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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Zoogesellschaft soll eine Firma werden
Zwischenüberschrift:
Präsidium plant Gründung einer gGmbH - Entscheidung in einem Jahr
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Osnabrücker Zoo hat ein Problem: Er ist zu erfolgreich. Deswegen hat das Präsidium der Zoogesellschaft bei seiner Mitgliederversammlung vorgeschlagen, den Verein in eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung - eine gGmbH - zu überführen.
Es war am Ende der Versammlung, als im Raum im Museum am Schölerberg die Luft längst verbraucht war, als Reinhard Sliwka, Schatzmeister der Zoogesellschaft, die wohl bedeutendste Nachricht des Abends zur Sprache brachte: Aus dem Verein soll eine gGmbH werden.
Seine Worte wählte Sliwka bedacht: " Es ist ein schwieriges Thema, das wir im Präsidium sehr kontrovers diskutiert haben." Gleichzeitig betonte er, dass noch nichts entschieden sei, dass es im August eine außerordentliche Mitgliederversammlung geben und eine Entscheidung sowieso erst bei der Versammlung im nächsten Jahr fallen werde.
Doch worin besteht überhaupt der Unterschied zwischen einer Trägerschaft als Verein oder als gGmbH?
" Vereinsstrukturen sind für mittelständische Unternehmen mit deren komplexen Wirtschaftsplänen nicht geeignet", so Sliwka. Die Stadt Osnabrück habe in den vergangenen Jahren mit Bürgschaften von rund 11 Millionen Euro Risiken auf sich genommen, jedoch bei der jetzigen Organisationsform kaum Mitsprachemöglichkeiten. Das soll sich durch die neue Struktur ändern. " Wir wollen die Stadt mit ins Boot holen", erläutert Sliwka. Sie soll künftig ein Wörtchen mitzureden haben, sich gleichzeitig in Krisenzeiten nicht aus der Verantwortung stehlen können. Der Schatzmeister weist ausdrücklich darauf hin, dass die Zoogesellschaft nicht aufgelöst, sondern vielmehr Mehrheitsgesellschafter der gemeinnützigen GmbH werden soll. 70 Prozent Zoogesellschaft - 30 Prozent Stadt. So sollen die Verhältnisse der gGmbH aussehen.
Das Aufsichtsgremium soll laut Plan aus einem fakultativen Aufsichtsrat bestehen, der sich aus den fünf Zoo-Präsidiumsmitgliedern und zwei Vertretern der Stadtverwaltung (voraussichtlich Oberbürgermeister Boris Pistorius und Finanzchef Horst Baier) zusammensetzt. Dieser Aufsichtsrat entscheidet über Wahl und Abberufung des Geschäftsführers, die Aufnahme von Krediten, die Veräußerung von Krediten sowie den Wirtschaftsplan.
Doch auch in einer gGmbH sollen derart wichtige Entscheidungen nicht ohne die 1120 Vereinsmitglieder gefällt werden. " Die Zoogesellschaft trifft die Vorentscheidungen", sagt Sliwka auf Nachfrage unserer Zeitung. Und mit Blick auf die bevorstehende Jubiläumsfeier des Zoos: " Wir sind seit 75 Jahren eine Art erfolgreiche Bürgerinitiative. Dieses bürgerliche Engagement und diese Identifikation mit dem Zoo müssen unbedingt erhalten bleiben."
Auch die Sorge, dass die Stadt einen Gewinn des Zoos (2010: 400 000 Euro vor Abschreibungen) vereinnahmen könnte, zerstreut der Schatzmeister: " Gewinne einer gemeinnützigen GmbH müssen unmittelbar dem Unternehmenszweck Zoobetrieb zur Verfügung gestellt werden." Weiterer großer Vorteil für den Zoo: Die Stadt ist bereit, Grund und Boden des Zoogebietes und die ihr gehörenden Zoogebäude mit in die gGmbH zu bringen. " Dadurch hat der Zoo eine bessere Eigenkapitalausstattung und kann günstiger Kredite aufnehmen", sagt Sliwka.
" Ich hoffe, ich habe Sie jetzt nicht zu sehr überrumpelt", meinte der Schatzmeister schließlich zu den Vereinsmitgliedern. Die wollten sich zunächst nicht äußern. " Erst einmal sacken lassen", war aus den Reihen zu vernehmen. Diskutiert wird dann bei der nächsten Versammlung im August.
Wie sehr sich die Vereinsmitglieder mit dem Osnabrücker Zoo identifizieren, zeigten auch die Ehrungen, die der frisch wiedergewählte Präsident Reinhard Coppenrath vornahm. Geehrt wurden: Uwe Korte sowie Günter und Hildegard Sellmeyer für 40 Jahre; Werner und Irmgard Peussner sowie Detlef und Edith Loxtermann für 50 Jahre; Mathias und Heidi Wiemann sowie Margret Fromme sowie Kurt und Ruth Sanders für 60 Jahre Mitgliedschaft in der Zoogesellschaft.

Kommentar
Reif für die erste Liga
Von Cornelia Laufer - Der Osnabrücker Zoo hat sich gemausert. Aus dem einstigen Heimat-Tiergarten ist ein mittelständisches Unternehmen mit 90 Vollzeitkräften geworden. " Wir sind auf dem Sprung in die erste Liga", stellt Geschäftsführer Andreas Busemann fest und blickt gut gelaunt in die Zukunft. Eine Zukunft mit neuen Erlebniswelten, neuen Pädagogikprogrammen und Besucherrekorden.
Jetzt gilt es, den Zoo auch wirtschaftlich zukunftsfähig zu machen. Die Gründung einer gemeinnützigen GmbH scheint da der richtige Schritt zu sein, zumal sich die Stadt in den vergangenen Jahren als starker Partner an der Seite des Zoos erwiesen hat. Die Vorteile der neuen Struktur liegen auf der Hand, und doch tut das Zoo-Präsidium gut daran, die Vereinsmitglieder vorsichtig an sie heranzuführen. Denn der Erfolg des Zoos ist nicht zuletzt auf die Unterstützung und das Engagement seiner Mitglieder zurückzuführen. Nur wenn es gelingt, die Stadt ins Boot zu holen, ohne die Zoogesellschaft daraus zu vergraulen, ist der Zoo wirklich reif für sie - die erste Liga.
Autor:
Cornelia Laufer


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