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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Bombe in wenigen Minuten entschärft
 
Entspannung in der Sonne und Erinnerungen an den Krieg
Zwischenüberschrift:
Einsatzkräfte haben bei Evakuierung wesentlich mehr Schwierigkeiten
 
100 Menschen nutzen den Service der Hilfskräfte im Evakuierungszentrum – Probleme mit der Busanfahrt
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Eine weniger: Um kurz nach 13 Uhr meldet die Polizei, dass die Fünf-Zentner-Bombe entschärft ist, die auf dem Gelände des Sportvereins OSC gefunden wurde. Für Oltmann Harms verlief die Arbeit unproblematisch: " Die Zündsysteme waren nicht beschädigt", sagt der Sprengmeister.
Das Team um Harms und Munitionsfacharbeiter Henning von Nehten bekommt bei den Arbeiten früh einen wichtigen Hinweis: Die Bombe liegt so, dass der Kopfzünder etwas nach oben zeigt. Daran erkennen die Experten, dass sie es wahrscheinlich nicht mit einem Säurezünder, sondern mit zwei konventionellen Aufschlagzündern zu tun haben. Ein weiterer Umstand sorgt ebenfalls für Beruhigung: Da die Bombe sehr tief liegt, war sie luftdicht abgeriegelt. Das bedeutet, dass die Zünder nicht oxidiert, also nicht gerostet sind.
In einigen Minuten haben die Experten die Bombe entschärft und sie zum Abtransport vorbereitet. Sie wird nach Achternholt gebracht, wo der Kampfmittelbeseitigungsdienst Munitionslager unterhält. Anschließend wird sie von einem Spezialunternehmen entsorgt. Das ist der Schlusspunkt einer aufwendigen Evakuierung, an der 650 Einsatz- und Sicherheitskräfte beteiligt waren.
Ausgangspunkt ist ein Parkplatz an der Blankenburg. Hier bereiten sich auch die drei Züge einer Polizei-Hundertschaft auf ihre Patrouille durch die Wohngebiete vor. Zugführer Helmut Groothues weist die Kollegen ausdrücklich darauf hin: Sollten sie Anwohner antreffen, reicht es nicht, sie zum Verlassen der Wohnung aufzufordern. Vielmehr müssen die Einsatzkräfte warten, bis die Betroffenen tatsächlich evakuiert sind.
Für die einzelnen Gruppen ist genau festgelegt, für welche Straßenzüge sie zuständig sind. Aus Lingen sind Halbzugführer Benedikt Kreimer, Daniela Rühlmann, Bernd Hopmann, Michael Post sowie Tanja Lammel nach Osnabrück beordert worden. Sie werden wiederum unterstützt von Kräften des Technischen Hilfswerks (THW). Michael Post bildet eine Gruppe mit den THW-Kollegen Stefan Brinkmann und Gerrit Meß. Gleich beim ersten Haus schaut sie eine Bewohnerin ungläubig an: Sie sei davon ausgegangen, dass sie nicht im, sondern just außerhalb des Gebietes liege, sagt sie. Es hilft aber nichts. Die Frau verlässt notgedrungen ihre Wohnung.
Große Überraschungen schließt Groothues allerdings aus: " Osnabrück ist bombenerprobt." Einige gibt es aber doch. Das betrifft eine alte Dame, die sich an der Gegensprechanlage meldet, aber anschließend weigert, ihre Wohnung zu verlassen. " Wir gehen behutsam mit den Leuten um", sagen die Einsatzkräfte. Für hilfebedürftige Menschen werden Krankenwagen und Betreuung gewährleistet. Aber bei der Dame bleibt alle Überzeugungsarbeit erfolglos, deshalb öffnen Kollegen der Feuerwehr schließlich Haus- und Wohnungstür.
Die Informationen laufen zusammen in der Befehlsstelle in der Polizeiinspektion Osnabrück. Hier sind neben Vertretern der Polizei auch Stadt, THW, Feuerwehr und Stadtwerke vertreten. Gerade als Einsatzleiter Arnold Treusch von Buttlar Vollzug erwartet, meldet sich eine Anwohnerin: Sie hatte offenkundig von der Evakuierung nichts mitbekommen und muss abgeholt werden. Ansonsten ist die Runde optimistisch, dass es zu keinen Zwischenfällen kommt. Die Bombe sei offensichtlich in keinem kritischen Zustand, sagt Jürgen Wiethäuper von der Stadt Osnabrück.
Einige Minuten später bestätigt Harms: " Man konnte die Zünder leicht herausdrehen."

Bildtext:

Geschafft! Sprengmeister Oltmann Harms hat die seit über 60 Jahren im Boden lauernde Gefahr unschädlich gemacht. Der Sprengkörper wird nun von einer Spezialfirma vernichtet.

