Münsterland.
Als
die
Firma
Anfang
der
40er-
Jahre
zerbombt
worden
war,
fand
sie
in
der
Villa
Hammerschmidt
am
Goethering
Platz
-
und
stieg
wegen
der
Kaffee-
Knappheit
kurzfristig
auf
Getreidekaffee
um.
Nach
dem
Krieg
vergrößerte
sich
das
Unternehmen
stetig,
bis
zu
Beginn
der
1970er-
Jahre
ein
harter
Verdrängungswettbewerb
begann.
1979
zeigte
die
Firma
Darboven
aus
Hamburg
Interesse
an
einer
Zusammenarbeit.
Für
diese
Kooperation
produzierte
Pott
noch
bis
1979
an
der
Hannoverschen
Straße.
1981
schloss
die
Firma.
Wilhelm
Graute
gründete
seine
Großrösterei
1932
an
der
Martinistraße.
"
Graute
Kaffee
. . .
der
ist
gut"
steht
auf
dem
Glasschild,
das
Preuin
zum
Schreiben
seines
Kaffee-
Buches
anregte.
Als
Kind
hat
der
Osnabrücker
seine
Ferien
in
Oesede
verbracht,
wo
seine
Tante
Bernhardine
Heilker
im
Kolonialwarengeschäft
Heilker
Bohnenkaffee
verkaufte.
Im
Angebot
hatte
sie
ebenfalls
Packungen
von
Linde,
Kathreiner
und
B-
G-
Kaffee
-
als
günstigen
Kaffee-
Ersatz.
In
Notzeiten
wurde
Kaffee
aus
Wegwarte
oder
Roggen
gebraut.
Heute
ist
Bohnen-
Kaffee
nicht
aus
dem
Alltag
wegzudenken.
In
Deutschland
ist
er
das
beliebteste
Getränk
-
vor
Bier
und
Mineralwasser.
Nach
Erdöl
ist
er
der
wichtigste
Exportrohstoff
auf
dem
Weltmarkt.
Mehr
als
100
Millionen
Menschen
leben
von
der
Herstellung
und
Verarbeitung
der
Kaffeekirsche.
Die
Preise
sinken
zurzeit
-
die
Kleinbauern
leiden
darunter.
Da
soll
fair
gehandelter
Kaffee
Abhilfe
schaffen
-
ein
weiteres
Thema
in
der
Ausstellung
am
Piesberg.
Hier
hängt
auch
ein
Schild,
das
Harald
Preuin
von
seinen
Oeseder
Verwandten
erhalten
hat,
als
sie
das
Geschäft
aufgaben.
Beleuchtet
von
einer
Leuchtstoffröhre,
hing
es
über
dem
Tresen,
über
den
so
manche
Kaffeebohne
ging.
Dufte
Bohne
Die
Ausstellung
"
Dufte
Bohne.
Vom
Kaffeemachen
in
Osnabrück"
wird
am
Sonntag,
10.
April,
11
Uhr,
eröffnet.
Zu
sehen
ist
sie
bis
zum
9.
Oktober
im
Haseschachtgebäude
des
Museums
Industriekultur
am
Fürstenauer
Weg
171.
Kooperationspartner
ist
das
Aktionszentrum
3.
Welt
aus
Osnabrück.
In
seinem
Laden
in
der
Bierstraße
29
wird
der
fair
gehandelte
Osnabrück-
Kaffee
verkauft.
Als
Sponsor
unterstützt
die
Firma
Kaffee
Partner
die
Ausstellung.
Ein
Patriot
darf
keinen
Koffee
trinken
Justus
Möser
führte
in
Osnabrück
einen
aussichtslosen
Kampf
gegen
die
schwarze
Bohne
Kaffeeschnüffler
unterwegs:
Friedrich
der
Große
schickte
entlassene
Soldaten
in
die
Haushalte,
um
verbotenen
Kaffee
aufzuspüren.
Holzstich
nach
einem
Gemälde
von
Louis
Katzenstein
Kaffeeschnüffler
unterwegs:
Friedrich
der
Große
schickte
entlassene
Soldaten
in
die
Haushalte,
um
verbotenen
Kaffee
aufzuspüren.
Holzstich
nach
einem
Gemälde
von
Louis
Katzenstein
Von
Rainer
Lahmann-
Lammert
-
Osnabrück.
Strom
sparen,
die
Heizung
runterdrehen,
weniger
Auto
fahren:
Wer
andere
zur
Mäßigung
bekehren
will,
hat
schon
verloren.
Justus
Möser
scheiterte
vor
250
Jahren
mit
seinem
missionarischen
Eifer,
die
Osnabrücker
vom
Kaffeetrinken
abzubringen.
Sosehr
er
auch
predigte:
Die
schwarze
Bohne
war
nicht
aufzuhalten.
In
der
Zeit
von
Justus
Möser
(1720-
1794)
nahm
der
teure
Kaffee
die
Hürde
vom
Adel
zum
Bürgertum,
ja
sogar
noch
weiter.
Der
Ueffelner
Pastor
Gildehaus
schrieb
1767:
"
In
unseren
wollüstigen
Tagen
weiß
der
Bauer,
allen
strengen
Gesetzen
ohngeachtet,
ebenso
gut
Koffee
zu
trinken
als
der
vornehme
Mann
in
der
Stadt."
Als
Staatsmann
ärgerte
es
Justus
Möser,
dass
sein
armes
Fürstbistum
für
den
Import
des
teuren
Genussmittels
wertvolle
Devisen
aufwenden
musste.