Fotos:

Michael Hehmann

OSNABRÜCK. Seit 8 Uhr herrscht im Evakuierungszentrum am Schulzentrum Eversburg am Grünen Weg Betrieb: Die Räume für die liegebedürftigen Patienten werden fertiggestellt, Stühle und Tische in die Cafeteria gerückt und die Essens- und Getränkeausgabe vorbereitet. Auf dem Hof der Schule und an der Straße stehen rund 40 Rettungswagen und warten auf ihren Einsatz.
88 ehrenamtliche Helfer sind heute mit dabei″, erzählt Einsatzleiter Eckhard Spelbrink von der Feuerwehr Osnabrück. Beteiligt sind neben Feuerwehr und Polizei das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das Technische Hilfswerk( THW), die Johanniter, die Malteser und der Arbeiter-Samariterbund. Man kann den freiwilligen Einsatz der Ehrenamtlichen gar nicht hoch genug honorieren, denn ohne sie wäre eine derartige Aktion gar nicht möglich″, betont Spelbrink.
Um 9.45 Uhr treffen die ersten Menschen aus der Wüste ein sie kommen mit dem Bus oder per Taxi. Ersteres habe sich nicht so einfach gestaltet, berichten mehrere später, da der Bus nicht wie angekündigt genau vor dem Zentrum gehalten habe. Grund hierfür: Ein Handball-Turnier im Schulzentrum sorgt für einen zugeparkten Wendekreis.
Viele der Menschen haben sich Lesestoff eingepackt. Oder wie die 80-jährige Waltraud Obrock ein Radio: Man weiß ja nie, wie lange das hier dauert.″ Herta Grube, die mit ihren 101 Jahren die wahrscheinlich älteste Evakuierte im Schulzentrum ist, erzählt jedoch lieber ihrer Nachbarin Ursel Sander (78) von den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg. Ich wohnte damals in der Herderstraße und habe o viele Bomben fallen sehen und heute wird eine von ihnen dann entschärft. Hoffentlich passiert den Einsatzkräften dort nichts″, sagt sie. Wenn ich an den Krieg in Libyen denke, werde ich traurig. Denn irgendwann müssen die dort auch all die Bombenentsorgen, die heute auf sie fallen″, fügt Sander hinzu.
Mitgebracht haben sich die beiden selbst geschmierte Stullen. Die wären aber garnicht nötig gewesen, denn Mitarbeiter des THW verteilen von den Hilfskräften gekochte Erbsensuppe und Bockwürste. Mit anderem als Essen beschäftigt sich hingegen Jessica Osei Bonsu während der Evakuierung: Die BWL-Studentin wohnt im Studentenheim Hermann Ehlers am Kurt-Schuhmacher-Damm und lernt zusammen mit Mitbewohnerin Nelli Golzen fürdie nächste Prüfung.
Rund 14 500 Menschen müssen evakuiert werden, davon wurden etwa 400 im Evakuierungszentrum erwartet doch am Ende sind es nur rund 100, die in den Grünen Weg kommen. Zumeinen haben wir früh genug Bescheid gesagt, sodass viele ihren Sonntag dementsprechend vorplanen konnten. Zudem lädt das schöne Wetter viele bestimmt auch zu einem Ausflug ein″, vermutet Spelbrink. Auch von den 16 bereitgestellten Liegebetten werden nur drei benötigt, erzählt Katrin Schade-Rolf vom DRK: Seit zehn Jahren helfeich bei Bombenentschärfungen in Osnabrück mit, aber so entspannt wie heute war es noch nie.″
Und entspannt ist es wirklich: Sowohl Evakuierte wie Helfer sitzen vor der Cafeteria auf Bänken in der Sonne, essen Erbsensuppe und trinken Kaffee. Die Stimmung erinnert somit eher an einen Sonntagsausflug ins Grüne als an eine Evakuierung.
Um 13.22 Uhr erhalten die Menschen dann die Nachricht von der geglückten Entschärfung. Ganz ruhig machen sie sich auf zum Bus der nun genau hinter der Schule hält –, warten entspannt auf ihr Taxi oder den Krankentransport. Im Evakuierungszentrum wird derweil ebenfalls in aller Ruhe mit den Aufräumarbeiten begonnen.

Bildtexte:
Hat mit ihren 101 Jahren die Bombardierung Osnabrücks miterlebt: Herta Grube mit Nachbarin Ursel Sander.
Lernt für die Prüfung: Studentin Jessica Osei Bonsu.
Fotos:
Hehmann
Autor:
Henning Müller-Detert, Corinna Berghahn


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