Noch
dazu,
weil
damit
die
Kaufkraft
für
das
einheimische
Bier
verloren
ging,
das
damals
als
Grundnahrungsmittel
angesehen
wurde.
Als
Publizist
verteufelte
Möser
das
schwarze
Getränk
als
Suchtmittel
und
scheute
sich
nicht,
fragwürdige
Argumente
heranzuziehen.
Kaffee
stand
damals
noch
im
Ruf
eines
Wundermittels,
das
gegen
Blähungen
helfen,
Leber
und
Galle
stärken,
das
Blut
reinigen
und
den
Schlaf
fördern
sollte.
Mit
seinen
Wöchentlichen
Osnabrückischen
Anzeigen
warf
Möser
die
Propagandamaschine
gegen
den
Bohnentrank
an.
Seinen
Lesern
suggerierte
er,
dass
der
"
nunmehr
in
ganz
Deutschland
als
schädlich
erkannte
Koffee"
Magenkrämpfe,
Nierensteine
und
sogar
"
Hypokundrie"
verursache.
In
seinem
Intelligenzblatt
bot
Möser
Hilfe
an
und
empfahl
den
geplagten
Untertanen
Kaffee
von
"
Rocken"
oder
"
Zigorien"
,
um
sich
solcher
Beschwernisse
zu
entledigen.
Die
Zichorie,
auch
als
blaublütige
Wegwarte
bekannt,
wurde
wegen
ihrer
Wurzeln
geerntet.
In
Stücke
geschnitten,
geröstet
und
gemahlen,
dienten
diese
Wurzeln
ebenso
wie
der
Roggen
als
Kaffee-
Ersatz.
Möser
scheute
sich
nicht,
den
Genuss
des
heimischen
Kaffee-
Plagiats
zur
vaterländischen
Pflicht
hochzustilisieren.
In
einem
Bericht
über
das
Wirken
eines
lange
zuvor
verblichenen
Vogts
kam
er
zielstrebig
zu
seinem
Lieblingsthema:
"
Er
starb
im
76.
Jahres
seines
Alters
am
Schlage
und
würde
unstreitig
sein
Leben
höher
gebracht
haben,
wenn
zu
seiner
Zeit
der
Rockenkaffee
bereits
wäre
eingeführt
gewesen.
Denn
es
ist
gewiß,
daß
er
ihn
als
Patriot
getrunken
und
auch
dieses
Exempel
seinem
Kirchspiele
gegeben
haben
würde."
Wohin
es
hingegen
einen
Menschen
treibt,
der
nicht
vom
Kaffee
ablassen
kann,
malte
Möser
1770
am
Beispiel
einer
vermutlich
erfundenen
Nachbarin
aus:
"
Drei
Gebäude
vom
Hofe
hat
sie
in
Kaffee
verkochet
und
ist
jetzt
im
Begriff,
das
rechte
Wohnhaus
abzubrechen;
alle
Mobilien
als
Pferde,
Kühe,
Schweine,
Linnen
und
Wollen,
Kessel
und
Töpfe
sind
verrauchet."
Ob
es
wirklich
am
Kaffee
lag,
wenn
sich
jemand
in
den
Ruin
wirtschaftete?
Möser
wollte
das
kleine
Hochstift
Osnabrück
vor
wirtschaftlichem
Schaden
bewahren.
Damit
stand
er
nicht
allein.
Das
mächtigere
Königreich
Preußen
hatte
die
gleichen
Probleme,
ging
aber
noch
rigider
vor.
Friedrich
der
Große
erließ
ein
Staatsmonopol
für
das
Kaffeerösten
und
schickte
entlassene
Soldaten
in
die
Haushalte,
um
zu
schnüffeln.
Alles
ohne
Erfolg,
wie
auch
Möser
erkannte:
"
Die
Erfahrung
hat
gewiesen,
daß
alle
bisherigen
Verordnungen
und
Anstalten
einzelner
Reichsstände
gegen
das
Koffeetrinken
wenig
oder
nichts
gefruchtet
haben."
Drei
Dinge
gehören
zu
einem
guten
Kaffee,
erstens
Kaffee,
zweitens
Kaffee,
und
drittens
nochmals
Kaffee.
(Alexandre
Dumas)
Der
Kaffee
muss
heiß
wie
die
Hölle,
schwarz
wie
der
Teufel,
rein
wie
ein
Engel
und
süß
wie
die
Liebe
sein.
(Charles-
Maurice
de
Talleyrand)
Sollte
dies
Kaffee
sein,
bringen
Sie
mir
bitte
Tee.
Sollte
dies
Tee
sein,
bringen
Sie
mir
bitte
Kaffee.
(Abraham
Lincoln)
Die
beste
Methode,
das
Leben
angenehm
zu
verbringen,
ist,
guten
Kaffee
zu
trinken.
Wenn
man
keinen
haben
kann,
so
soll
man
versuchen,
so
heiter
und
gelassen
zu
sein,
als
hätte
man
guten
Kaffee
getrunken.
(Jonathan
Swift)
Der
Kaffee
muss
so
süß
sein
wie
die
Küsse
eines
Mädchens
am
ersten
Tag,
so
heiß
wie
die
Nächte
in
ihren
Armen
und
so
schwarz
wie
die
Flüche
der
Mutter,
wenn
sie
davon
erfährt.
(Aus
dem
Arabischen)
Autor:
Marie-Luise Braun, Rainer Lahmann-Lammert
Themenlisten:
L.05.22SM. Martinistr « L.05.22K. Katharinenviertel allgemein